Babson, Marian
bei
diesen Bauern nicht anders sein kann, wenn sie tagaus, tagein solche
hochwohlgeborene Anmut vor Augen haben. Irgendwann war der Punkt gekommen, da
er sich nicht länger beherrschen konnte. Er folgte ihr, als sie einen
Spaziergang auf den Wehrgängen unternahm, gestand ihr seine Liebe und ... ja,
vielleicht wagte er sogar den Versuch, sie zu küssen! Als sie ihn völlig zu
recht zurückwies, da stieß er sie über die Brustwehr, und sie stürzte in den
Graben — und damit in ihren Tod.«
»Das ist die
Lösung!«, stimmte Detective Inspector Lord Clandancing ihr zu. »Gute Arbeit,
Lady Briony. Er wird uns nicht entwischen. Läuten Sie nach Croakins, Ferdie.
Wir werden ihn mit seiner Tat konfrontieren.«
»Nein, nein«,
protestierte Miss Petunia. »Das ist doch gar nicht wahr. Der wahre Täter ist
Lord Soddemall, und seine Geliebte hat ihm dabei geholfen!«
»Entschuldigen
Sie mich bitte für einen Moment, Lady Briony«, sagte Lord Clandancing
liebevoll. »Ich muss dieses arme fehlgeleitete Geschöpf zur Räson bringen.«
»Adel verpflichtet«,
erwiderte sie. Ihre Äugen glänzten selig. »Seien Sie nicht zu streng mit ihr, mein
Lieber. Diese Leute wissen es nun mal nicht besser.«
»Aber«, wandte
die ehrbare Sergeant Jasmyn ein, »sie hat doch Beweise gegen ...« Sie
verstummte, als sich alle zu ihr umdrehten und sie wütend ansahen.
»Was wollen
Sie darüber wissen?«, herrschte Lady Briony sie an. »Sie sind das neueste
Mitglied in unserem Team, und Sie sind eigentlich nur hier geduldet.«
»Ganz zu
schweigen davon, dass Sie einen schlechten ersten Eindruck hinterlassen«,
ergänzte Lord Clandancing.
»Ich wollte
sowieso schon mit Ihnen darüber reden. Sie haben eigentlich gar kein Recht, den
Titel einer Ehrbaren zu tragen. Sie sind nur die Tochter eines Pair auf
Lebenszeit.«
»Oh!« Sergeant
Jasmyn fühlte sich zutiefst verletzt. »Wie können Sie nur?« Sie legte eine Hand
aufs Herz und wurde blass.
»Hören Sie«,
wandte sich Lord Soddemall an Miss Petunia, nachdem er zu ihr zurückgekehrt
war. »Sie sehen ein wenig kränklich aus. Trinken Sie doch einen Tee.«
»Eine gute
Idee, Ferdie«, warf Baroness Silvergate ein. »Eine Tasse Tee würde uns allen
guttun.«
»Nein, Ihnen
allen nicht«, widersprach Ferdie hastig. »Ich dachte eher daran, für uns den Napoleon-Brady
und den Champagner aufzumachen. Eine Tasse Tee ist etwas für die alte Dame, und
danach soll Croakins sie nach Hause bringen. Lassen wir ihn noch eine letzte
Aufgabe erledigen, bevor er erfahrt, dass wir ihn durchschaut haben.«
»Hervorragend!«,
freute sich Viscount Unabridged. »Ein Tropfen alter Napoleon ist jetzt genau
das Richtige.«
»Kommen Sie
doch mit nach oben«, schlug Floribel vor. »Da haben wir es viel bequemer.« Beim
Anblick der blutigen Rinnsale auf dem Boden rümpfte sie die Nase. »Hier unten
wird es allmählich ungemütlich.«
»Das stimmt,
meine Liebe«, sagte Lord Soddemall. »Bring unsere Gäste nach oben, ich komme
nach, sobald diese Frau ihren Tee getrunken hat.«
»Nein!« Miss
Petunia versuchte die Hand wegzustoßen, die die Tasse an ihren Lippen ansetzte.
»Keinen Tee!«
Der Rand der
Tasse schlug gegen ihre Zähne, ein Teil der Flüssigkeit lief ihr in den Mund,
der Rest tropfte von ihrem Kinn. Vergeblich versuchte sie zu verhindern, dass
sie den Tee schluckte, doch er lief ihr unerbittlich in die Kehle.
»Hilfe!«,
röchelte Miss Petunia schwach. »Hilfe!«
»Meine
Instinkte sind keinen Deut schlechter als die
Ihren!«,
beharrte Jasmyn, während sie einer nach dem anderen nach oben gingen. »Ich habe
sogar einen Mann abgewiesen, der es wagte, mir bloßen Reichtum zu bieten.
>Sie soll ich heiraten? Einen Börsenmakler?<, sagte ich zu ihm. >Auch
wenn ich bloß die Tochter eines Pair auf Lebenszeit bin, lege ich dennoch Wert
auf einen gewissen Standard.< «
»Hilfe!« Schluck, schluck. »Hilfe ...«
»Oh, das haben
Sie schön gesagt«, lobte Baroness Silvergate sie. »Vielleicht können wir ja
noch was aus Ihnen machen. Einen geeigneten Ehemann ... natürlich einen
jüngeren Sohn ...«
»Hilfe ...«,
röchelte Miss Petunia kaum noch wahrnehmbar.
»Vielen,
vielen Dank«, erwiderte Jasmyn freudig. Sie ging als Letzte die Treppe hinauf,
so wie es ihrem niederen Rang angemessen war.
»Hilfe ...« Es
war nur noch Lord Soddemall da, der sie hätte hören können. Miss Petunia nahm
wahr, wie sie auf den Boden gelegt wurde. Die Stimmen verklangen in der Ferne,
und es war niemand da, der ihr hätte
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