Babson, Marian
Termin«, entgegnete Freddie, wich ein paar
Schritte zurück, ging hinter einer Gruppe Londoner in Deckung und war im
nächsten Moment verschwunden.
»Früher oder
später werden wir sie ohnehin kennenlernen müssen«, sagte Lorinda, packte Macho
fest am Ellbogen und schob ihn vor sich her, bevor er so wie Freddie
untertauchen konnte.
Als Lorinda
wenig später die Flucht ergriff, verspürte sie eine Erleichterung, die dem
Anlass völlig unangemessen war. Eigentlich war gar nichts Schlimmes
vorgefallen. Ondine hatte sich nicht beleidigend geäußert, und sie war auch
nicht so unmöglich, wie ihr Ruf es vermuten ließ. Dennoch hatte Lorinda deutlich
gespürt, dass über ihnen allen ein Damoklesschwert schwebte, und erst als sie
sich mit Macho ihrem Haus näherte, konnte sie wieder tief durchatmen.
»Kommst du noch
auf einen Drink mit rein?«
»Danke, jetzt
nicht.« Er schien sich unbehaglich zu
fühlen, und
die Art, wie er sich umsah, hatte etwas Unheilverkündendes an sich. »Ich hole
nur meinen Kleinen ab dann arbeite ich weiter an meinem Buch. Ich habe den
ganzen Tag nichts daran gemacht.«
Roscoe schlief
fest und blinzelte nur kurz, als Macho ihn in die Arme nahm. Hätt-ich's und
Bloß-gewusst waren da schon aufmerksamer und betrachteten Lorinda
hoffnungsvoll, während sie überlegten, ob sie ihnen etwas zu essen mitgebracht
hatte.
»Mach die
Kühlschranktür erst auf, wenn ich mit Roscoe draußen bin«, sagte Macho, öffnete
die Hintertür, schaute nach links und rechts, als müsse er eine stark befahrene
Straße überqueren, dann eilte er davon.
Lorinda sah
ihm vom Fenster aus nach, bis er von Schatten zu Schatten huschend sein Haus
erreicht hatte. So oft, wie er sich auf dem kurzen Stück umschaute, musste sich
Lorinda unwillkürlich fragen, ob er auf dem besten Weg zu einem
Nervenzusammenbruch war. Oder gab es irgendeine vernünftige Erklärung für sein
immer seltsameres Verhalten? War seine Ex-Frau womöglich aufgetaucht, mit
irgendeiner gerichtlichen Verfügung, der er sich zu entziehen versuchte?
Hätt-ich's
beschwerte sich lautstark, während sie vor dem Kühlschrank auf und ab ging.
Dagegen saß Bloß-gewusst ganz ruhig da und betrachtete sie vertrauensvoll.
Diese Miene brachte Lorinda dazu, den beiden mehr Lachs aus der Konservendose
zu geben als sie eigentlich beabsichtigt hatte.
Ihr war schon
beim Hereinkommen aufgefallen, dass das Lämpchen des Anrufbeantworters blinkte
und auf eine aufgezeichnete Nachricht hindeutete. Da sie es nicht sonderlich
eilig hatte, schlenderte sie ins Wohnzimmer und drückte die Wiedergabetaste.
Sie hoffte, dass tatsächlich eine Nachricht hinterlassen worden war und nicht
einer von diesen Technik-Angsthasen angerufen hatte, die gleich
wieder
auflegten, wenn sie feststellten, dass sie mit einer Maschine sprechen sollten.
Für Sekunden
herrschte Stille, dann meldete sich eine Stimme, die sie noch nie gehört hatte,
die sie dennoch sofort erkannte, weil sie exakt so klang, wie Lorinda es sich
immer vorgestellt hatte.
»Oh, Sie sind
schrecklich. Sie müssen damit aufhören! Unbedingt! Die beiden sind so wütend,
dass ich sie nicht mehr lange besänftigen kann. Die wollen ... Sie aus dem Weg
räumen ... bevor Sie uns aus dem Weg räumen können. Es ist ihnen Ernst. Die
glauben mir nicht, wenn ich ihnen sage, Sie würden so etwas niemals tun ...«
Die Stimme zitterte. »Oder? Das würden Sie doch nicht tun, oder? Nein, nein,
das könnten Sie nicht! Aber das verstehen die beiden nicht. Sie planen, Sie von
der Bildfläche verschwinden zu lassen. Bitte sagen Sie ihnen, dass Sie uns für
immer weitermachen lassen. Versprechen Sie mir, dass Sie ...«
»Marigold!«
Aus dem Hintergrund ertönte eine energische, herrische Stimme. Auch die konnte
Lorinda sofort zuordnen. »Marigold, was machst du da?«
»Nichts,
Petunia«, erwiderte sie erschrocken. »Gar nichts. Bitte«, flüsterte sie
dann eindringlich. » Bitte ...« Die Leitung wurde unterbrochen.
Lorinda stand
wie erstarrt da und betrachtete entsetzt den Anrufbeantworter. Die Katzen kamen
herein, beleckten sich und musterten sie aufmerksam, da sie merkten, dass etwas
nicht stimmte.
Sie ließ das
Band zurücklaufen, atmete tief durch und drückte erneut die Wiedergabetaste.
Nichts
geschah.
Das Band lief,
doch es wurde keine Nachricht abgespielt. Lorinda ließ es eine Weile laufen,
spulte es wieder zurück und versuchte es erneut.
Auch jetzt war
nur das leise Surren des Bandes zu hören.
Minutenlang
spulte sie das
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