Baccara - Child , Maureen - King-Serie
ich mich eben in irgendeinem dieser Gästehäuser am Straßenrand einquartieren, dachte Jefferson. Soweit er sich erinnerte, gab es eines in der Nähe von Mauras Farm.
Trotzdem: Die Abreibung saß. Das war kaum die Begrüßung, die er sich vorgestellt hatte.
Jefferson drehte sich auf dem Absatz um und blickte auf die Dorfstraße. Trotz des schlechten Wetters wirkte hier alles wie ein Postkartenidyll: Die groben Steinwege, die kleinen bunten Läden, der dicke Rauch, der aus den Schornsteinen der Häuschen stieg. Die Türen waren fest verschlossen, um den Regen abzuwehren, und die Frühblüher in den Blumentöpfen wiegten sich im Wind.
Er fuhr sich übers Gesicht und machte sich auf den Weg ins Lion’s Den . Dort würde er wenigstens eine Mahlzeit und etwas Heißes zu trinken bekommen. Nach ein paar Schritten blickte Jefferson den Weg hinunter, der zu Mauras Farm führte.
Als er die menschenleere Dorfstraße überquerte, dachte er über Mrs. Boyles Verhalten nach. Wahrscheinlich wollte sie sich einfach auf Mauras Seite stellen. Da diese offenbar sehr verärgert war, demonstrierte Mrs. Boyle ihm, dass sie zu ihr hielt. Dass Frauen gegenüber Männern aber auch immer zusammenhalten mussten!
Nachdem Jefferson den Pub betreten hatte, blieb er stehen, um die Wärme des Kaminfeuers und den Duft von Bier und Irish Stew auf sich wirken zu lassen. Er atmete tief durch, nickte ein paar Männern an einem Tisch kurz zu und suchte sich einen Platz an der Bar. Er hatte es sich gerade bequem gemacht, da kam Michael aus der Küche und ging auf Jefferson zu. Das sonst so fröhliche Gesicht des Wirts wirkte grimmig und abweisend.
„Wir haben geschlossen.“
Jefferson stöhnte leise auf. Damit hatte er beim besten Willen nicht gerechnet. Ja, in diesem Moment fühlte er sich sogar ein bisschen verraten. Immerhin hatte er bei seinem letzten Besuch Freundschaft mit Michael geschlossen. Zumindest hatte Jefferson das geglaubt. Jetzt genügte ein Blick in das Gesicht dieses Mannes, um zu wissen, dass er den Fremden wahrscheinlich mit Freude auf die Nase schlagen würde.
„Geschlossen?“ Jefferson deutete auf die zwei Männer am Tisch, die zufrieden frisch gezapftes Bier tranken. „Und was ist mit denen?“
„Die kenne ich nicht.“
„Also gilt das nur für mich.“
„Das habe ich so nicht gesagt.“ Michael schnappte sich ein sauberes Tuch und begann, eifrig die Oberfläche des Tresens zu polieren, die eigentlich schon makellos glänzte.
„Ist schon klar.“ Jefferson schluckte seinen Ärger hinunter. Es führte sowieso zu nichts, wenn er sich aufregte. Zumindest nicht, bevor er wusste, was ihm eigentlich vorgeworfen wurde.
Er rutschte von Stuhl, legte beide Hände auf den Tresen und hielt Michaels Blick stand. „Als wir uns das erste Mal begegnet sind, hat mich deine Fairness tief beeindruckt, Michael. Offenbar habe ich mich in dir getäuscht.“
Michael holte so tief Luft, dass sein Brustkorb zu ungeahnter Größe anschwoll. „Und ich dachte, du bist ein Mann, der nicht vor seinen Verpflichtungen davonläuft.“
„Verpflichtungen?“ In einer verzweifelten Geste hob Jefferson die Arme. „Ist eigentlich jeder hier im Dorf verrückt geworden? Was meinst du denn überhaupt?“
Michael schlug mit der Handfläche auf die Bar. „Ich meine damit, dass du nicht mehr bist als ein reicher Amerikaner, der sich nimmt, was er will. Der aber nicht bereit ist, für seine Hinterlassenschaften zu zahlen.“
Jefferson richtete sich auf, als hätte jemand einen Haken an seinem Hemd befestigt und würde es nach oben ziehen. Er versuchte wirklich, vernünftig zu sein, aber das war nun wirklich zu viel. „Was denn für Hinterlassenschaften?“
„Es steht mir nicht zu, darüber zu reden, aber du solltest es wissen.“
Großartig, dachte er verärgert. Noch jemand, der in Rätseln spricht. „Sieh mal, offenbar kennen wir uns doch nicht so gut, wie ich dachte, Michael“, sagte Jefferson. „Also werde ich diese Beleidigung einfach so stehen lassen. Aber eines sage ich dir: In meinem ganzen Leben habe ich weder meine Pflichten vernachlässigt, noch weiß ich etwas über irgendwelche Hinterlassenschaften. Vor allem aber bin ich dir keinerlei Erklärung schuldig!“
„Goldrichtig“, murmelte der große Mann. „Mir nicht, aber einem anderen Menschen, Jefferson King!“
„Was soll das nun wieder heißen?“
„Zeit, es herauszufinden. Meinst du nicht?“
„Und wen soll ich bitte schön fragen?“ Natürlich kannte er die
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