Baccara Exklusiv Band 04
nicht in Ruhe, schon gar nicht die von den schmierigsten Blättern. Jedes Mal, wenn ich den Fuß vors Hotel setzte, umringten sie mich wie eine Meute wilder Hunde. Ich war schon kurz davor, mich am Strand lebendig einzubuddeln, als ich plötzlich die geniale Idee bekam, mich für dich auszugeben. Schließlich würde dich niemand interviewen wollen, außer für die nächste Ausgabe von 'Häschen klein'."
"Oh, danke vielmals", sagte Laura trocken.
"Ach, komm schon – du weißt, was ich meine. Jedenfalls hat es fabelhaft geklappt. Ich verkündete der Presse als Laura Stuart, dass Chelsey Stuart eine lange Europareise unternimmt, und sofort ließen sie mich in Ruhe. Die Dinge liefen einigermaßen gut, bis dieser junge Mann auftauchte und mich um ein Autogramm in eines der Hasenfüßchen-Bücher für seine kleine Cousine bat."
"Du hast sogar meine Bücher signiert?" rief Laura entsetzt.
"Ich konnte deine Unterschrift schon immer gut fälschen." Chelseys Lächeln verschwand, als sie zum Ende ihres Berichts kam. "Na ja, und dieser Mann war Luke Barnhart. Er hat mich zum Essen eingeladen, und ehe ich mich's versah, führte eins zum anderen."
"Du inszenierst dieses ganze Theater, nur weil du einen neuen kleinen Freund hast?"
"Nein. Diesmal ist es was anderes, Laura. Ich schwör's dir. Ich … ich glaube, diesmal ist es Liebe." Chelseys Stimme erstarb. "Du glaubst mir nicht, oder?" fragte sie dann verletzt. "Wahrscheinlich darf ich dir das nicht mal übel nehmen. Aber denk mal an all die Männer, von denen ich dir schon erzählt habe – von dem L-Wort habe ich bei denen nie gesprochen."
Das muss man gerechterweise zugeben, dachte Laura widerstrebend.
"Mit Luke ist es anders. Wirklich", beteuerte Chelsey erneut. "Wenn du ihn kennen lernst, wirst du es selbst sehen. Er sieht nicht mal besonders gut aus. Aber er ist süß und schüchtern, und er kann Saxofon spielen, dass du nur so dahinschmilzt. Und er ist sehr clever, geradezu brillant, und …"
Chelseys Stimme klang plötzlich belegt. "Und das Beste ist, dass er mich auch für clever hält. Er … er respektiert mich, Laura. Er hält mich für etwas Besonderes."
Ich kann es nicht glauben, dachte Laura, als plötzlich eine Träne über Chelseys Wange rann. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie ihre Schwester das letzte Mal hatte weinen sehen.
Ihr Ärger verrauchte, und sie nahm Chelseys Hand. "Du bist etwas Besonderes, Chelsey Stuart."
Chelsey zuckte etwas übertrieben mit den Schultern. "Das wären immerhin schon zwei Leute, die so denken. Aber wie üblich habe ich wieder einmal ein höllisches Durcheinander angestellt. Was soll ich jetzt bloß machen, Laura?"
"Sag Luke die Wahrheit", riet Laura ihr freundlich und hielt ihr ein Taschentuch hin.
Chelsey schniefte, ignorierte das Taschentuch und wischte sich mit dem Ärmel über die Augen. "Ich hätte wissen müssen, dass du mit so einer unpraktischen Idee kommst."
"Du hast keine andere Wahl. Du kannst doch nicht ewig so weitermachen. Wenn du Luke wirklich etwas bedeutest, wird er dich verstehen."
"Für dich ist immer alles so einfach!" rief Chelsey verzweifelt. "Aber so einfach ist das nicht. Luke kommt aus einer wohlhabenden Familie, und da ist dieser Onkel Adam, so eine Art Vermögensverwalter des ganzen Besitzes. Dieser Kerl ist ein hartgesottener, halsstarriger Esel. Er mag mich schon als L. C. Stuart nicht – was würde er erst dazu sagen, dass ich in Wahrheit die berüchtigte Zwillingsschwester bin?"
"Du musst dir doch keine Sorgen darüber machen, was dieser Onkel denkt", sagte Laura.
"Doch, muss ich. Luke geht die Meinung seines Onkels über alles." Chelsey knabberte an ihrer Unterlippe. "Alles, was ich brauche, ist ein bisschen mehr Zeit. Zeit für mich und Luke, damit wir uns unserer Gefühle sicherer werden, damit er mich besser kennen lernt."
"Wie kann er dich besser kennen lernen, wenn du dich für jemand anderen ausgibst?"
"Ich habe einfach Angst, Laura. Luke ist das Beste, was mir je passiert ist. Ich will ihn nicht verlieren. Du musst mir helfen."
"Und was soll ich denn tun? Wieder abreisen? Wieder nach Bennington Falls zurückfahren?"
"Nein!" Chelsey klammerte sich an sie. "Ich bin froh, dass du gekommen bist. Ich kann moralische Unterstützung jetzt gut gebrauchen. Vielleicht könntest du dir etwas wegen Adam Barnhart überlegen. Du warst doch schon immer gut darin, mürrische Onkel zu besänftigen."
"Wie sollte das wohl funktionieren? Schließlich können nicht zwei Laura Stuarts
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