Babson, Marian
wurde bewusst, dass Jack sie fragend ansah. Sie hatte kein Wort
von dem mitbekommen, was er gesagt haben musste. »Ich ... ich habe das gerade
nicht gehört. Es ist hier so laut.«
»Schon okay.
Allmählich gewöhne ich mich daran, wie Sie alle ticken. Entweder Sie sind wie
Freddie und reißen mir den Kopf ab, nur weil ich einen Witz gerissen habe, oder
Sie machen es wie Macho oder meine Frau und sehen einfach durch mich hindurch.
Und als Ausrede bekomme ich immer zu hören, dass Sie gerade über Ihr neues Buch
nachdenken.«
»Tut mir leid.«
In Lorinda regten sich Schuldgefühle wegen der Art, wie sie mit Jack umgingen,
doch im Grunde hatte sie nicht vor, sich deswegen Vorwürfe zu machen. »Aber so
ist das nun mal.«
»Ist nicht Ihre
Schuld.« Seine Aufmerksamkeit galt der Gruppe um Dorian, zu der auch seine Frau
gehörte, die an seinen Lippen zu kleben schien, um ja kein Wort zu verpassen.
Jack hielt seine Kamera so fest umklammert, dass er vor Schmerz zusammenzuckte.
»O Mann«,
schimpfte er. »Den Typ würde ich zu gern fertigmachen. Ein Foto von ihm, wie er
in der Nase bohrt. Oder etwas Schlimmeres. Ich möchte ihn in der Luft
zerfetzen. Ich möchte ...«
... ihn tot
sehen. Die unausgesprochenen Worte hingen so deutlich in der
Luft, als ob er sie tatsächlich gesagt hätte. Jack warf ihr einen verstohlenen
Blick zu, um festzustellen, ob sie es auch gehört hatte. Lorinda versuchte,
eine ausdruckslose Miene zu wahren.
»Dorian ist in
großartiger Verfassung.« Freddie kam zu ihnen herübergeschlendert. »Die
Kreuzfahrt hat ihm wirklich gutgetan.«
»Vielleicht
sollten wir das auch mal versuchen«, sagte Macho, der sich ihnen von der
anderen Seite näherte. »Wir brauchen irgendeine Art von Ablenkung. Vor uns
liegen Monate der Dunkelheit und des Nebels, bis es endlich
Frühling wird.
Ich freue mich nicht darauf, hier den Februar zu verbringen. Oder den März.«
»Warum
schicken wir nicht einfach Dorian wieder weg?«, meinte Jack verbittert. »Das
würde für mich die Atmosphäre um einhundert Prozent verbessern.«
»Schhht«,
machte Freddie. »Er kommt zu uns.«
»Ist mir doch
egal«, gab Jack zurück, schwieg dann aber.
»Ah, eine
Schar Kollegen.« Dorian war bei ihnen angelangt. Er war gebräunt, er sah erholt
aus, und die Fältchen in seinen Augenwinkeln zeugten davon, dass er sich gut
amüsierte. Sein Blick fiel auf Jack. »Jedenfalls fast«, fügte er dann hinzu.
Jack
reagierte, indem er einen Schritt nach hinten trat, die Kamera hob und ein Bild
schoss, offenbar in der Absicht, Dorian mit dem Blitz zu blenden. Aber der war
zu schnell für ihn und wich zur Seite aus, woraufhin Jack die Kamera sinken
ließ und sich zu seiner Frau begab.
»Freddie, du
hast abgenommen«, sagte Dorian. »Du siehst deiner Wraith immer ähnlicher.«
Niemand außer ihm lachte über diesen Scherz.
»Und du,
Macho? Wie viele Blondinen hast du in meiner Abwesenheit ins Bett gekriegt?«
Auch diesen Witz fand nur er selbst komisch.
»Lorinda, dich
werde ich nicht mit einer deiner Serienfiguren vergleichen, dafür bist du noch
zu hübsch und zu jung ... in ein paar Jahren vielleicht...«
Lorinda
musterte ihn genauso frostig wie die anderen. Der Gedanke, Dorian noch auf
Jahre hinaus um sich zu haben, machte ihr Angst. Wie hatten sie sich nur von
ihm in diese Falle locken lassen können? Zugegeben, Brimful Coffers war ein
sympathisches Dorf, die meisten Bewohner waren nette Leute ... zumal Plantagenet
nicht länger unter ihnen weilte. Und es konnte nur noch besser werden ... wenn
Dorian nicht mehr hier war.
Der schaute
sich unübersehbar unzufrieden um und schien zu überlegen, wen er bislang noch
nicht beleidigt hatte.
Sein Blick
fiel auf Jack, der sich daraufhin prompt versteifte, und dann schlenderte
Dorian auch schon zu ihm. Karla reagierte erfreut, als sie ihn näher kommen
sah. Wenigstens sie war froh darüber, ihn zu sehen, Jack dagegen hob abwehrend
seine Kamera, als sei sie ein Schutzschild.
»Ich weiß ja
nicht, wie es Dorian geht«, überlegte Freddie, »aber auf jeden Fall sieht es so
aus, als würde sich Karla noch mehr für ihn interessieren, nachdem sie ihn zwei
Wochen lang nicht gesehen hat.«
»Vielleicht
war das ja auch seine Absicht«, erwiderte Macho. »Falls zwischen den beiden
tatsächlich etwas läuft, war Karla für seinen Geschmack möglicherweise zu
zaghaft.«
»Es könnte
aber auch sein«, gab Freddie zu bedenken, »dass er gehofft hatte, ihr Interesse
an ihm würde in der Zwischenzeit etwas
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