Baccara Collection 186
soll.”
„Willst du mich auf den Arm nehmen?”
„Keineswegs. Ich will für alle Fälle gewappnet sein, damit mir nicht noch einmal so eine Pleite passiert wie am Wochenende.” Nell war zu dem Ergebnis gekommen, dass ihr guter Ruf keinen weiteren Schaden erleiden durfte.
„Okay. So seltsam ich deine Vorgehensweise auch finde, irgendwie passt sie zu dir. Kühl und überlegt - das ist die Art, wie du immer an die Dinge herangehst.”
„Danke.” Nell war erleichtert, dass Mac offenbar nicht bemerkte, dass ihre Gelassenheit nur äußerlich war. Innerlich war sie das reinste Nervenbündel. Seit sie Mac vorhin aus dem Auto hatte aussteigen sehen, spielten ihre Hormone total verrückt. Und seine unmittelbare Nähe machte es ihr nicht eben leichter.
„Also, ich höre.” Er ließ sich in einen Sessel fallen, faltete die Hände und schaute sie mit feierlichem Ernst an. Doch hintergründig blitzte der Schalk in seinen Augen.
Natürlich. Sie hätte sich ja denken können, dass er sie nicht ernst nahm. Erneut fragte sich Nell, wieso sie sich auf diese Sache eingelassen hatte. Wäre es nicht viel einfacher gewesen, per E-Mail Kontakte zu knüpfen? Aber sie hatte es ja nicht anders gewollt. Sie riss sich zusammen, öffnete den Notizblock und kam sich vor wie … ein Polizist.
„Nehmen wir an, ich habe eine Verabredung mit einem ruhigen, zurückhaltenden Mann, der ein wenig schüchtern ist. Wie soll ich mich dann verhalten? Soll ich ebenfalls zurückhaltend sein, oder wäre es in einem solchen Fall angebrachter, wenn ich ihm besonders forsch entgegenträte?”
„Zunächst einmal, Nell, kann ich mir nicht vorstellen, dass du dich mit einem schüchternen Mann verabredest. Ihr hättet doch überhaupt nichts miteinander gemein.”
„Wie kannst du das wissen? Um das herauszufinden, muss ich mich schließlich erst einmal mit ihm unterhalten.”
„Du machst den zweiten Schritt vor dem ersten. Das Erste, was zählt, ist doch wohl das äußere Erscheinungsbild. Alles andere kommt dann schon von selbst. Deine ganzen Überlegungen im Voraus sind völlig idiotisch. Du lässt den Überraschungseffekt ganz außer Acht. Bei einer Verabredung weiß man letztendlich nie, wie sie ablaufen wird.”
„Das bedeutet, dass alle Männer, mit denen ich mich treffen werde, eigentlich nur das eine von mir wollen?”
Mac nickte. „So ungefähr.”
„Wie Wayne, der Schlagzeuger? Na, das sind ja fantastische Aussichten. Und wie soll ich deiner Meinung nach darauf reagieren? Es als ein Geschenk des Himmels betrachten, mich zurücklehnen und genießen?”
„Ich glaube, wir sollten besser das Thema wechseln.”
„Warte. Sag mir wenigstens, wie ich mich benehmen soll, wenn ich in so einer Situation bin.”
„Ganz einfach, rede dir ein, dass alle Männer Wayne heißen.”
Nell lachte. „Vielen Dank, das ist ja eine fabelhafte Idee. Trotzdem glaube ich nicht, dass ein schüchterner Mann …”
„Ach ja, wir hatten ja mit dem Gehemmten angefangen. Den hatte ich völlig aus den Augen verloren. Ich würde sagen, du begegnest ihm aggressiv. So einem Typ fehlt schlicht die Fähigkeit, sich zu behaupten und direkten Kurs auf das Endziel zu nehmen. Es ist wie beim Spiel. Er muss lernen, den Schläger vernünftig zu halten und im richtigen Moment zuzuschlagen. Wenn das Leder erst …”
„Stopp”, unterbrach Nell seinen Redeschwall. „Das ist auch so eine Sache, die ich nicht begreife. Wieso benutzen Männer immer diese Sport-Terminologie, um eine Situation zu erklären? Wovon redest du? Baseball? Football?”
„Du hast fünf Brüder, Nell. Du weißt genau, wovon ich rede.”
„Natürlich sind mir die Begriffe bekannt. Das meine ich nicht. Aber ihr redet immer von Baseball oder Football, wenn es um ganz alltägliche Dinge geht. Wie wäre es denn mal mit Ballett? Tänzer sind die durchtrainiertesten Athleten. Beim Tanzen werden sämtliche Muskeln beansprucht, außerdem müssen sie über einen unglaublichen Teamgeist verfügen. Hast du schon einmal ,Schwanensee’ gesehen?”
„Um Himmels willen. Wenn du ein paar Jungs Teamgeist beibringen möchtest und ihnen sagst, dass sie zusammenhalten müssen wie die Balletttänzer im ,Schwanensee’, lachen sie dich glatt aus.”
„Zurück zu meinem Schüchternen. Du meinst, Aggressivität wäre die richtige Verhaltensweise, weil ich dann von vornherein zum Ausdruck bringe, dass ich über eine Charaktereigenschaft verfüge, die der andere nicht besitzt?”
„Puh, das war kompliziert.
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