Babson, Marian
helfen können.
Das war ...
d a s E n d e
»Nimm dies!«,
fauchte Lorinda ihre Fantasieprodukte an und zog die Seite aus der
Schreibmaschine. Dann warf sie einen nervösen, fast abergläubischen Blick nach
oben, nur um sicherzugehen, dass kein Blitz vom Himmel auf sie
herabgeschleudert wurde.
Allmählich
entwickelte sie sich zum Nervenbündel, wenn es bei ihr vielleicht auch nicht so
schlimm war wie bei Macho, dessen Auftritt neulich abends ihr noch gut im
Gedächtnis geblieben war. Seit dem Vorfall hatte er jeden Kontakt zur Außenwelt
abgebrochen, reagierte nicht auf die Türglocke und ging auch nicht ans Telefon.
Nicht einmal Roscoe war irgendwo zu sehen gewesen.
Genau genommen
waren sie alle in den letzten Tagen sehr für sich geblieben. Es war fast so,
als hätte die Party jegliche Weihnachtsstimmung weggespült. Aber so viel
Stimmung war ohnehin nicht vorhanden gewesen.
Vielleicht lag
Dorian mit seiner Idee, in wärmeres Klima zu entfliehen und den Rest der Welt
einfach hinter sich zu lassen, richtig. Kurz vor Tagesanbruch an diesem Morgen
war eine Limousine der Fluggesellschaft vorgefahren, um ihn zum Flughafen zu
bringen. Von dort ging es mit einem Flieger in die Karibik, wo er sich die
nächsten zwei Wochen während einer Kreuzfahrt in der Sonne aalen würde.
Wenn sie es recht
überlegte, war Lorinda gar nicht so sicher, ob sie mit ihm hätte tauschen
wollen. Zwar blieb Dorian auf diese Weise vor dem heimischen Weihnachtstrubel
verschont, doch auf dem Schiff würde er den zwanghaften weihnachtlichen
Aktivitäten gnadenlos ausgeliefert sein - Christbaum und Knallbonbons,
Partyhüte und Truthahn, alberne Spiele und Weihnachtsglückwünsche von
wildfremden Leuten. Eigentlich passte es überhaupt nicht zu Dorian, sich auf so
etwas einzulassen. Bestimmt wäre er besser zu Hause geblieben und hätte sich so
wie Macho daheim verbarrikadiert, bis die Feiertage vorüber waren. Allerdings
kursierten Gerüchte, dass Dorian, nachdem er inzwischen alle seine Freunde und
Kollegen um sich geschart hatte, zu jeder Verzweiflungstat bereit war, nur um ihrer
Gegenwart zu entfliehen.
Tock-tock...
tock-tock ... Ein leises Klopfen aus dem Erdgeschoss zog ihre
Aufmerksamkeit auf sich. Nein, das war nicht die Katzenklappe, sondern ein
anderes, ungewohntes
Geräusch. Was
konnte das sein? Sie stand vom Schreibtisch auf und ging nach unten.
Es kam von
draußen, von der anderen Seite der Haustür. Irgendwas war da los. Sie fasste
nach dem Türgriff, dann zog sie abrupt die Tür auf.
»Oh,
entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht stören.« Gordie stand dort, in einer
Hand einen Hammer. »Das sollte eigentlich eine Überraschung werden.
Weihnachtsgrüße für Sie und die Pettifogg-Schwestern von Dorian und Field Marshal
Sir Oliver Aldershot.«
Ein riesiger
Weihnachtskranz hing schief an der Tür. Tannenzweige, die zu einem Kreis gedreht
worden waren, besetzt mit silbern lackierten Tannenzapfen und roten Beeren,
verziert mit roten und silbernen Schleifen, wunderbar wohlriechend, aber ...
»Wie ... nett
von ihnen«, erwiderte Lorinda unterkühlt. Sie hatte nicht vorgehabt, einen
Kranz aufzuhängen, weder in diesem noch in irgendeinem anderen Jahr. Sie hatte
ihre Lektion gelernt, was solche Kränze anging. Die Katzen betrachteten diesen
Türschmuck als eine Mischung aus persönlicher Herausforderung und Trimmgerät.
Sie sprangen daran hoch, schaukelten hin und her, rissen ihn zu Boden und
zerlegten ihn in seine Bestandteile, sie versuchten, die Beeren zu vertilgen,
und mit den Tannenzapfen spielten sie Fangen.
»Dorian wollte
Sie alle wissen lassen, dass er in Gedanken bei Ihnen ist«, redete Gordie weiter.
Ein Stück hinter ihm stand eine Schubkarre mit einem ganzen Berg von Kränzen.
Offenbar war sie die Erste auf seiner Runde gewesen.
»Nun . ..« Tock-tock ... tock-tock...
»Ich mache das
noch eben fertig, und dann bin ich auch schon wieder weg. Es sei denn, ich kann
sonst noch irgendetwas für Sie tun«, fügte er höflich an.
Lorinda sah
ihm schweigend und vor Kälte zitternd zu, wie er den Kranz befestigte. Zwar
machte er seine Arbeit gut, aber sie würde dennoch auf ihre Katzen setzen.
»So, das
wär's.« Er trat einen Schritt nach hinten und bewunderte seine Arbeit, da sie
das offenbar nicht vorhatte. Ihr Schweigen schien ihn nervös zu machen, während
sie seine erwartungsvolle Haltung als irritierend empfand. Es kam ihr stets so
vor, als warte er darauf, von ihr irgendwelche Weisheiten in
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