Baccara Collection 185
dass seine Zungenspitze vorwitzig zwischen den schmalen Lippen hervorschaute.
Jetzt war es Zeit, mit ihrem kleinen Experiment zu beginnen.
Sie hatte sich vorgenommen, Jeff mit ihren Erzählungen so zu beeindrucken, dass er seinen Chauvinismus ein für alle Mal vergessen würde.
„Sag mal”, begann sie, indem sie sich auf den Tisch auflehnte und Jeff aufmerksam betrachtete, „hast du eigentlich gewusst, dass die Werke einer bedeutenden Künstlerin im Museum in New York City hängen?”
„Tatsächlich?” fragte er, wenig beeindruckt.
„Tatsächlich. Übrigens war sie verheiratet. Trotzdem wurde sie durch ihre eigene Arbeit berühmt”, fügte Maggie betont hinzu.
Jetzt sah Jeff auf. „Sie war verheiratet?”
„Ja”
„Und ihr Mann? Was hat der gemacht?” unterbrach er sie.
„Er besaß eine Galerie”, erklärte Maggie ungeduldig. „Aber wichtig ist …”
„Was besaß er?”
„Eine Galerie. Du weißt schon, dort werden Bilder aus gestellt und verkauft.”
„Hat er auch die Bilder seiner Frau ausgestellt?” Maggie zuckte mit den Schultern „Das nehme ich an.”
Jeff nickte bedächtig. „Kein Wunder, dass sie berühmt geworden ist. Wenn sie ausgerechnet den Kerl geheiratet hat, der schließlich ihre Bilder verkauft hat.”
Maggie verkniff sich eine entsprechende Bemerkung. „Ich bin sicher, dass das nichts mit ihrem Ruhm zu tun hat.” Rasch dachte sie nach. So leicht würde sie sich nicht entmutigen lassen. „Und hast du schon einmal etwas von Marie Curie gehört?”
„Nö.”
„Sie war eine berühmte Naturwissenschaftlerin.”
„Ach so.”
„Ja, und sie war auch verheiratet. Ihr Mann war ebenfalls Wissenschaftler. Sie arbeiteten zusammen und gewannen den Nobelpreis in Physik.”
„Er hat einen Preis gewonnen?” erkundigte sich Jeff interessiert.
„Nein, nicht er. Sie beide.”
Es war Jeff deutlich anzusehen, was er davon hielt.
„Außerdem”, fügte Maggie hinzu, „gewann sie noch einmal einen Nobelpreis für Chemie. Und zwar, nachdem ihr Mann gestorben war.”
Jeff zog die Nase kraus. „Das war nett von ihnen. Ich meine, dass sie ihr den Nobelpreis als Trost gegeben haben.”
Jetzt wurde Maggie wirklich ärgerlich. Nur mit Mühe konnte sie sich zurückhalten.
„Das hat doch überhaupt nichts damit zu tun”, entgegnete sie schließlich. „Marie Curie hat bedeutende Forschungsergebnisse erzielt. Wenn es sie nicht gegeben hätte, könnte heute manche Krankheit nicht behandelt werden.” Die ganze Sache lief nicht so, wie Maggie erwartet hatte. Aber noch gab sie nicht auf. „Und hast du gewusst, dass eine Frau sogar in den Revolutionskriegen mitgekämpft hat?” schoss sie ihren Trumpf ab.
„Du meinst, eine Frau war Soldat?”
„Allerdings. Sie hieß Molly Pitcher. Und hat an der Seite ihres Ehemannes gekämpft.”
„Eine Frau als Soldat?” wiederholte Jeff ungläubig, aber mit wachsendem Interesse. „Und das damals?”
„So ist es. Sie hat Kanonen geladen und kämpfte so mutig, dass sie sogar General Washington vorgestellt wurde.”
„George Washington, dem ersten Präsidenten?”
„Genau dem. Und er wiederum ernannte sie zum Sergeant.”
„Kaum zu glauben”, entfuhr es Jeff. „Ein weiblicher Sergeant im Revolutionskrieg.”
„Tja, da kannst du mal sehen.”
„Wow, das ist wirklich irre.”
Maggie gratulierte sich im Stillen. Offensichtlich hatte sie ihr Ziel erreicht. Wenigstens eine dieser Geschichten hatte Jeff beeindruckt. Was wollte sie mehr?
9. KAPITEL
Als Reece am Freitagnachmittag das Auto vor dem Haus geparkt hatte und ausstieg, drang lautes Lachen an sein Ohr. Unwillkürlich musste er lächeln. Früher war er freitags immer müde und abgespannt nach Hause gekommen, aber in letzter Zeit hatte er sich jeden Abend auf sein Zuhause gefreut. Auf Jeff und Maggie.
Mit jedem Tag, der verging, hatte Jeff sich enger an Maggie angeschlossen. Der Wandel, den Reece an seinem Sohn beobachtete, war faszinierend. Und der Junge konnte es kaum erwarten, seinem Vater von all den Dingen zu erzählen, die er mit seiner erwachsenen Freundin tagsüber erlebt hatte.
Reece lenkte die Schritte um das Haus herum, wo Maggie und Jeff damit beschäftigt waren, Baseball zu spielen.
Sie waren so in ihr Spiel vertieft, dass keiner von beiden ihn bemerkte. Fasziniert beobachtete Reece die beiden. Schwungvoll schleuderte Jeff den Ball zu Maggie, die ihn mit dem schmalen Plastikschläger weit über Jeffs Kopf hinaus zurückschlug. Jubelnd vor Freude lief sie
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