Baby, Liebe, Glück
Frühstückstresen.
„Wir haben keins im Haus.“
Sie zog einen Schmollmund. „Du hast aber versprochen, Eis zu kaufen.“
„Ich weiß, aber ich habe es vergessen.“ Cam wollte seine Tochter nicht verwöhnen, aber heute war ein besonderer Tag. „Was hältst du davon, wenn du dir die Hände wäschst und wir zu Walton’s gehen?“
„Wer ist Walton?“
Er lächelte. „Walton ist kein Mensch, sondern der Ort, an dem es das leckerste Eis von ganz Pinehurst gibt.“
„Wirklich?“ Sie strahlte ihn an.
„Wirklich.“
Sie sprang vom Hocker und schlang die Arme um seine Taille. „Danke, Daddy. Du bist der Beste.“
Zwanzig Minuten später reichte er Maddie ihr Erdbeereis, nahm von dem Teenager hinter dem Tresen seine beiden Kugeln Nusseis entgegen und hielt nach einem freien Tisch Ausschau. Es gab keinen.
„Da ist meine Lehrerin, Daddy“, sagte Maddie in genau der Sekunde, in der Cams Blick Ashley erfasste. Sie saß mit ihrer Schwester an einem Tisch auf der anderen Seite des Raums.
„Ihr Name ist Miss Ashley“, erinnerte seine Tochter ihn.
Er nickte.
„Sie ist sehr hübsch“, fuhr Maddie fort. „Und sie lächelt oft und schreit nicht. Nicht mal, als der dünne Junge mit dem lockigen Haar sich in die Hose gepieselt hat.“
Seine Mundwinkel zuckten. „Nicht mal dann?“
Maddie schüttelte den Kopf.
„Also wird die erste Klasse vielleicht doch nicht so schlimm, oder?“
„Vielleicht. Aber das kann man noch nicht wissen.“
Lächelnd ging er mit ihr zu Ashley und Megan.
„Wie es aussieht, feiert noch jemand den ersten Schultag mit einem Eis“, sagte Ashley zu dem kleinen Mädchen.
„Es erschien uns angemessen“, erwiderte Cam.
„Ja, uns auch“, antwortete Megan, als Ashley ihn weiterhin ignorierte.
„Aber es gibt keinen freien Tisch. Deshalb haben wir gehofft, dass wir uns zu euch setzen dürfen.“
„Natürlich“, sagte Megan, schaute jedoch besorgt zu ihrer Schwester hinüber.
Ashley rutschte zur Seite, um Platz für seine Tochter zu machen. Maddie lächelte scheu und stellte ihren Eisbecher auf den Tisch, bevor sie sich neben ihre Lehrerin setzte.
„Danke.“ Cam nahm den Platz neben Megan. „Ich kann mich nicht erinnern, dass es hier jemals so voll war.“
„In zwölf Jahren ändert sich viel“, sagte Ashley.
Er sah sie an und spürte zwischen ihnen ein Knistern, das nichts mit ihrer Verärgerung zu tun hatte.
„Und manche Dinge ändern sich nie“, entgegnete er.
Ashley aß ihr Schokoladeneis so schnell wie noch nie. Seit sie Cam in der Schlange vor dem Tresen entdeckt hatte, wollte sie weg von hier. Zum Glück hatte ihre Schwester gemerkt, wie unwohl sie sich fühlte, und ihr Eis ebenso hastig verspeist.
Erst nachdem sie sich von Cam und Maddie verabschiedet hatte, fiel Ashley ein, dass sie Megan noch nicht nach dem Grund ihres Überraschungsbesuchs gefragt hatte. Rasch holte sie es nach.
„So wichtig war es nicht.“
„Wichtig genug, um zu mir in die Schule zu kommen.“
Ihre Schwester seufzte. „Weil ich es dir als Erste erzählen wollte, aber du hast genug eigene Probleme.“
Ashley kannte Megan gut und ahnte, was sie verschweigen wollte.
„Du bist schwanger“, erriet sie.
Meg nickte.
Ashley schluckte.
Ihre Schwester bekam ein Baby.
In ihr rangen Freude und Neid miteinander. Sie wollte sich für Megan freuen. Sie freute sich für sie. Und doch fragte sie sich, warum Megan so viel Glück hatte, während bei ihr alles schiefzugehen schien.
Vor etwas über sechs Monaten hatten sie und Paige Megan überredet, Gary Richmond zu Ashleys Verlobungsparty einzuladen. Megan hatte sich nur darauf eingelassen, weil sie sicher gewesen war, dass Gary ihr einen Korb geben würde. Aber das hatte er nicht getan, und schon beim ersten Date der beiden hatte Ashley gesehen, wie es zwischen ihnen funkte. Außerdem hatte sie bei den beiden etwas wahrgenommen, das der Mann, den sie heiraten wollte, bei ihr nicht auslöste.
Aber Ashley hielt an der Beziehung fest, denn sie war überzeugt, dass es Wichtigeres gab als Gefühle. Für sie kam es vor allem auf gemeinsame Interessen und Ziele an. Aber vielleicht hatte sie sich nur vorgemacht, dass sie und Trevor so viel gemeinsam hatten – weil sie unbedingt heiraten und die Familie gründen wollte, die sie sich so sehr wünschte.
Trotzdem war sie nicht verzweifelt genug, um die Tatsache zu ignorieren, dass er sie betrog. Im Gegenteil, sie war am Boden zerstört gewesen. Und insgeheim vielleicht sogar ein bisschen
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