Baccara Exklusiv Band 23
ihr. "Ist es dir nicht erlaubt, mich ebenfalls zu küssen? Das kann nicht so schlimm sein. Tatsächlich hat man mir gesagt, ich könnte es ziemlich gut. Es funktioniert besser, wenn beide Beteiligten mitmachen. Versuch es mal." Er liebkoste ihre Mundwinkel.
So unschuldig seine Worte gewesen sein mochten, sie gingen Nina durch und durch. Sie sprang auf und stieß Steve heftig von sich fort. Als sie nun sprach, war klar zu erkennen, wie verletzt sie war. "Ja, ich bin sicher, dass du gut darin bist. Du hast garantiert eine Menge Übung. Ganz bestimmt hast du es nicht nötig, deine Zeit mit mir zu verschwenden." Sie drehte sich um und kletterte schnell die Stufen zum Deck hinauf.
"Nina Morrison, warte! Bitte geh nicht. Ich wollte dich nicht aufregen. Komm zurück!"
Tränen brannten in ihren Augen, als sie das Boot verließ und den Steg entlangrannte. Für einen kurzen Augenblick hatte sie nicht aufgepasst, und nun hatte sie erhalten, was sie verdiente. Es stimmte, dass man Geschäft und Vergnügen nicht miteinander verbinden durfte, und was sie anging, konnte es überhaupt kein Vergnügen geben, jetzt nicht und niemals.
Sie blieb stehen, als sie das Haus erreichte. Nun war sie einfach davongelaufen und hatte ihren Patienten allein gelassen. Sie wusste, dass er es schaffen würde, auch ohne sie sicher zurückzukehren, aber darum ging es nicht. Was sie getan hatte, war völlig unannehmbar, absolut unprofessionell. Es bestand kein Zweifel mehr daran, dass sie morgen Dr. Cameron bitten musste, sie von diesem Fall abzuziehen.
Bis neun Uhr früh, wenn Edith kommen würde, wollte Nina Steve so weit wie möglich meiden. Sie riss die Tür auf und floh in ihr Zimmer. Dann warf sie sich aufs Bett, völlig durcheinander. Steve hatte sie geküsst, und sie hatte es zugelassen. Die Tatsache, dass sie seinen Kuss nicht erwidert hatte, spielte keine Rolle. Sie hatte auch nichts dagegen unternommen. Sie wusste, dass sie unfair auf seine Worte reagiert hatte. Steve hatte nicht mit seinen sexuellen Fähigkeiten geprahlt. Es war bloß so, dass der Kuss solche Furcht in ihr ausgelöst hatte, nicht weil er geschehen war, sondern weil sie ihn sich gewünscht hatte. Instinktiv erkannte sie, dass sie Steve alles erlaubt hätte, ohne Widerstand zu leisten. Dieses Wissen ängstigte sie mehr als alles andere.
Steve stand inzwischen im Bug seines Bootes, und die Abendbrise kühlte seine erhitzte Haut. Er überlegte, was Nina gedacht, warum sie sich plötzlich so verhalten hatte. War da etwas in ihrer Vergangenheit, wovon er nichts wusste, etwas, das sie vor intimen Begegnungen zurückschrecken ließ? Er ging in die Kabine zurück und streckte sich in einer Koje aus.
"Donnerstag, 17.43 Uhr", verkündete die Computerstimme.
7. Kapitel
Nina öffnete langsam die Augen und setzte sich dann auf. Draußen war es dunkel. Sie war immer noch angezogen und hatte auf der Bettüberdecke geschlafen. Nun schaltete sie die Nachttischlampe ein und sah auf die Uhr. Es war schon halb elf. Rasch stieg sie aus dem Bett und ging in den Flur hinaus. Im Haus war es still.
Auf dem Weg in die Küche schaltete sie das Licht ein. Steve befand sich nicht dort, und es gab auch keinerlei Anzeichen dafür, dass er sich etwas zu essen gemacht hatte. Sie ging zur Treppe, blieb unten einen Moment stehen und stieg dann hinauf. Es war nichts zu hören. Vielleicht schlief Steve. Aber sein Schlafzimmer war leer, das Bett nicht angerührt.
Panik überkam sie. Sie hatte ihn vor über fünf Stunden auf dem Boot zurückgelassen, und offenbar war er überhaupt nicht im Haus gewesen.
"Steve, wo bist du?" Sie lauschte auf eine Antwort, aber es gab keine. Dann trat sie auf den Balkon hinaus und rief wieder. Immer noch nichts. Sie ging schnell durch alle Räume des Hauses, knipste überall das Licht an und rief. Steve war nirgendwo zu finden.
Mit klopfendem Herzen und zugeschnürter Kehle machte sie sich auf den Weg nach draußen. Glücklicherweise schalteten sich die Lampen auf dem Bootssteg bei Einbruch der Dämmerung automatisch ein, sonst wäre es stockdunkel gewesen. Nina ging zuerst mit schnellem Schritt, aber bald rannte sie auf das Segelboot zu. Sie konnte Steve nicht sehen, weder auf dem Steg noch an Deck.
Die Tür zur Kabine war zu. Hatte er sie abgeschlossen, bevor er das Boot verlassen hatte? Wo konnte er hingegangen sein? Sie starrte in das dunkle Wasser des Sees und hörte, wie es gegen die Seiten des Bootes und die Pfeiler des Steges schlug. Mit einem Mal zitterte
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