Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Babylon: Thriller

Babylon: Thriller

Titel: Babylon: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. J. McIntosh
Vom Netzwerk:
ein paar Schuhe darauf. Dann steckte ich Samuels Brieftasche mit seiner American-Express- und seiner Visa-Kreditkarte und etwa zweihundert Dollar in bar in die Tasche. Man hatte sie mir kurz nach dem Unfall ausgehändigt.
    Ich wollte gerade gehen, als das Telefon klingelte.
    »Mein Lieber, in was hast du dich denn jetzt wieder hineingeritten?«
    Claire. Sie machte sich nie die Mühe, sich mit ihrem Namen zu melden, da sie annahm, die ganze Welt würde sie kennen. »Das ist aber seltsam, dass du mich anrufst.«
    »Phillip hat mir eine Nachricht geschickt. Er sagte, du wolltest mich sprechen. Es habe irgendetwas mit Alchemie und Albrecht Dürer zu tun. Du steckst deine Nase immer in die verrücktesten Dinge, mein Lieber.«
    »Zurzeit stelle ich einige Nachforschungen wegen eines Stichs von Alfred Dürer an, aber ich glaube, das kriege ich auch alleine ganz gut hin. Kann ich mich bei dir melden, falls ich deine Hilfe brauche?«
    »Natürlich. Aber jetzt ist mein Interesse geweckt. Dir winkt doch sicher wieder eine fette Provision, nicht wahr? Dabei habe ich nichts darüber gehört, dass irgendwo ein echter Dürer angeboten wird.«
    »Auf dem Markt ist alles zu kriegen, Claire, das weißt du ganz genau. Hör mal, ich bin dir wirklich dankbar, dass du mich angerufen hast, aber ich muss jetzt Schluss machen.«
    Sie legte abrupt auf. Offenbar war sie sauer, weil ich sie hingehalten hatte.
    Ich setzte mich mit Tomas in Verbindung, und er schlug vor, dass wir uns in seinem Zimmer im Waldorf treffen sollten. Ehe ich aufbrach, holte ich die 1985er Flasche Barolo hervor, die ich für besondere Gelegenheiten aufbewahrt hatte. Ich schrieb ein Dankeschön an Nina auf die Rückseite meiner Visitenkarte.
    Als sie nicht antwortete, nachdem ich bei ihr angeklopft hatte, lehnte ich die Flasche an ihre Tür und ging. Sie hatte sie sich redlich verdient.

Fünfzehn
    Auf dem Weg zum Hotel schlug ich Laurel vor, dass wir im Foyer des Waldorf lieber ein wenig warten sollten, ehe wir zu Tomas hinauffuhren, um uns vergewissern, dass uns niemand gefolgt war. Daher ließen wir uns sofort in zwei abseits stehende Sessel fallen, als wir dort eintrafen.
    Unsere Haushälterin, Evelyn, hatte sich die englische Sprache beigebracht, indem sie sich alte Kinofilme ansah. So musste ich schon in frühester Jugend miterleben, wie Cary Grant aus dem Oak Room des Plaza Hotels entführt wurde, King Kong auf dem Empire State Building herumturnte und Lana Turner den Männern im Waldorf Astoria die Köpfe verdrehte. Da mein junger Geist noch nicht zwischen Fantasie und Realität unterscheiden konnte, weigerte ich mich während eines Schulausflugs zum Empire State Building standhaft, zur Aussichtsplattform hinaufzufahren, aus Angst, dass mich eine riesige, haarige Hand packen und in die Tiefe schleudern könnte. Einige meiner ersten Eindrücke von New York gewann ich durch diese Filme. Sie verliehen New York einen Zauber, den kein anderer Ort aufbieten konnte, was einer der vielen Gründe war, weshalb ich diese Stadt so leidenschaftlich liebte.
    Zu besonderen Gelegenheiten nahm Evelyn mich ins Waldorf mit. Durch das Foyer zu gehen, war für sie, als betrete sie einen Königspalast. Wir bewegten uns in dem Hotel wie andere Leute in einer Kunstgalerie oder einem Museum und beendeten gewöhnlich unseren Besuch mit einem Mittagessen im Peacock Alley – für sie ein Waldorf-Salat mit kandierten Walnüssen und für mich Erdbeeren auf Blätterteig mit weißer Schokoladenmousse.
    Seit den Sechzigerjahren, als ein Großteil der einzigartigen Art-Deco-Ausstattung unter Teppichen und hinter schweren Wandvorhängen verborgen worden war, hatte das Waldorf einen langen Prozess der Wiederauferstehung durchlaufen. Die Werke von Louis Rigal – seine dreizehn bemerkenswerten Wandgemälde und das runde, aus 148.000 Teilen bestehende Marmormosaik – waren wieder in ihrer ganzen Pracht zu bewundern. Der zentrale Blickpunkt der Halle, die große Uhr von der Weltausstellung in Chicago 1893, ließ alle fünfzehn Minuten ihr ehrwürdiges Big-Ben-Signal ertönen.
    Menschen eilten geschäftig durch die Halle. Niemand schien sich über Gebühr für uns zu interessieren. Ich musterte Laurel von der Seite. Sie hatte den Blick gesenkt und knetete ein Papiertaschentuch zwischen den Fingern. Ich vermutete, dass der Mann im Narrenkostüm immer noch in ihrem Kopf herumgeisterte und ihr Angst bereitete. Sie hatte schon jetzt eine große Last zu schultern, und die Neuigkeiten, mit denen ich zu ihr

Weitere Kostenlose Bücher