Babson, Marian
abkühlen. Ich glaube, die Situation
gefällt ihm so, wie sie sich im Moment darstellt. Was Karla will, steht auf
einem anderen Blatt.«
»Ich verstehe
nicht, warum sie sich nicht einfach scheiden lässt«, sagte Lorinda. »Sie hat
doch keine religiösen Skrupel, oder?«
»Religion hat
damit nichts zu tun.« Freddie sah sie mitleidig an. »Es sei denn, du
bezeichnest Mammon als eine Religion.«
»Aber sie muss
sich doch keine Gedanken um irgendwelche Unterhaltszahlungen machen«, wandte
sie ein. »Ich hätte gedacht, dass sie genug verdient, um davon ihren
Lebensunterhalt zu bestreiten.«
»Hast du schon
mal was von Gleichberechtigung gehört?«, fragte Freddie. »Das Problem ist, wie
viele Frauen nun feststellen müssen, dass das Prinzip für alle Beteiligten
gilt. Es ist nicht automatisch der Mann, der für alles zahlen muss. Wenn die
beiden sich scheiden lassen, und er kann belegen, dass er sie in den ersten
Jahren ihrer Kartiere unterstützt hat — was ihm ganz sicher auch gelingen wird
-, dann hat er einen Anspruch auf die Hälfte ihrer Einnahmen aus
Urheberrechten.«
»Waaas?«, krächzte
Macho fassungslos.
»Das ist ja
obszön!« Lorinda spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich.
»So will es
das Gesetz, und diese Rechtsprechung setzt sich allmählich auch hier durch. Es
ist das gleiche Prinzip, das auch für Frauen gilt, die zu Hause geblieben sind
und die Kinder großgezogen haben, während der Mann das Geld verdient hat. Sie
haben ihren Teil zum gemeinsamen Wohl beigetragen und dürfen deshalb nicht leer
ausgehen.« Freddie warf Macho einen ironischen Blick zu. »Sei froh, dass du
deine Scheidung schon so lange hinter dir hast. Heute könnte deine Ex dich bis
aufs Hemd ausnehmen.«
Macho trank
einen kräftigen Schluck, und für einen Moment sah es so aus, als hätte er mit
Vergnügen auf einem Wurm herumgekaut, sofern sich einer in seinem Glas befunden
hätte.
»Wenn du mich
fragst«, redete Freddie weiter, »ist das auch der Grund, warum Karla so sehr
darauf aus ist, die Miss Mudd -Bücher zu schreiben. In diesem Fall
liegt das Urheberrecht definitiv nicht bei ihr, und so gewinnt sie Zeit und
bekommt Honorare gezahlt, während sie in Ruhe nachdenken kann, was sie aus
ihrer momentanen Situation machen soll. Entweder sie beißt in den sauren Apfel
und schießt Jack im übertragenen Sinn ab oder ...« Sie trank ihr Glas leer.
»Oder sie schießt ihn tatsächlich ab, was eine sauberere und billigere Lösung
wäre als eine Scheidung.«
»Und Jack
hatte schon einen hässlichen >Unfall<, der ihn das Leben hätte kosten
können.« Es hatte etwas Surreales, in diesem vornehm eingerichteten Wohnzimmer
zu stehen und in aller Seelenruhe darüber zu spekulieren, wer von den
Anwesenden
Mörder oder Opfer werden könnte. Aber Lorinda konnte es nun mal nicht
verhindern, dass ihre beruflichen Instinkte sich zu Wort meldeten.
»Ein Unfall
wäre die beste Methode.« Macho kniff die Augen zusammen. Offenbar war Lorinda
nicht die Einzige, deren Beruf in diesem Moment ihre Denkweise bestimmte.
Gemeinsam
musterten sie die Gruppe am anderen Ende des Raums und überlegten, wie groß die
Chancen waren, dass die Fiktion von der Realität eingeholt wurde.
»Es führt zu
nichts.« Macho gab als Erster auf. »Dafür sind wir alle zu zivilisiert. Wir
begehen solche Taten nur auf dem Papier.«
Auf dem
Papier.. . Unwillkürlich lief Lorinda ein Schauer über den Rücken.
Sie konnte ihre beunruhigenden Gedanken in die hintersten Winkel ihres
Verstandes verbannen ... ihres Verstandes ... aber ein falsches Wort genügte,
um sie wieder zum Vorschein kommen zu lassen.
»Darauf würde
ich nicht wetten.« Freddie beobachtete nach wie vor die Gruppe. »Aber ich würde
Geld darauf setzen, dass Jack einen Mord an Dorian verüben würde, wenn er sich
sicher wäre, damit durchzukommen.«
»Das dürfte
auf eine Menge Leute zutreffen.« Macho schaute von einem Grüppchen zum
nächsten. Es war erschreckend zu sehen, dass bei jedem eine dunkle Seite zum
Vorschein kam, wenn man ihn sich als potenziellen Verdächtigen vorstellte.
Lorinda
schauderte abermals und war froh, als sie Betty Alvin und Jennifer Lane
entdeckte, die zu ihnen kamen. Betty sah wiederholt über ihre Schulter, als
wolle sie sicherstellen, dass ihr Abstand zu Dorian ausreichend groß war.
Schließlich würde er ihr nicht so leicht verzeihen, dass sie ihn am Morgen
seiner Abreise im Stich gelassen hatte und er gezwungen gewesen war, seine
restlichen Sachen selbst
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