Babson, Marian
du, welches
Theaterstück sollte ich mir ansehen?«
8
Es dauerte
mehrere Tage, ehe Lorinda sich dazu durchringen konnte, weiter an ihrem Buch zu
arbeiten. Hätt-ich's und Bloß-gewusst beobachteten sie interessiert, wie sie
sich ihrem Schreibtisch näherte und dabei immer zwei Schritte vor und einen
zurück machte. So einen Auftritt hatten die beiden von ihr noch nie zu sehen
bekommen.
»Schon gut,
schon gut«, versicherte sie ihnen. »Ich schaffe das, aber drängt mich nicht.«
Es half ihr
nicht, dass die Katzen beschlossen hatte, sich ausgerechnet dort auf dem Boden
zusammenzurollen, wo der Umschlag unter dem Teppich lag. Sie wollten damit
nicht Lorindas Aufmerksamkeit auf diese Stelle lenken, und es hätte sich auch
niemand etwas dabei gedacht, der ihr Arbeitszimmer betrat. Wahrscheinlich war
ihre Wahl aus dem Grund auf diese Stelle gefallen, weil das Papier zusätzlich
isolierend wirkte und diese Ecke des Teppichs ein bisschen wärmer war als der
Rest.
Sie zögerte,
als ihr Blick auf den Papierstapel neben der Schreibmaschine fiel, und als sie
das oberste Blatt umdrehte, zitterte ihre Hand ein wenig. Das Blatt war
unbeschrieben. Hastig sah sie den Rest durch, aber alle Blätter waren leer.
Erleichtert atmete sie aus.
Die Katzen
nahmen eine bequemere Position auf dem Teppich ein und warteten, dass sie sich
an den Schreibtisch setzte. Als sie selbst ruhiger wurde, schienen sich auch
die beiden zu entspannen. Immerhin waren einige Tage vergangen, seit sie das
letzte Mal dort gesessen hatte. Jetzt war für die Katzen die Welt wieder in
Ordnung. Und für sie selbst?
Nur zaghaft
begann sie zu tippen, da sie nach wie vor fürchtete, etwas könnte die Kontrolle
übernehmen und Dinge schreiben, von denen sie selbst überhaupt nichts wusste.
Nach ein paar Absätzen entkrampfte sich ihr Magen, und Miss Petunia setzte den
Kneifer auf ihre lange, schmale Nase auf. Lily beschwerte sich wie gewohnt, und
Marigold schüttelte ihr rotgoldenes Haar, während sie aufgeregt
drauflosplapperte. Keine von ihnen ließ einen Hinweis darauf erkennen, dass sie
irgendwelche finsteren Pläne hegten.
Mit allmählich
wachsendem Selbstvertrauen machte Lorinda sich daran, die verlorene Arbeitszeit
nachzuholen. Ihre Finger sausten über die Tasten, und sie bemerkte kaum, wie es
allmählich dunkel wurde.
Die Katzen
wurden unruhig. Hätt-ich's kam zu ihr und stieß ihre Knöchel mit dem Kopf an,
dann sah sie auf Lorindas Schoß, der für sie unerreichbar war, da sie dicht vor
ihrer Schreibmaschine saß.
»Später«,
sagte sie gedankenverloren, als Hätt-ich's lautstark protestierte.
Bloß-gewusst
dagegen war klar, dass sie besser nicht versuchen sollte, ihr Frauchen zu
stören, doch sie war ebenfalls ungehalten. Beide Katzen standen Nase an Nase
da, unterhielten sich kurz und verließen dann das Arbeitszimmer. Lorinda nahm
das Geräusch der Katzenklappe kaum wahr.
Als sie nach
einer Weile den Kopf hob und in die Realität zurückkehrte, fiel ihr auf, dass
jenseits der Schreibtischlampe alles in Dunkelheit versunken war. In der
Dunkelheit konnte sie die erleuchteten Fenster von Machos Cottage ebenso ausmachen
wie die des Hauses, das sich Freddie mit den Jackleys teilte.
Sie seufzte,
streckte sich und schob den Stuhl zurück. Als hätte sie damit ein geheimes
Signal gegeben, klingelte jemand an der Tür, und gleichzeitig schrillte das
Telefon.
»Hallo?«, fragte
sie, nachdem sie zuerst den Hörer abgenommen hatte. »Einen Augenblick, ich bin
gleich wieder da. Es hat gerade an der Tür geklingelt.«
»Oh-oh!« Das
war unverkennbar Freddies Stimme. »Ich komme gleich rüber. Vielleicht brauchst
du Verstärkung.«
»Was?« Aber
Freddie hatte bereits aufgelegt. Die Türglocke wurde abermals betätigt, und es
klang dringlicher als zuvor.
»Bin schon
da!«, rief sie und lief die Treppe nach unten.
»Ich dachte
mir, du könntest Unterstützung gebrauchen«, sagte Macho ohne Vorrede, als sie
ihm die Tür geöffnet hatte. Er sah sich suchend um. »Wo sind sie?«
»Was um alles
...«, begann sie, doch dann sah sie Freddie, die mit beunruhigter Miene zu
ihrem Haus gelaufen kam. »Sei ruhig und mach dir keine Gedanken«, erklärte
Freddie hastig. »Wenn die Möpse es getan hätten, könnte man Gemma
möglicherweise zur Rechenschaft ziehen. Aber denk immer dran: Ein
Katzenbesitzer ist nicht für das verantwortlich, was seine Katze anstellt. So
sagt es das Gesetz.«
»Das Gesetz?«
Ein ungutes Gefühl überkam sie. »Was haben sie
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