Baccara Exklusiv Band 23
wünschte sie sich Steves Arme um sich, seine Nähe, aber sie wusste, dass das nicht sein durfte.
Steve blieb auf dem Boot. In seinem Kopf drehte sich alles. Er musste etwas tun, um Nina am Weggehen zu hindern, aber was? Schließlich machte er sich langsam auf den Rückweg zum Haus, und als er dort ankam, lauschte er auf Geräusche von ihr. Als er an ihrer Tür stehen blieb, hörte er sie weinen. Er zweifelte nicht daran, dass ihre Entscheidung, von ihm fortzugehen, ihr selbst genauso zu schaffen machte wie ihm. Etwas musste geschehen. Er legte seine Hand auf den Türknauf, zog sie dann aber wieder weg. Nein, Nina würde nicht wollen, dass er unangemeldet bei ihr hereinplatzte. Das hatte er schon zu oft getan.
Eine Idee nahm allmählich in seinem Kopf Gestalt an. Warum hatte er nicht früher daran gedacht? Rasch ging er in sein Schlafzimmer und griff nach dem Telefon.
Eine verschlafene Stimme meldete sich. "Hallo."
"Richard, ich bin es, Steve."
Richard war sofort wacher. "Steve? Hast du eine Ahnung, wie spät es ist?" Das klang nicht sehr freundlich.
"Freitag, 0.25 Uhr", verkündete die Computerstimme.
"Natürlich weiß ich, wie spät es ist. Ich habe eine sprechende Uhr, erinnerst du dich?"
"Was willst du denn um diese Zeit? Du klingst nicht, als wärst du verletzt oder betrunken."
"Ich will alles erfahren, was es über Nina Morrison zu wissen gibt, wo sie geboren wurde und wann, über ihre Familie, ihre Vergangenheit, wo sie wohnt, was sie für private Interessen hat, wie sie zu dieser Art von Arbeit gekommen ist …", er überlegte einen Moment, "… ob sie zurzeit verheiratet ist oder es je war, ob sie Kinder hat, einfach alles."
"Mehr nicht?", fragte Richard verblüfft. "Darf ich bis zum Frühstück warten, oder willst du auf der Stelle einen schriftlichen Bericht?"
"Spar dir den Spott, Richard. Setz so viele Leute darauf an wie nötig und verschaff mir das alles so bald wie möglich. Natürlich ist es streng vertraulich."
"Ja, natürlich." Richards Zustimmung wirkte ein bisschen übertrieben. "Ich nehme an, du willst mir nicht erzählen, wozu du das brauchst, oder? Eigentlich schuldest du mir eine Erklärung, nachdem du mich mitten in der Nacht wegen etwas so Absurdem geweckt hast."
Es entstand eine lange Pause. "Steve, bist du noch da?", fragte Richard schließlich.
Als Steve nun weitersprach, war der Kommandoton von eben verschwunden, und seine Verzweiflung kam deutlich zum Ausdruck. "Sie wird fortgehen, Richard. Sie sagt, sie kann nicht länger bleiben und ihren Job richtig machen. Angeblich hat sie alle Regeln ihres Berufes gebrochen." Wieder entstand eine Pause. "Ich muss sie aufhalten. Ich will nicht, dass sie geht. Sie darf nicht aus meinem Leben verschwinden."
"Es scheint mir, als wären die Dinge weit über das Berufliche hinausgegangen", meinte Richard ruhig. "Die Frage ist, ob Nina vor deinen unwillkommenen Annäherungsversuchen davonläuft."
"Nein, so ist es nicht. Ich glaube, sie flieht vor ihren eigenen Gefühlen. Ich habe nie jemanden wie sie kennen gelernt. Sie ist so offen und ehrlich, so liebenswert …"
"Ah, ich verstehe, ganz und gar nicht wie Traci Sinclair und all die anderen hohlköpfigen Miezen vor ihr."
"Das ist vorbei, Richard, mit allen."
"Und wann wirst du Traci von dieser tief greifenden Entscheidung unterrichten?"
"Das habe ich bereits getan. Sie ist aus meinem Leben verschwunden."
Zum ersten Mal während dieses gesamten Gespräches klang Richard so, als würde er Steves Worte ernst nehmen. "Du hast sie tatsächlich zum Teufel geschickt? Persönlich oder am Telefon? Und wie hat sie reagiert?"
"Ich habe es persönlich getan, und sie hat es gar nicht gut aufgenommen. Erst hat sie rumgebrüllt, und dann hat sie auf dem Weg nach draußen ein paar hässliche Dinge zu Nina gesagt." Ein Hauch von Traurigkeit war zu hören, als er fortfuhr. "Sie hat Nina damit sehr verletzt. Das hätte gar nicht anders sein können."
Einen Moment lang herrschte Schweigen. Dann machte Richard Anstalten, das Gespräch zu beenden. "Ich setze gleich morgen früh jemanden darauf an. Steve … bist du in Ordnung?"
"Ja, das bin ich … außer falls Nina weggeht. Dann weiß ich nicht …" Er brach ab, legte den Hörer auf und lehnte sich in seinem Sessel zurück.
Edith Haggarty klingelte an der Tür. Als niemand öffnete, schloss sie mit ihrem Schlüssel auf. Es überraschte sie, dass alle Lampen an waren, obwohl die Sonne hell schien. Erst rief sie Ninas Namen und dann Steves,
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