Baccara Exklusiv Band 04
sich selbst nie als zerbrechlich oder leicht verletzlich betrachtet hatte, war Mike in der einzigartigen Position, sie tief verletzen zu können. Schließlich hielt er ihre gesamte Zukunft in seiner Hand. Es war mit Sicherheit nicht klug von ihr, sich zu einem solchen Mann hingezogen zu fühlen.
Mike genehmigte sich noch eine Tasse Kaffee und grübelte darüber nach, was gerade geschehen war. Er hatte eine Frau in Latzhose gebeten, mit ihm tanzen zu gehen – in eine Country-und-Western-Bar. Und er freute sich auch noch darauf!
Seit seinem ersten Trip nach Rocky Ridge hatte sich seine Einstellung unbestreitbar geändert. Diesmal hatte er den Besuch sogar kaum erwarten können, und er hatte es auch nicht als lästig empfunden, seinen Terminplan darauf abzustimmen.
Ein Zauberwesen von einer Frau mit schokoladenbraunem Haar, blauen Augen und einer Stimme wie warmer Honig machte allen Unterschied der Welt aus. Er fühlte sich unwiderstehlich zu Karen hingezogen, war sich aber gar nicht so sicher, was er tun sollte.
Wenn Karen eine Frau gewesen wäre, die er in St. Louis kennen gelernt hätte, wäre er die Sache im gewohnten Stil angegangen. Sie hätten eine schöne Zeit miteinander verbracht, sich gegenseitig keine Fesseln angelegt, und vor allem hätte es keine Tränen gegeben, wenn die Beziehung zu Ende gewesen wäre. Aber Karen erschien ihm zu intensiv und sensibel für diese Art von Arrangement.
Und dennoch kam eine engere Beziehung nicht in Frage. Ihr entgegengesetzter Lebensstil, ganz zu schweigen davon, dass sie Hunderte von Meilen voneinander entfernt wohnten, widersprach einer dauerhafteren Verbindung, selbst wenn er die Absicht gehabt hätte, sich zu binden – was er nicht hatte.
Aber was sollte er dann tun?
Karen zum Tanzen auszuführen, war bestimmt nicht die Antwort. Er musste zusehen, dass er die Ranch verkaufte, und dann schleunigst von hier verschwinden, bevor er noch völlig den Kopf verlor.
"Etwas Netteres?" Karen konnte ihre Wut und ihren Frust nicht mehr beherrschen. Dabei war der Wagen der Forsythes noch nicht einmal zur Einfahrt hinaus. "Sie haben sich etwas 'Netteres' vorgestellt? Was, zum Teufel, glauben sie denn, was eine Straußenfarm ist? Ein Streichelzoo? Bilden Sie sich ein, sie könnten einfach in einen renommierten, profitablen Straußenzuchtbetrieb hineintanzen und ihn so mir nichts dir nichts kaufen? Keiner würde eine Ranch verkaufen, die 'gut in Schuss ist', wie Mr. Forsythe sich ausgedrückt hat!"
Sie marschierte wütend ins Haus und knallte Mike die Tür vor der Nase zu.
Wahrscheinlich hat sie gar nicht gemerkt, dass ich direkt hinter ihr bin, dachte er. Ruhig öffnete er die Tür wieder und folgte ihr ins Haus.
"Diese beiden Idioten würden eine gute Investition nicht mal dann erkennen, wenn sie sie in ihre faulen kalifornischen Hinterteile beißen würde!" schimpfte Karen vor sich hin. "Hast du die Fingernägel der Lady gesehen? Wahrscheinlich hat sie keinen einzigen Tag ihres Lebens gearbeitet. Und so was will eine Straußenfarm besitzen! Ha! Ich bin froh, dass sie die Red Canyon nicht gekauft haben. Wahrscheinlich hätten sie sie innerhalb eines Monats zu Grunde gerichtet."
Mike unterließ die Bemerkung, dass die Ranch ja bereits bankrott war. Er hatte damit gerechnet, dass die Forsythes zumindest mit dem Gedanken spielten, ihm ein Angebot zu unterbreiten. Jetzt war er wieder da angelangt, wo er angefangen hatte. Reiche Leute, die Straußenfarmen kaufen wollten, wuchsen nicht auf Bäumen.
Falls er dennoch einen Interessenten fand, würde der wahrscheinlich ähnlich wie die Forsythes reagieren, wenn es dann zur Besichtigung der Ranch kam. Einer Ranch, die einen alles andere als beeindruckenden Anblick bot.
Er trat hinter Karen und legte ihr die Hände auf die Schultern. Sie zitterte vor Wut am ganzen Körper. Doch in den Moment, da er sie berührte, hörte sie auf, vor sich hinzuschimpfen, und blickte ihn überrascht an.
"Entschuldige", meinte sie. "Aber es ist nicht leicht, miterleben zu müssen, wie jemand drei Jahre harter Arbeit einfach so abtut."
"Ich weiß. Und ich weiß wirklich zu schätzen, was du hier geleistet hast. Ehrlich." Leider wusste er nicht, wie er ihr seine Wertschätzung zeigen sollte. Die Ranch an SunnyLand zu verkaufen, war ganz sicher nicht der Weg, aber bald würde ihm keine andere Wahl mehr bleiben.
Er verspürte den verrückten Wunsch, sich hinunterzubeugen und einen Kuss auf die zarte Haut ihres Nackens zu drücken. Dummkopf,
Weitere Kostenlose Bücher