Babylon 5 - Krieg der Verschwörer
Larkins Akte hatte sie sich bis zum Schluß aufgehoben. Ich darf nicht ungerecht sein , sagte sie zu sich selbst. Ich habe solche Vorurteile gegen den Kerl, daß ich mich besonders bemühen muß, ihn nicht vorschnell schuldig zu sprechen. Deshalb hatte sie ja auch die letzten paar Stunden damit zugebracht, die Personalakten von ungefähr zweihundert Unschuldigen durchzusehen. Zuerst hatte sie eine Art Liste möglicher Verdächtiger angefertigt und sich dann zu den unwahrscheinlicheren Kandidaten vorgearbeitet.
In Ordnung , dachte sie verbittert. Jetzt war ich gerecht genug. Kimm dich in acht, Ilias! Jetzt komme ich . Sie holte sich Larkins allzu perfekte Akte auf den Bildschirm. Niemand hat eine perfekte Personalakte , dachte Susan zynisch. Na ja, ich schon. Sie grinste boshaft. Ich muß also wissen, wie so etwas aussieht . Und Ilias Larkins Tauglichkeitszeugnisse waren irgendwie eigenartig formuliert. Also ich finde, entweder lobt man einen über den grünen Klee oder nicht. Von allen Personalakten, die ich gesehen habe, sind seine die ersten, die ich als vorsichtig enthusiastisch bezeichnen würde. Als sie darüber nachdachte, fiel ihr unangenehm auf, daß keiner von Larkins vermeintlichen Mentoren auf ihre Anrufe reagiert hatte.
»Computer«, befahl sie, »irgendwelche Nachrichten für mich von…« Sie nannte die Namen der letzten drei Vorgesetzten in Larkins Akte.
»Keine Nachrichten von den angegebenen Personen«, kam prompt die Antwort des Computers.
Eigenartig , dachte Ivanova. Sie wurde immer mißtrauischer. Wieso antworteten sie nicht, wenn sie nichts zu verbergen hatten? »Wann habe ich meine Anfragen an diese Leute abgeschickt?«
»Es gibt keine Aufzeichnungen über Nachrichten, die während der letzten sechs Monate an diese Personen abgeschickt wurden.«
Wie bitte?
Susan holte sich ihre Briefdatei auf den Schirm und fand die drei Briefe. Also habe ich sie wenigstens geschrieben. Nach allem, was in letzter Zeit passiert war, hatte sie einen Augenblick lang sogar daran gezweifelt. Gut, gut, gut. Hier hat sich jemand verdammt viel Arbeit gemacht. Sie biß sich wütend auf die Lippen. Fragt sich bloß, wer? Sie öffnete eine Leitung zum Stützpunkt auf Io und bat darum, mit Commander Trey Arkanos zu sprechen.
»Commander Arkanos«, begann sie, nachdem sie sich vorgestellt hatte, »ich rufe Sie wegen Ilias Larkin an.«
Das schmale Gesicht des Commanders zuckte kurz, er sah sie jedoch weiterhin freundlich an. »Ja?« antwortete er vorsichtig.
»Sie haben ihm ein sehr gutes Zeugnis ausgestellt«, versuchte ihn Ivanova zu ködern.
Er runzelte leicht die Stirn. »Sehr gut würde ich nicht sagen. Besonders schlecht war es nicht, obwohl seine Leistungen nicht gerade übermäßig lobenswert waren. Wie zum Teufel hat er es nur geschafft, nach Babylon 5 versetzt zu werden?«
»Er hat darum gebeten, und nach seinen Zeugnissen zu urteilen hat er hervorragende Arbeit geleistet.«
Arkanos schüttelte den Kopf, ehe sie ihren Satz beendet hatte. »Wenn er einen guten Tag hatte, waren seine Leistungen angemessen. Die meiste Zeit war er mehr eine Last als eine Hilfe. Die Hälfte der Fehler, die unter meinem Kommando gemacht wurden, waren darauf zurückzuführen, daß wir ihn ständig im Auge behalten mußten. Er ist mir ganz schön auf die Nerven gegangen. Tatsache ist«, fuhr er mit nachdenklichem Gesichtsausdruck fort, »daß ich, soweit ich mich erinnern kann, offiziell gesagt habe, daß man den Mann einer anderen Abteilung zuteilen sollte. Als er dann wirklich versetzt wurde, dachte ich, man hätte meinen Rat befolgt. Also habe ich mir nicht die Mühe gemacht, die Sache weiter zu verfolgen.«
Sie haben sich also nicht die Mühe gemacht, die Sache weiter zu verfolgen , dachte Susan düster, weil Sie Angst hatten, Sie könnten ihn zurückbekommen, wenn Sie Interesse an dem Kerl zeigen . Und Susan, die Empfängerin des unfähigen und leicht erregbaren Mr. Larkin, hätte den Burschen am liebsten mit dem Vermerk ›Zurück an Absender‹ auf seinem Hinterteil zum Stützpunkt auf Io zurückbefördert.
Offenbar konnte man ihr ansehen, was sie dachte, denn Arkanos verteidigte sich: »Er war nicht direkt ein Versager, er hat sich nur nicht eingefügt. Und merkwürdig… er war so seltsam und unberechenbar, so launisch. Niemand ist mit ihm gut ausgekommen. Dabei hat er nie wirklich etwas falsch gemacht. Er hat nur…«
»… nie etwas wirklich richtig gemacht«, beendete Ivanova den Satz für ihn. »Als Sie sagten
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