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Babylon: Thriller

Babylon: Thriller

Titel: Babylon: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. J. McIntosh
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gestorben! Ich habe die Wahrheit gesagt.«
    Kurz und präzise; durchaus verständlich, denke ich.
    Die zweite Nachricht kam von Eric Nolan. In dieser Woche sollte ein Holbein versteigert werden. Als das Stück das letzte Mal zum Verkauf stand, hatte es die Millionengrenze geknackt. Eric wollte, dass ich ihn vertrat; die Provision ließ mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. In seiner letzten Nachricht, die er an diesem Morgen geschickt hatte, gab er mir Zeit bis zum Nachmittag, mich zu entscheiden. Es war jetzt 13:40 Uhr. Wie sollte ich mir die Zeit nehmen, die Herkunft des Werks zu recherchieren und dann zu einer Auktion zu gehen, während ständig diese Drohung über mir schwebte? Ich tippte eine Antwort an Eric ein, drückte darin mein tiefes Bedauern aus, sein Angebot nicht annehmen zu können, und verfluchte mein Pech.

Zwölf
    An der Lösung von Hals Rätsel zu arbeiten hatte oberste Priorität, aber ich war von der Droge immer noch angeschlagen und brauchte ein wenig Zeit, um nachzudenken und mich zu orientieren. Ich wollte das Gewimmel der Stadt und den ständigen Verkehrslärm hinter mir lassen. Und die Sonne im Gesicht spüren.
    Als ich mein Gebäude verließ, lief ich vor eine Wand aus warmer Luft. Es war draußen heiß genug, um direkt auf den Steinplatten der Bürgersteige Hamburger zu grillen. Die Luft war zum Schneiden dick und legte sich wie eine schwere Last auf meine Schultern. Von den Abgasen tausender Fahrzeuge hatte der Himmel am Horizont eine bräunliche Farbe angenommen. Schwefliger Geruch stieg durch die Gullydeckel auf und erinnerte mich daran, dass sich, wie in einer Stadt des Altertums, eine weitere Metropole unter Manhattan ausbreitete: ein Netz von Rohren, stillgelegten U-Bahn-Tunneln, alten Steinbrüchen und unterirdischen Flüssen, alle schon seit langem begraben und vergessen.
    Ich holte meinen Wagen aus dem Parkhaus an der Thompson, das ich immer benutze, und kämpfte mich durch den Morgenverkehr nach Coney Island, während meine Gedanken sich weiterhin mit Hals Rätsel beschäftigten.
    Als ich auf eine freie Rasenfläche mit Blick auf den Strand zusteuerte, reichte mir auf der Promenade eine Meerjungfrau einen Handzettel. Sie trug eine hellblonde, flatternde Lady-Godiva-Perücke, die über ihren Rücken herabwallte und die dicken schwarzen Wimpern unterstrich, die fast fingerlang erschienen. Ihr Oberkörper war in Chiffon gehüllt, der den Blick sofort auf ihre Brüste lenkte, ohne jedoch deren ganzes Geheimnis zu offenbaren. Ein langer, mit Strasssteinen besetzter Fischschwanz vervollständigte das Kostüm. Unten schauten grüne Satinschuhe hervor. Die Meerjungfrauen-Parade von Coney Island fand immer im Juni statt. Sie hatte sich offenbar ein wenig verspätet.
    Ich fand eine freie Parkbank und setzte mich. Scharen von jungen Frauen aalten sich auf Strandmatten, spielten Volleyball oder spazierten am Wasser entlang. Ein Duft von Kokosöl und Vanille lag in der Luft. Eine der Volleyballspielerinnen trug nur ein rotes Bikinihöschen und ein mikroskopisch kleines Oberteil, das von locker gebundenen Knoten an Ort und Stelle gehalten wurde. Jedes Mal, wenn sie nach dem Ball sprang, hüpfte eine ihrer Brüste heraus. Sie hatte eine perfekte Technik entwickelt, den Ball zu schlagen und ihr Oberteil wieder zurechtzurücken, ehe ihre Füße den Sand berührten.
    Nicht gerade der geeignete Ort für jemanden, der sich konzentrieren muss, dachte ich.
    Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder Hals Rätsel zu, als mein Mobiltelefon zwitscherte.
    »Ist dort John Madison?«
    »Ja«, sagte ich. »Wer spricht dort?«
    »Hier ist Joseph Reznick. Sie haben mit meiner Sekretärin gesprochen. Sie sagten, Sie müssten dringend mit mir reden.«
    »Danke, dass Sie mich zurückrufen. Andy Stein meinte, ich sollte mich mit Ihnen in Verbindung setzen.«
    »Richtig, jetzt erinnere ich mich an Sie.«
    »Können wir uns irgendwo treffen, um über meine Lage zu beraten?«
    »Wie wäre es gegen fünf? Klappt das?«
    Hätte ich das Rätsel bis dahin gelöst? Konnte ich es mir leisten, mich auch nur für eine Stunde davon ablenken zu lassen? Nein. Ich musste dranbleiben. »Können wir das irgendwie auf morgen verschieben?« Der Mann musste mich für einen kompletten Idioten halten, dass ich erst dringend um einen Gesprächstermin bat und ihn dann absagte. Wenn ja, dann ließ er es sich nicht anmerken.
    »Nun, das würde auch mir besser passen. Um die gleiche Uhrzeit?«
    »Klingt gut.«
    »Wurden Sie schon von der

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