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Babson, Marian

Babson, Marian

Titel: Babson, Marian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze mit den sieben Leben
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— war das die Antwort? Sie konnte unmöglich das gelesen
haben, was sie glaubte gelesen zu haben. Sie war übermüdet, sie stand unter
Stress, und ihre Fantasie spielte ihr einen Streich. Ihre Fantasie, nicht ihr
Verstand. Nur ein kleiner Aussetzer. Vielleicht der Beginn eines
Nervenzusammenbruchs? Nein, das war auch kein sehr beruhigender Gedanke. Und
das galt auch für den nächsten Gedanken.
    Sie würde
die Seiten noch einmal lesen müssen. Sie musste sich vergewissern,
dass sie diese Zeilen tatsächlich gelesen hatte.
    Sie zwang
sich, zu den verstreut liegenden Blättern zu gehen. Das Ganze war für sie eine
aussichtslose Situation. Sie konnte dabei nur verlieren: Es war übel, wenn der
Text tatsächlich dort geschrieben stand. Und es war noch übler, wenn das nicht
der Fall war.
    »Also los,
geh.« Sie schob Hätt-ich's zur Seite, die auf zwei Blättern saß, und setzte
Bloß-gewusst neben sich auf den Boden. Die Blätter zitterten leicht in ihrer
Hand, während sie beim Sortieren ausschließlich auf die Seitenzahlen starrte.
Dann zog sie sich an ihren Schreibtisch zurück und stierte eine Weile vor sich
hin, bevor sie sich wieder dem Text widmete.
    Ja, es
stand noch immer so dort geschrieben. Überraschend verspürte sie
Erleichterung, in die sich wachsender Ärger mischte.
    Das war
irgendein besonders durchtrieben ausgefeilter Scherz, den sich da jemand
erlaubt hatte. Das konnte nicht anders sein. Und er war überhaupt
nicht witzig. Aber wer würde so etwas tun? Und woher sollte er wissen, dass...?
    Abrupt stand
sie auf und ging zu ihrem Aktenschrank. Alles sah aus wie immer. Keiner von
ihnen schob in der Realität einen verräterischen Papierschnipsel in den
Türspalt, niemand klebte ein Haar darüber. Das gab es nur in den Büchern, die
sie und ihre Kollegen schrieben - und jeder von denen war in der Lage, ein paar
Seiten lang den Stil eines anderen zu imitieren.
    Sie zog die
Mappe mit den letzten Kapiteln heraus, und sofort wusste sie, jemand hatte
darin geblättert. Der goldgeränderte Kneifer war verschwunden.
    Miss
Petunia war hergekommen, um ihr Eigentum zurückzuholen.
    Lorinda schob
den Gedanken zu Seite. Sie durfte sich mit einer solchen Idee gar nicht erst
befassen. Sie hatte nicht völlig den Verstand verloren. Noch nicht. Und solange
sie noch klar denken konnte, musste sie das auch tun. Und wenn sie herausfand,
wer sich diesen gehässigen Scherz geleistet hatte ...
    Sie stellte
die Mappe zurück in den Schrank und steckte das gefälschte Kapitel in einen
großen Umschlag. Dann schaute sie sich um und suchte nach einem geeigneten
Versteck.
    Die Katzen
sahen interessiert zu, wie sie eine Ecke des Teppichs anhob und den Umschlag
darunter verschwinden ließ. Das war nicht sonderlich originell, doch welchen
Sinn machte es, nach einem außergewöhnlichen Versteck zu suchen, wenn der
Verfasser dieser Seiten in diesen Dingen vermutlich genauso bewandert war wie
sie selbst?
    Sie hätte den
Kneifer woanders deponieren sollen, nicht in dieser Mappe. Dort hatte sie
ihn doch versteckt, oder nicht? Jetzt, da der Kneifer verschwunden war,
konnte sie nicht mehr beweisen, dass er je existiert hatte. Aber das war der
Fall gewesen, denn so etwas hätte sie sich nun wirklich nicht einbilden können. Oder etwa doch? Vor ihrem geistigen Auge konnte sie den Kneifer sehen, in
dessen Rand ein winziges »14 kt« eingeprägt war.
    Dummerweise
konnte niemand sonst den Kneifer sehen. Und wenn sie versuchte, jemandem davon
zu erzählen, würde sie sich zum Narren machen — dar wäre vermutlich genau das,
worauf der Scherzbold abzielte.
    Hätt-ich´s
ging vorsichtig über den wieder umgeschlagenen Teppich, um ihn mit den Pfoten
zu untersuchen, während Bloß-gewusst auf dem Schreibtisch saß und das Treiben
ihrer unerschrockenen Schwester beobachtete. Dabei wirkte sie wie eine junge
viktorianische Lady, die händeringend die Kapriolen eines tollkühnen Gentleman
verfolgte.
    Lorinda trat
ebenfalls auf die Stelle, konnte aber kein verräterisches Rascheln hören. Auch
trug der Umschlag nicht so sehr auf, dass man eine Kante hätte spüren können.
    Am besten wäre
es, wenn sie diesen Zwischenfall völlig ignorierte und sich nicht anmerken
ließ, dass sie diese Seiten je gelesen hatte. Für denjenigen, der auf ihre
Reaktion wartete, würde das eine herbe Enttäuschung sein.
    Dennoch blieb
ein unbehagliches Gefühl, was vielleicht damit zu tun hatte, dass jemand in die
Privatsphäre ihres Hauses eingedrungen war. Er hatte an

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