Baccara Collection 186
Aber so ungefähr kommt es hin.”
Nell nickte und machte sich ein paar Notizen. „Dann lass uns jetzt zum Intellektuellen kommen.”
„Gibt es so etwas in Knightsboro?”
„Die Tatsache, dass ich noch nie gezielt nach ihnen gesucht habe, muss nicht bedeuten, dass es keine gibt.”
„Da hast du auch wieder Recht. Vielleicht solltest du mal in der Bibliothek nachsehen.”
„Oder in der neuen Buchhandlung mit dem kleinen Café nebenan. Ich liebe Buchläden.”
„Tatsächlich?”
„Ja.”
Mac beugte sich vor. „Ich auch”, gestand er.
„Du willst mich veräppeln.”
„Nein, wieso sollte ich? Ich lese ziemlich viel. Das ist die beste Möglichkeit, sich zu entspannen.”
„Nun kenne ich dich schon so lange und habe das nie bemerkt.” Nell kniff die Augen zusammen. „Du liest also wirklich noch andere Dinge als die Sportseiten in der Tageszeitung?”
„Das scheint dich ehrlich zu überraschen. Dachtest du, Polizisten sind Hohlköpfe, die den ganzen Tag herumstolzieren und kleine Verbrecher hinter Schloss und Riegel bringen? Gerade du solltest eigentlich wissen, dass das ein Klischee ist.”
„Tut mir Leid, Mac. Ich wollte dich nicht verletzen.” Sie schaute in sein attraktives männliches Gesicht, das ihr so vertraut war und das sie doch völlig neu zu entdecken glaubte.
„Ich frage mich schon seit einiger Zeit, ob ich dich tatsächlich kenne.”
Einen Augenblick schwiegen sie beide. Dann erwiderte Mac ihren Blick. „Mir geht es ähnlich”, entgegnete er und räusperte sich. „Hast du sonst noch etwas auf deiner Liste?”
„Ja, den häuslichen Typ. Du kannst dir sicher denken, dass ich nicht gerade die perfekte Hausfrau bin.”
„Nicht?” Mac tat überrascht. „Vielleicht solltest du dann lieber eine Haushaltshilfe einstellen, die noch dazu über beträchtliche Kochkünste verfügt. Aber auch hier solltest du beachten, dass auch der häusliche Typ dich zunächst nach deinem Äußeren beurteilen wird. Wenn du ihn in einer gewagten Schürze empfängst und nichts weiter darunter trägst, hat er seine warme Mahlzeit im Nu vergessen. Womit wir wieder bei den Dessous wären.”
„Apropos Dessous. Da fällt mir ein, ich habe eine Überraschung für dich.” Nell ging in ihr Schlafzimmer und kam mit einer Plastiktüte zurück, die sie dem misstrauischen Mac auf den Schoß warf. „Hier, genau das Richtige für dein neues Outfit.”
Mac befühlte vorsichtig den Inhalt der Tüte. „Was ist denn das?” Er zog seine Hand langsam wieder heraus. An seinem Zeigefinger baumelte ein winziges blaues Etwas, das sehr stark an die Tangas für Männer erinnerte, die er bereits im Schaufenster bemerkt hatte.
„Die Verkäuferin meinte, sie wären sehr bequem.”
„Wie kann sie das beurteilen?”
„Sie weiß es von ihrem Freund. Findest du es nicht auch niedlich? Sieh nur, der kleine aufgenähte Polizist genau an der richtigen Stelle …” Nell kicherte. „Wenn du heute aus gehst, kannst du es ja anziehen.”
„Fantastisch, Nell. Nur schade, dass ich heute keine Zeit mehr habe, mich vor meiner Verabredung umzuziehen. Hast du etwas dagegen, wenn wir jetzt mit der Tanzstunde anfangen?” Er zog die Kassette zum zweiten Mal aus der Jackentasche.
„Du willst es also wirklich wagen?”
„Na klar, was hast du denn gedacht?”
„Was für Rhythmen sind denn drauf?”
„Keine Ahnung. Ich hatte keine Zeit mehr, nach Hause zu fahren, deshalb habe ich mir einfach irgendeine von den Kassetten geschnappt, die Bobby Dee auf seinem Regal hinter dem Schreibtisch stehen hat.”
Nell steckte die Kassette in den Rekorder.
„Klingt lateinamerikanisch.” Mac zog sie an sich und schob ihren Ellbogen in die richtige Position, um besser führen zu können. „Lass dich einfach gehen, Nell.”
Die Musik elektrisierte sie. Sie schmiegte sich automatisch an Mac und entspannte sich. Doch als ihr bewusst wurde, was sie tat, erstarrte sie. „Auf der Kassettenhülle ist ein falsches Cover. Das ist ja ein Tango.”
„Ein Tango?” Mac beugte sich so tief über sie, dass sie glaubte, ihre Körper müssten jeden Moment miteinander verschmelzen. „Ich hoffe nicht. Ich kann nämlich keinen Tango.”
„Und wie willst du mir dann Tanzen beibringen?”
Mac starrte sie an. „Eins zu null für dich, Nell. Ich habe keine Ahnung.”
Nell versuchte, sich von ihm zu lösen. Sonst würde sie ihn weitaus besser kennen lernen, als ihr lieb war. Ihre Reaktion auf seine Nähe war unvorstellbar. Ihr wurde heiß und kalt.
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