Baccara Collection 185
gehen und draußen nachzusehen.
Die warme Abendluft umfing ihn wie eine Liebkosung. Er befand sich jetzt in dem romantisch angelegten Innenhof. Bäume und Büsche bildeten eine anheimelnde Kulisse für den Sommerabend. Alles grünte und blühte so üppig, dass man das Gefühl hatte, sich in einem gepflegten, aber so weit als möglich wild und natürlich gelassenen Garten zu bewegen. Er gefiel ihm auf Anhieb.
Reece blieb stehen, als er wieder das metallische Geräusch hörte. Langsam ließ er den Blick die Hauswand entlang nach oben wandern. Als er die Ursache des Geräusches entdeckte, musste er lachen.
„Ich habe doch gesagt, Sie sollen in der Küche bleiben!” hörte er Maggies ärgerliche Stimme. „Kommen Sie sofort wieder rein!”
Ihr Ton war scharf, und es war nicht zu überhören, dass sie es ernst meinte.
Beim Näherkommen erkannte er die Panik in ihren Augen. Ihr Gesicht war schneeweiß, ihr Körper bis zum Letzten angespannt.
„Es ist doch alles in Ordnung”, erklärte er.
„Kommen Sie rein! Kommen Sie sofort rein!”
Er machte die Tür auf und trat ins Haus. „Maggie, jetzt…”
Erst jetzt sah er die Pistole in ihrer Hand. Und plötzlich wurde ihm klar, wovor sie sich fürchtete. Ihr Blick verriet, dass sie jeden Moment mit einem Eindringling rechnete.
Die Vorstellung, jemand könnte diese Frau so sehr eingeschüchtert haben, dass sie bei dem geringsten Geräusch zur Pistole griff, machte ihn zornig. Und die Tatsache, dass sie seine Hilfe abgelehnt hatte, brachte ihn dazu, diesen Zorn gegen sie zu richten. Natürlich war das nicht in Ordnung, das wusste er selbst. Aber wer fragte in so einer Situation schon nach logischen Gedanken?
„Es ist doch bloß ein verdammtes Eichhörnchen”, erklärte er, nahm sie am Arm, öffnete die Tür und schob sie hinaus in den Hof. Dann zeigte er zum Dach hoch. „Sehen Sie? Ein Eichhörnchen, das in der Regenrinne nach einer Haselnuss jagt. Was haben Sie jetzt vor, Maggie? Es zu erschießen?”
Aufmerksam betrachtete er ihr Gesicht, in dem sich kein Muskel regte. Fast wirkte sie, als sei sie in Trance. Aber plötzlich begann ihr ganzer Körper zu zittern, und ihre Blicke wanderten abwechselnd vom Hausdach zu seinem Gesicht und wieder zurück zu dem Eichhörnchen, das wie erstarrt auf der Regenrinne saß. Langsam füllten sich ihre Augen mit dicken Tränen, die schließlich über ihre blassen Wangen rollten.
Das gab ihm den Rest. Sein Ärger schmolz wie Schnee in der Sonne, und instinktiv streckte er die Arme aus und zog Maggie an sich.
„Ist schon gut”, tröstete er sie. „Alles wird gut.”
Sie vergrub das Gesicht an seiner Brust und weinte nur noch heftiger.
„Nichts ist in Ordnung. Überhaupt nichts.” Wie eine Ertrinkende klammerte sie sich an ihn. „Jemand war in meinem Haus, Reece”, murmelte sie. „Jemand ist in meinem Haus gewesen, während ich schlief.”
Reece setzte Maggie auf einen Stuhl am Küchentisch. Die Pistole legten sie wieder in die Schublade zurück. Dann knipste er das Licht in der Küche an und stellte ihren kalten Tee in die Mikrowelle. Sie hatte immer noch nicht aufgehört zu weinen. Erst als er den dampfenden Tee vor sie stellte, hob sie den Kopf und sah ihn an. Noch immer zitterte sie wie Espenlaub. Offensichtlich litt sie Todesängste.
„Da war eine Sandspur”, begann sie mit tonloser Stimme, „von der Garage durch die Küche und den Korridor bis hinauf vor meine Schlafzimmertür.” Maggie starrte in eine dunkle Ecke des Zimmers. „Wer immer sich in meinem Haus aufgehalten hat, hat eine nette kleine Spur hinterlassen.”
Reece fluchte leise zwischen zusammengebissenen Zähnen, zog sich einen Stuhl an den Tisch und setzte sich ihr gegenüber. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken.
„Es war so schrecklich”, brach es aus Maggie heraus. „Ich wusste, dass jemand hier gewesen war. Es gab so viele kleine Anzeichen, von der Tasse, die jemand woanders hingestellt hatte, bis hin zu dieser Sandspur. Irgendjemand wollte mich wissen lassen, dass er hier war. Aber es geschah immer, wenn ich nicht da war. Und jetzt ist es das erste Mal passiert, während ich im Haus war …” Hilflos brach sie ab.
„Es ist also schon öfter jemand hier eingedrungen?” fragte Reece ungläubig. „Wer um alles in der Welt sollte so etwas tun? Und warum haben Sie nicht die Polizei benachrichtigt?”
Sie sah ihn offen an. „Die glauben mir doch sowieso nicht. Sie hätten mal sehen sollen, wie die mich angeschaut haben,
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