Baccara Collection 185
seitdem sie heute Morgen das schreckliche Durcheinander in ihrer Garage entdeckt hatte, war ihr das schlagartig klar geworden.
Ein Geräusch riss sie aus ihren Gedanken. Ruckartig hob sie den Kopf und lauschte. Ein Auto fuhr langsam an ihrem Haus vorbei. Mit einem Satz war sie beim Fenster. In der Dämmerung des Spätnachmittags beobachtete sie, wie der Wagen immer langsamer wurde und dann schließlich anhielt.
Panik ergriff sie fast augenblicklich. Sie rannte in ihr Schlafzimmer, riss die Nachttischschublade auf und holte ihre Pistole heraus. Das Gefühl des glatten, kalten Metalls gab ihr Sicherheit.
Sie wusste genau, wie man mit einer Waffe umging. Nicht umsonst hatte sie so viele Stunden auf dem Schießstand zugebracht. Ständige Trainingsprogramme waren die Voraussetzung für die Lizenz eines Privatdetektivs. Es war wichtig, richtig zu urteilen und zu handeln, wenn man jemals in eine Notwehrsituation geriet.
Maggie hatte noch nie auf jemanden geschossen. Sie hatte sich noch nie so bedroht gefühlt, dass sie es für nötig gehalten hätte, sich mit ihrer Waffe zu verteidigen. Aber diesmal war die Situation anders.
Wer immer da draußen war, er würde sie nicht unvorbereitet finden. Niemals wieder.
2. KAPITEL
Es kostete Reece einige Mühe, in der zunehmenden Dämmerung die richtige Hausnummer zu finden. Endlich war er an der richtigen Adresse angelangt, hielt an und schaltete den Motor aus. Das Haus war dunkel, die Jalousien geschlossen. Reece hoffte, dass er nicht umsonst den weiten Weg hierher gefahren war.
Seine Sekretärin hatte ihm heute Morgen von dem Anruf einer sehr aufgeregten Dame namens Maggie Dunlap erzählt. Irgendetwas war mit ihrem Auto geschehen, und sie hatte sich gar nicht erst an Joey gewandt, sondern direkt seine Sekretärin angerufen.
Die Erinnerung an die temperamentvolle Rothaarige hatte Reece die ganze Woche über nicht losgelassen, und obwohl er es niemals zugegeben hätte, hatte sein Interesse an ihr eine Menge damit zu tun, dass er sich dieses mysteriösen Falles selbst angenommen hatte. Jetzt machte er sich ernsthaft Sorgen um Maggie. Seine Sekretärin hatte ihm berichtet, dass deren Stimme beinahe panisch geklungen hatte. Andererseits war es ebenso gut möglich, dass sie der Versicherungsgesellschaft lediglich weiter etwas vorspielen wollte, um daraus einen Vorteil zu ziehen. Reece seufzte.
Er warf einen Blick auf das dunkle Haus, vor dem kein Wagen geparkt war.
War ihr Auto in der Garage? Aber wenn es tatsächlich von irgendwelchen Vandalen demoliert worden war, so hatte es vermutlich an der Straße gestanden. Oder war es etwa völlig intakt, das Ganze eine Lügengeschichte und Maggie damit unterwegs?
Eine pikante Situation, wenn sie jetzt, in diesem Moment, in ihrem Wagen vorfahren würde, der gerade angeblich demoliert worden war.
Nachdem Reece sich vergewissert hatte, dass er seine Polaroid-Kamera bei sich trug, stieg er aus und ging auf das Haus zu. Er hatte kaum geklingelt, als auch schon die Tür aufgemacht wurde.
Es dauerte einen Moment, bis er begriff, dass die Frau vor ihm tatsächlich Maggie Dunlap war. Ihr Gesicht war totenblass, die grünen Augen starrten ihn erschrocken an. Sie warf einen schnellen Blick über seine Schulter, wie um sich zu vergewissern, dass er allein war. Erst dann sah sie ihn aufmerksam an. Betroffen registrierte er die tiefen dunklen Ringe unter ihren Augen.
„Hallo”, begrüßte er sie. „Haben Sie mich erwartet?”
„Ja.” Sie nickte langsam. Irgendwie wirkten ihre Bewegungen unnatürlich und fremd. Plötzlich zögerte sie, als sei ihr etwas Wichtiges eingefallen. „Einen Moment”, erklärte sie und verschwand im Zimmer, wo sie irgendetwas in ihrer Schreibtischschublade verschwunden ließ, bevor sie wieder zurückkam.
„Jetzt können Sie reinkommen”, sagte sie. „Ich bin sehr froh, dass Sie sich selbst den Schaden ansehen wollen.”
Es entging Reece nicht, dass sie nochmals einen aufmerksamen Blick nach draußen warf, ehe sie die Tür hinter ihm schloss.
„Ist alles in Ordnung?” erkundigte er sich besorgt.
„Klar. Es geht mir gut.”
Er zuckte mit den Schultern. „Sie scheinen mir sehr angespannt zu sein.”
„Alles in Ordnung”, wehrte sie ab.
Sie war eine schlechte Lügnerin. Doch Reece merkte, dass es keinen Sinn hatte, weiter in sie zu dringen. „Na, dann lassen Sie uns mal einen Blick auf Ihren Wagen werfen.”
Sie ging voraus. „Kommen Sie mit in die Garage”, erklärte sie, während er ihr durch
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