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Babylon: Thriller

Babylon: Thriller

Titel: Babylon: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. J. McIntosh
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gekommen war, überforderten sie möglicherweise. In der kurzen Zeit, die wir miteinander verbracht hatten, fühlte ich mich auf eine Art und Weise zu Laurel hingezogen, wie ich es lange nicht mehr erlebt hatte. Sie fing meinen Blick auf und beantwortete ihn mit dem Anflug eines Lächelns. »Lass uns raufgehen«, sagte ich. »Ich glaube, wir haben nichts zu befürchten.«
    Im zweiten Stock hielt der Fahrstuhl an und eine ältere Frau mit einem schweren, viel zu süßen Parfüm stieg ein. Ihr Haar, dem man ansah, dass es seit Jahrzehnten gefärbt wurde, war zu einer furchteinflößenden Helmfrisur aufgetürmt, steif und übertrieben hell. Sie betrat die Kabine und stellte sich in die Mitte, so dass Laurel und ich uns zur hinteren Wand zurückziehen mussten.
    Die Tür von Tomas’ Zimmer öffnete sich bereits nach dem ersten Klopfen. Ein offenbar freundlich gesonnener Löwe packte meine Hand mit seinen beiden Tatzen und sagte: »Kommen Sie herein, John. Sie sind auf das Herzlichste willkommen.« Ich bemerkte eine tiefe Strieme in der Handfläche des Mannes, als er die Hand wegzog.
    Tomas richtete sich in einem Sessel in einer Ecke des Zimmers halb auf und deutete auf den Löwen. »Mein Bruder Ari.«
    Laurel begrüßte ihn höflich, als ich sie ihm vorstellte. Sie schien von der Umgebung ehrlich beeindruckt zu sein. Als Ari zur Seite trat, sahen wir, dass wir uns in einer zwei Räume umfassen Suite befanden, deren Wohnbereich mit nachgemachten Chippendale-Möbeln, frischen Blumen auf den glänzenden Tischen, geschmackvollen Fenstervorhängen und kaffeebraunen und cremefarbenen Teppichen und Tapeten ausgestattet war. Die hohen Decken waren mit kunstvollen Stuckreliefs verziert. Die Umgebung vermittelte einen Eindruck von gediegenem, aber unaufdringlichem Luxus. Eine Kamera, wie sie gerne von Fernsehjournalisten benutzt wird, lag auf einem der Sessel neben einem abgenutzten Rucksack. Die Suite, deren Fenster auf die Park Avenue hinausgingen, erfreute sich innerhalb des Hotels sicherlich einer bevorzugten Lage.
    Ich nahm an, im Zimmer seien Räucherstäbchen verbrannt worden, bis ich in einem Aschenbecher eine vor sich hin qualmende Zigarette entdeckte. Daneben lag eine offene Packung Gitanes Brunes. Der Tisch war übersät mit Speisenbehältern. Die Anwesenheit einer weiteren Person verwirrte mich, und ich war verärgert, dass Tomas seinen Bruder nicht erwähnt hatte, als ich ihn anrief. Außerdem schien Tomas über unseren Besuch nicht sehr erfreut zu sein. Ich kam mir vor wie eine Motte, die sich in ein Hornissennest verirrt hatte.
    Der Löwe gab Tomas mit einer Geste zu verstehen, er solle seinen Sessel frei machen. Er gehorchte mit einem unüberhörbaren Seufzer. Ob Tomas nicht aufstehen wollte oder nur seinen Unmut darüber ausdrückte, herumkommandiert zu werden, war nicht eindeutig festzustellen. Ich musste unwillkürlich an die beiden Jungen denken, die ich kurz vorher am Strand beobachtet hatte.
    Widerstrebend setzte ich mich. Was hätte ich sonst tun sollen? Es wäre unhöflich gewesen, wenn wir unter einem fadenscheinigen Vorwand gleich wieder gegangen wären.
    Ich wäre niemals auf die Idee gekommen, dass Ari mit seiner hellbraunen Mähne, seinen Sommersprossen und dem krausen Haar auf Armen und Handrücken Tomas’ Bruder war. Er trug eine Levis und ein Jeanshemd und hatte hellgrüne Augen, in deren Winkeln sich feine Fältchen bildeten, wenn er lachte, was er fast ständig tat. Der Unterschied in Aussehen und Temperament zwischen ihm und seinem Bruder Tomas war frappierend. Er war mir auf Anhieb sympathisch.
    »Was darf ich Ihnen zu trinken anbieten?«, fragte Ari. »Wir haben einen ganzen Schrank voll Getränke.« Er öffnete eine Zimmerbar voller Miniflaschen. Ich bedankte mich, nahm sein Angebot jedoch nicht an. Laurel bat um eine Flasche Poland Spring.
    »Bitte, essen Sie etwas«, drängte er uns und lächelte. »Alles kommt aus dem Khyber Pass. Dort haben Sie sich doch mit Tomas getroffen, nicht wahr?«
    Ich nickte.
    »Das Essen dort ist hervorragend.« Ari deutete auf die Behälter. »Das Mantu ist köstlich, dann haben wir zwei Arten Hummus, dazu Knödel, Joghurt mit Minze, Ashak, Baklava – mit reichlich Honig und Nüssen. Greifen Sie zu.«
    Wir bedienten uns und begannen zu essen.
    Um die zwanzig Minuten würde ich mir gestatten. So lange würde ich bleiben, mich dann entschuldigen und gehen.
    Ari wandte sich zu mir. »Das mit Samuel ist einfach schrecklich. Unser lieber Freund. Wir können noch

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