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Babylon: Thriller

Babylon: Thriller

Titel: Babylon: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. J. McIntosh
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bitten, es sei denn, mir bleibt nichts anderes übrig.«
    Wir spazierten durch den Eingang am Waverly Place und gelangten zu den Schachspielern. Bei zwei Männern blieben wir stehen. Sie hatten die Köpfe über das Schachbrett gebeugt und konzentrierten sich auf das Spiel, als hinge ihr Leben davon ab.
    Ich lehnte mich zu dem Spieler hinunter, der mir am nächsten saß, und flüsterte: »Springer f3.« Der Mann blinzelte noch nicht einmal.
    »Spielst du viel Schach?«, fragte Laurel, während wir weitergingen.
    »Früher mal. Ich habe seitdem nie wieder gespielt, weil ich meinen perfekten Rekord nicht einstellen wollte.«
    Sie versetzte mir einen nicht ganz ernst gemeinten strafenden Klaps.
    Wir setzten uns auf eine Bank in der Nähe der Hundeausläufe. In einer wahrlich bürgerfreundlichen Geste bot der Park separate geschlossene Ausläufe an, einen für die kleinen Rassen und einen zweiten auf der anderen Seite für die größeren Exemplare. Wir schauten kurz zu, wie ein Yorkshireterrier einem Langhaardackel einen Ball abjagte.
    Ein Stück weiter kühlten Parkbesucher ihre Füße im Springbrunnen. Parkarbeiter flitzten in Golfwagen an uns vorbei. Der Washington Square hatte seit den Sechzigerjahren, als Pollock und de Kooning in der Nähe ihre Ateliers hatten und Allen Gisberg und Bob Dylan die Hofsänger des Viertels waren, viel von seinem Flair verloren. Nach dem, was ich gehört hatte, konnte man sich das Kraut für seinen Joint praktisch im Park pflücken.
    Falls Dürer seinen Namen tatsächlich auf achtundsechzig verschiedene Weisen verewigt hatte, bezweifelte ich, dass ich jemals die richtige Version finden würde. Wir schauten uns Melencolia 1 noch einmal genau an. Zwei Websites, die ich auf meinem BlackBerry aufrief, erwiesen sich als hilfreich. »Was siehst du in der rechten oberen Ecke?« Das Bild war verschwommen und grau in grau, aber immer noch ziemlich deutlich zu erkennen.
    »Die Glocke«, sagte Laurel, »und das magische Quadrat. Magische Quadrate kommen doch ursprünglich aus China, nicht wahr?«
    »Ja. Die Babylonier hatten sie ebenfalls, und zwar Quadrate fünfter und sechster Ordnung, die sie für astrologische Zwecke benutzten. In Dürers magischem Quadrat ergibt die Addition der beiden Konstanten drei und vier, sieben. Multipliziert man sie miteinander, erhält man zwölf. Sieben und zwölf sind die heiligsten Zahlen.« Ich rief eine andere Website auf und las Laurel den dort enthaltenen Text laut vor. »Die Sieben erfreute sich bei den Mesopotamiern besonderer Verehrung wegen der sieben Himmelskörper, die mit dem bloßen Auge zu erkennen sind: der Mond, Merkur, Venus, die Sonne, Mars, Jupiter und Saturn. Pythagoras sah in der Sieben das Symbol vollkommener Harmonie, und der Judaismus sah sie als die perfekte Zahl an, war doch der siebte Tag der Woche, der Sabbat, ausschließlich für die Gottesverehrung reserviert.«
    »Und da ist auch noch die Musik«, fügte Laurel hinzu, »und zwar die diatonische Tonleiter mit ihren sieben Tönen.«
    »Richtig. Und hast du schon mal vom siebten Himmel gehört? Das ist die muslimische Vorstellung vom höchsten Himmel, wo einen die höchste Reinheit erwartet. Aber das hilft uns nicht weiter«, sagte ich. »Die Sieben passt nicht, da nur zwei Quadrate auszufüllen sind.«
    »Zu was addiert sich der vollständige Name Albrecht Dürers?«, fragte Laurel.
    Ich nannte die numerischen Werte jedes Buchstabens in seinem Namen und zählte sie zusammen. »Einhundertfünfunddreißig. Dafür braucht man drei Quadrate, und wir haben nur zwei.«
    »Ich denke, es hat keinen Sinn, es mit der Konstanten, vierunddreißig, zu versuchen, denn sie stünde dann für die Buchstaben C und D«, sagte Laurel.
    Ich nickte geistesabwesend. Nach einer weiteren halben Stunde waren wir keinen Deut weitergekommen und beschlossen, unsere Bemühungen abzubrechen und zu gehen. Die Sonne war hinter einer dunklen Wolkenbank verschwunden und verlieh dem spätnachmittäglichen Himmel einen rot-grauen Schimmer, ohne die Hitze auch nur ein wenig zu mildern. Schweiß rann mir in Strömen den Rücken hinunter und sammelte sich in meinem Kreuz.
    Laurel blieb stehen, als wir uns dem westlichen Ausgang des Parks näherten. Zwei Gestalten waren ihr aufgefallen. Sie wandte sich halb zu ihnen um und ich folgte ihrem Blick. Die erste war ein silberner Elvis. Gegelte und silberne Haare, die an den Seiten nach hinten gekämmt waren, silbernes Gesicht, ein funkelnder, mit Strass besetzter Anzug, eine

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