Baccara Exklusiv Band 04
Teil dieser Spannung lösen würde. Doch angesichts Chelseys neuesten Streichs erschien ihr das nicht mehr sehr wahrscheinlich.
Die Gäste strömten nach und nach aus dem Saal, und sie postierte sich so, dass Chelsey sie unweigerlich sehen musste. Als ihre Blicke sich dann trafen, blieb Chelsey vor Schreck der Mund offen stehen.
Überraschend schnell fing sie sich wieder und rief: "Du meine Güte, was machst du denn hier?"
"Freut mich auch, dich zu sehen", erwiderte Laura trocken.
Chelsey stürmte auf sie zu und schloss sie theatralisch in die Arme. "Natürlich freue ich mich, dich zu sehen. Aber warum hast du vorher nicht angerufen? Ich bin total überrascht."
"Sicher nicht so sehr wie ich."
Chelsey fuhr mit der Zunge über ihre Lippen und flüsterte: "Ich weiß, was du denkst, Laura. Aber gib mir bitte eine Chance. Ich kann dir alles erklären – nur nicht hier."
Ehe Laura protestieren konnte, nahm Chelsey sie beim Arm und schob sie vor sich her aus dem Festsaal, offenkundig bemüht, dass niemand der noch Anwesenden sie ansprach. Wenig später fand Laura sich dann inmitten der pinkfarbenen Plüschausstattung des Damenwaschraums wieder.
Ein goldgerahmter Spiegel bot das Bild von Chelsey und ihr. Nachdenklich betrachtete sie es. Während ihrer Kindheit hatte sie auf Grund ihres Asthmas immer ein wenig blasser und dünner ausgesehen als Chelsey. Und während ihrer Jugendzeit hatte Chelsey durch ihre rebellischen Ausbrüche – von grell gebleichtem Haar bis hin zur Punkfrisur – die Unterschiede noch betont. Und ausgerechnet jetzt, da sie sich wirklich fast zum Verwechseln ähnlich sahen, waren sie einander fremder als je zuvor.
"Seit wann trägst du denn eine Brille?"
"Seit ich sie im Sonderangebot bei Woolworth gesehen habe", erwiderte Chelsey grinsend und nahm die Brille ab. "Nur 13 Dollar 95!"
"Du wirst dir deine Augen verderben."
Chelsey lachte unbekümmert. "Meine Sehstärke ist noch immer einwandfrei."
Laura stellte ihre Tasche auf dem Waschbeckenrand ab, verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihre Schwester scharf an. Chelsey hörte auf zu lachen. Sie lehnte sich gegen die Tür und blockierte so den Ausgang.
"Diesmal bist du wirklich sauer auf mich, stimmt's, Laura?"
"Sauer auf dich?" wiederholte Laura und versuchte, ihre Stimme unter Kontrolle zu halten. "Ich bin zweihundert Meilen über heiße und verstopfte Straßen gefahren, um etwas Zeit mit meiner Schwester zu verbringen, und befinde mich plötzlich in einem Albtraum. Erst werde ich in der Tiefgarage zu Tode erschreckt, weil irgendein Fremder im Dinnerjackett mich verfolgt, und dann …"
Unruhig begann sie, vor dem pinkfarbenen Waschbecken auf und ab zu gehen. "Und dann, nachdem ich mit Müh und Not entkommen kann und hier im Saal nach Hilfe suchen will, bekomme ich fast einen Herzinfarkt, weil ich plötzlich als Gastrednerin vorgestellt werde. Nur, dass es eigentlich nicht ich bin, weil du es bist. Im Moment bin ich mir nicht sicher, wer ich sein soll."
"Es tut mir Leid, Laura. Wirklich! Ich kann dir auch alles erklären."
"Ich bitte darum."
"Diesen Sommer ist mir etwas Schreckliches passiert." Chelsey rieb sich den Nacken und sah fast ein bisschen verlegen aus. "Ich habe mich sozusagen verliebt. In einen Mann namens Luke Barnhart."
"Luke Barnhart? Was ist denn aus dem anderen geworden – diesem Xavier Storm, der all die Hotels besitzt?"
"Zwischen mir und Xavier war es nie etwas Ernstes. Wir hatten eine nette Zeit, haben viel gelacht, und das war's. Das ist längst Geschichte."
Geschichte? Das war doch erst ein paar Monate her! Aber es wäre sinnlos, Chelsey darauf hinzuweisen. Ihre Schwester hatte nicht dasselbe Zeitempfinden wie der Rest der Welt.
"Ich glaube, diesmal ist es wirklich eine ernste Sache. Es gibt dabei nur ein winziges Problem: Luke denkt, ich bin du."
"Und wie kommt er darauf?"
Auf Chelseys Wangen zeigten sich zwei verräterische Grübchen. "Vielleicht weil ich mich die letzten ein oder zwei Monate für dich ausgegeben habe."
Unfassbar! "Du meinst, du hast den ganzen Sommer lang so getan, als seist du ich?"
"Ich konnte nicht anders. Nach dieser kleinen Affäre mit Xavier Storm steckte ich ganz schön in der Klemme. Er bekam immer mehr Schwierigkeiten wegen seiner Scheidung, und die Presse beschloss, mich als 'die andere' zu titulieren, obwohl Xavier schon längst von seiner Frau getrennt lebte, als wir uns kennen lernten."
Chelsey seufzte geknickt. "Die Reporter und Fotografen ließen mich einfach
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