Babson, Marian
»Roscoe ... ?«
»Mrrrraa?«
Roscoe kam ins Wohnzimmer getrottet, offenbar weil er seinen Namen gehört
hatte. Er sprang auf Machos Schoß und ließ sich dort schnurrend nieder.
Hätt-ich's und Bloß-gewusst waren dicht hinter ihm und schauten nachdenklich zu
Lorinda, ehe sie es sich auf dem Läufer vor dem Kamin bequem machten. Offenbar
hatten sie beschlossen, vorerst keinen Nachschlag zu fordern, da sie wussten,
dass sie den auch mit Roscoe würden teilen müssen.
»Natürlich
werde ich ihn nehmen.« In dem Punkt konnte sie Macho beruhigen. »Das würde mir
überhaupt nichts ausmachen.« Außer dass sie dann wahrscheinlich über kurz oder
lang eine größere Katzenklappe einbauen lassen müsste.
»Ich danke
dir.« Er lehnte sich im Sessel nach hinten und kraulte den Kater auf seinem
Schoß. »Vielleicht kommt es auch gar nicht so weit«, murmelte er. »Womöglich
bilde ich mir das alles auch nur ...«
»Macho!« Seine
Haltung hatte etwas erschreckend Vertrautes an sich. »Was i...?«
In diesem
Augenblick wurde die Hintertür zugeworfen. »Hätt-ich's! Bloß-gewusst! Wo seid
ihr?«, rief Freddie. »Ich komme, um euch zu füttern.« Ohne besondere Hast
erhoben sich die beiden und schlenderten in Richtung Küche.
»Wir sind hier
drüben, Freddie«, entgegnete Lorinda. »Komm her und trink was mit uns.«
»Oh.« Sie
tauchte mit schuldbewusster Miene in der Tür auf. »Du bist ja wieder da. Tut
mir leid. Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich nicht so hereingeplatzt. Ich
dachte, du kommst erst heute Abend nach Hause.«
»Ich bin seit
gestern Abend zurück. Keine Sorge, das macht doch nichts.« Was allerdings etwas
machte, war Freddies Erscheinungsbild. Sie wirkte blass und ausgezehrt. Was war
hier nur vorgefallen?
Die Katzen
erkannten, dass sie wider Erwarten doch nicht gefüttert werden sollten, und
kehrten an ihren Platz vor dem Kamin zurück.
»Streiten sich
die Jackleys immer noch?«, fragte Lorinda.
»Sie versuchen
es, aber etwas von dem alten Feuer ist erloschen.« Freddie machte es sich auf
dem Sofa bequem. »Jacks Arm ist noch immer verbunden, daher kann er nicht so
gut mit Gegenständen um sich werfen wie zuvor.«
»Trotzdem
scheinen sie deinen Schlaf nach wie vor zu stören.«
»Wenn du
meinst, ich würde schlecht aussehen«, gab Freddie zurück, »dann solltest du
erst mal Gemma sehen. Ich glaube, die haben sie zu früh aus dem Krankenhaus
entlassen.«
»Und was genau
hatte sie?« Schuldbewusst fiel ihr ein, dass sie sich vorgenommen hatte, Gemma
gleich heute Morgen anzurufen.
»Die Ärzte
konnten nichts Definitives sagen. Sie vermuten, dass sie tatsächlich etwas Verdorbenes
gegessen hat, aber sie wollen auch einen allergischen Schock nicht
ausschließen. Es könnte sogar irgendein unbekanntes neues Virus sein.«
»Niemand sonst
hat dieses Virus eingefangen«, wandte Macho ein. »Also war es wahrscheinlich
eine Allergie.«
»Und Rhylla
steckt in großen Schwierigkeiten«, redete Freddie weiter und tat Gemmas Problem
damit indirekt als unbedeutend ab. »Ihr Sohn rief letzte Woche an und ließ sie
wissen, dass er und seine Frau so viel Spaß in den Staaten haben, dass sie ihre
zweiten Flitterwochen mit einem Skiurlaub in Colorado verbringen werden - ohne
ihre Tochter. Die bleibt zusammen mit ihrer Ratte noch bis in den Januar hinein
bei Rhylla. Ich weiß nicht, wer ihr mehr zu schaffen macht: ihre Enkelin oder
die Ratte.«
»O nein«, rief
Lorinda entsetzt. »Und wie sieht es mit ihrem Abgabetermin aus?« »Nicht gut«,
meinte Freddie finster. »Das Ganze hat auch seine guten Seiten«, warf Macho
ein, der zum ersten Mal an diesem Nachmittag gut gelaunt wirkte. »Für Rhylla
mag das zwar ärgerlich sein, aber es wird Plantagenet Sutton in den Wahnsinn
treiben.«
»Ja, richtig.«
Auch Freddie strahlte auf einmal. »Er hasst Ratten. Eigentlich seltsam, wo er
doch mit ihnen verwandt zu sein scheint.«
Hätt-ich's
zuckte mit den Ohren und hob den Kopf. »Schlaf weiter«, empfahl Lorinda ihr.
»Boswell ist für dich tabu.«
Die Katze ließ
den Kopf langsam sinken, machte dabei aber den Eindruck, als ob sie zu dem
Thema eine andere Meinung hätte.
»Ich habe
überlegt, zum Einkaufen mal nach Marketown zu fahren«, verkündete Freddie
plötzlich. »Will einer von euch mitkommen?«
»Jetzt
gleich?«, fragte Macho. Sein Held mochte impulsiv sein, hier eine Tür
eintreten, dort einen Kiefer zertrümmern, aber er selbst plante seinen
Tagesablauf gerne lange im Voraus.
»Sagen wir...
in zehn
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