Baccara Collection 185
Entsetzliches wie Zwiebeln anzurühren, solange Männer in ihrer Nähe waren?
Wortlos stand Maggie auf, lehnte sich über den Tisch und zog die Schüssel mit den Zwiebeln zu sich heran.
„Schau mal, Jeff”, erklärte sie, während sie sich bediente, „du und dein Dad, ihr esst doch auch Zwiebeln zu den Hamburgern. Warum sollte ich das also nicht tun? Gleiches Recht für alle, oder?”
Jeff saß stumm da. Schließlich blickte er seinen Vater an. „Sie redet mit vollem Mund”, stellte er fest.
Reece zuckte nur mit den Schultern. Auch er hatte sichtlich Mühe, sein Erstaunen zu verbergen.
Nach dem Essen raste Jeff zum Strand, um Steine über das Wasser hüpfen zu lassen. Maggie und Reece räumten den Tisch ab und trugen alles in die Küche.
Kaum war Jeff verschwunden, baute sich zwischen ihnen wieder jene Spannung auf, die Maggie kaum ertragen konnte. Eine undurchdringliche Wand stand zwischen ihnen. Und Reece war schuld daran. Nur er. Hätte er nicht…
Maggies Gesicht brannte bei der Erinnerung daran, und sie wusste, dass sie bis unter die Haarspitzen rot geworden war. Schnell drehte sie sich zur Spülmaschine um und räumte das schmutzige Geschirr ein. Reece stellte gerade die Grillsaucen in den Kühlschrank.
„Danke”, sagte er unvermittelt. „Deine Geduld mit Jeff ist einfach bewundernswert. Ich finde, er hat schon große Fortschritte gemacht.”
Er drehte sich zu ihr um und sah sie offen an. „Und da ist noch etwas, was du wissen sollst. Ich gebe mir in letzter Zeit allergrößte Mühe, darauf zu achten, was ich selbst sage. Hoffentlich mache ich alles richtig. Schließlich muss ich Jeff ein gutes Vorbild sein.”
Maggie nickte.
„Tja, also das wollte ich noch einmal sagen”, fügte er hinzu. „Ich weiß es zu schätzen, was du für Jeff und mich tust.”
Seine Stimme klang ruhig, warm und weich und umfing Maggie wie eine Liebkosung. Sie wusste, dass sie in großer Gefahr war, sofort die Beherrschung zu verlieren, falls Reece sie jetzt berührte. Und einen Moment lang fürchtete sie, er würde es tun.
Fass mich nicht an, bat sie wortlos. Bitte fass mich nicht an. Hastig wandte sie sich ab und kümmerte sich wieder um die Spülmaschine.
„Ich gehe ein bisschen hinunter zu Jeff”, sagte Reece, nachdem er eine Weile schweigend ihren Rücken betrachtet hatte.
„Großartige Idee”, stimmte Maggie zu. „Übrigens habe ich noch ein kleines Experiment mit ihm vor. Das wird seine Ansicht über Frauen und ihren Platz in der Gesellschaft bestimmt verändern.”
Reece sah sie interessiert an. „Was für ein Experiment?”
„Ich möchte noch nichts verraten. Erst muss ich noch ein bisschen in Büchern blättern.”
Er nickte langsam. „Was immer du vor hast, ich vertraue dir.” Und dann verließ er die Küche.
Maggie beobachtete die beiden aus dem Küchenfenster. Gemeinsam ließen sie kleine Steine auf dem Wasser ditschen, lachten und rannten um die Wette.
Wenn sie doch bloß irgendwann zur Ruhe käme. In ihrem Kopf drehte sich alles, ihre Gedanken überschlugen sich. Reece Newton hatte ihr Seelenleben völlig aus dem Gleichgewicht gebracht.
Nun hörte sie ihre fröhlichen Stimmen draußen auf der Terrasse. Während sie sich die Hände an einem Geschirrtuch abwischte, versuchte sie sich vorzustellen, wie es wäre, wenn sie wieder allein in ihrem stillen Haus wäre. Der Gedanke war niederschmetternd. Denn dort würde nichts sie von den Erinnerungen an das, was sie mit Reece erlebt hatte, ablenken.
Die nächste Woche war so schnell vorbei, dass Maggie sich fragte, wo die Zeit geblieben war. Jeden Tag verbrachte sie zusammen mit Jeff am Strand oder im Haus, wo sie oft neue Rezepte ausprobierten oder gemeinsam etwas bastelten. Manchmal gingen sie auch schwimmen oder ruderten im Boot durch die Bucht. Selten in ihrem Leben hatte Maggie sich so leicht und frei gefühlt. Dieses Kind weckte in ihr eine Unbeschwertheit und Spontaneität, die sie bis jetzt noch nicht kennen gelernt hatte.
Eigentlich hatte sie nicht vorgehabt, sich so eng an Jeff anzuschließen. Doch jeden Morgen, wenn sie aufwachte, freute sie sich darauf, mit ihm neue Abenteuer zu erleben.
Heute hatten sie sich vorgenommen, mit Buntstiften und Kohle die Oberfläche von Rinden und Muscheln auf Papier zu übertragen. Einträchtig saßen sie zusammen am Tisch auf der Terrasse, während die Sonne von einem wolkenlosen Himmel strahlte.
Maggie lächelte, als sie den Jungen heimlich betrachtete. Er war so vertieft in seine Arbeit,
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