Baccara Collection 185
schmiegte.
Reece durchlitt Qualen. Nichts wollte er lieber, als gegen seine Zweifel anzukämpfen, sie schließlich über Bord zu werfen. Sein größter Wunsch war es, Maggie zu küssen, sie zu berühren, mit ihr zu schlafen. Aber irgendwo tief in seinem Innersten war ihm klar, dass er es nicht tun dürfte. Er durfte jetzt keinen Fehler machen.
Widerstrebend machte er sich von ihr los.
„Was ist denn?” fragte sie verwirrt.
Reece richtete sich gerade auf. „Ich … ich glaube, wir sollten das nicht tun.”
Maggie lachte leise. „Natürlich sollten wir.”
Er schüttelte den Kopf. „Nein, so weit wollte ich es nicht kommen lassen.”
Ihr Lächeln verschwand schlagartig. „Wie meinst du das? Ich verstehe nicht.”
Langsam begann er mit einer Hand sein Hemd zuzuknöpfen. Die Gedanken überschlugen sich in seinem Kopf. Sei vorsichtig, sagte die Stimme in seinem Kopf. Verletze sie nicht.
„Was ich sagen will, ist … Ich will das nicht tun.”
„Aber …”, stammelte sie, „du hast doch noch nicht …”
Hilflos brach sie ab. Als er sah, dass ihre Wangen vor Verlegenheit brannten, brach es ihm fast das Herz. Er wusste genau, was er angerichtet hatte.
„Maggie, das hat nichts damit zu tun”, versuchte er sie zu beruhigen.
„Für dich vielleicht nicht”, erwiderte sie hitzig. „Aber für mich hat es eine Menge damit zu tun. Jetzt lässt du mich einfach im Regen stehen, obwohl wir …” Sie brach ab.
Verzweifelt rieb er sich die Stirn. Maggie stand mit hochrotem Gesicht vor ihm. In ihren Augen begann es gefährlich zu glitzern.
„Nun, Mr. Newton”, erklärte sie schließlich mit eisiger Stimme, „ich denke gar nicht daran, wie ein dummes Schulmädchen einen Idioten anzubetteln, ihr die Jungfräulichkeit zu rauben.” Und damit drehte sie sich um, lief in ihr Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu.
Reece stand noch immer bewegungslos auf dem Flur.
Maggie warf sich aufs Bett und vergrub den Kopf in den Kissen. Ihre Haut prickelte noch von den Berührungen seiner Hände und Lippen. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen.
Warum hatte er ihr einen Korb gegeben? Das machte doch überhaupt keinen Sinn. Geben und nehmen, so lautete die Spielregel. Darum ging es doch in der Liebe. Hatte sie das nicht von Peter gelernt?
Aber Reece war nicht Peter. Oder doch?
Maggie setzte sich auf und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Natürlich war sie Reece dankbar für seine Hilfe und seinen Schutz. Und er hatte deutlich gemacht, dass er dafür nichts erwartete. Sie allerdings hatte angeboten, sich um Jeff zu kümmern. Es war ihr wichtig, dass keiner in der Schuld des anderen stehen musste.
Nun sah die Sache anders aus. Reece hatte sie verwöhnt und sich dann geweigert, dasselbe von ihr zu anzunehmen. Gab es dafür vielleicht einen bestimmten Grund? Hatte er vor, sie in seiner Schuld zu lassen?
Bei Peter jedenfalls wäre das das Motiv gewesen. Maggie konnte heute noch vor Scham erröten, wenn sie daran dachte, wie er sie gedemütigt hatte.
Das war schließlich auch der Grund gewesen, warum sie ihn verlassen hatte. Und wenn sie an ihren Job dachte, so hatte sie keine männlichen Exemplare der Gattung Mensch kennen gelernt, die anders handelten als berechnend.
Nun, Reece Newton würde sie vielleicht verwirren können, aber sie würde es sich niemals gefallen lassen, sich schuldig oder gedemütigt zu fühlen.
Am Montagmorgen wurde Maggie vom hellen Sonnenlicht geweckt, das durch die Jalousien in ihr Zimmer drang. Die Stimmen aus dem Fernseher, die sie von draußen hörte, sagten ihr, dass Jeff auch schon wach war. Sie hatten den ersten gemeinsamen Tag vor sich.
Gähnend stolperte Maggie ins Badezimmer, wo sie versuchte, mit einer kalten Dusche den Schlaf zu vertreiben.
Nachdem sie sich die Zähne geputzt und sich gekämmt hatte, zog sie eine kurze Hose und ein passendes T-Shirt an, holte ihre Sandalen unter dem Bett hervor und ging nach unten.
„Hey”, rief sie Jeff zu, der sie kaum eines Blickes würdigte.
Ein Cartoon, das seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch zu nehmen schien, flimmerte über den Bildschirm.
„Ist dein Daddy schon zur Arbeit?” versuchte sich Maggie über den Lärm hinweg Gehör zu verschaffen.
Ohne die Augen vom Bildschirm zu nehmen, nickte Jeff.
„Hey, Jeff.” Sie wartete, bis das Kind sie anschaute. „Wie war’s, wenn du den Kasten abstellst? Wir könnten uns ein schönes Frühstück machen.”
Widerwillig griff Jeff nach der Fernbedienung und stellte den Apparat aus.
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