Baccara Exklusiv Band 23
sie am ganzen Körper. Es war wirklich unmöglich gewesen, so wegzulaufen und Steve allein im Boot zurückzulassen. Keine persönliche Verlegenheit und kein Gefühl der Verletzung konnten es rechtfertigen, dass sie die Gesundheit oder sogar das Leben eines Menschen in Gefahr gebracht hatte.
Da sie nicht wusste, was sie sonst tun sollte, kletterte sie an Deck. Unsicher tastete sie nach dem Griff der Kabinentür, öffnete sie langsam und stieg die Stufen hinunter. Ihr Herz schlug so heftig, dass sie dachte, es würde ihr aus dem Leib springen.
"Wer ist da?", erklang eine männliche Stimme in der Stille der Nacht.
Nina schnappte nach Luft. "Steve, bist du das?"
"Nina Morrison, was tust du hier?" Das klang weder ärgerlich noch erfreut.
"Ich bin gekommen, um nachzusehen, ob es dir gut geht. Es ist schon spät. Und ich habe mir große Sorgen gemacht", fügte sie ganz leise hinzu.
"Donnerstag, 22.58 Uhr", verkündete die Computerstimme.
"Was hast du so lange Zeit hier ganz allein getan?" Nina bemühte sich, etwas in der Dunkelheit zu erkennen. Sie konnte keinen Lichtschalter finden.
"Einfach nachgedacht, den Geräuschen des Wassers zugehört." Sein Ton war ausdruckslos. "Da du nun weißt, dass ich weder von zu Hause weggelaufen noch in den See gefallen bin, kannst du wieder gehen. Ich brauche keinen Babysitter."
Sie erkannte, wie verletzt er war. "Steve …" Vorsichtig trat sie näher an ihn heran. Nachdem sie gegen einen Klapptisch gestoßen war, fand sie schließlich Steve in einer der Kojen. "Ich bin, äh …" Es fiel ihr schwer, die richtigen Worte zu finden für das, was sie sagen wollte. Sie hatte vor, sich zu entschuldigen, aber es kam nicht so heraus, wie es sollte.
"Versuchst du etwas zu sagen, Nina Morrison?" Steve stützte sich auf einem Ellbogen auf und griff nach ihrem Handgelenk. Langsam zog er sie auf den Rand der Koje und rutschte beiseite, damit sie sich hinsetzen konnte.
"Es tut mir Leid, dass ich so mit dir gesprochen habe und einfach weggerannt bin", erklärte sie leise.
Steve zog sie in seine Arme, hielt sie aber nicht zu fest. "Warum hast du es getan?", flüsterte er.
Sie hatte Mühe zu atmen. In ihr tobte wieder ein Aufruhr. Sie öffnete den Mund, aber es kam nichts heraus.
Steve wiederholte seine Frage, und seine Lippen streiften dabei ihr Ohr. "Warum hast du es getan?"
"Du … Du hast mir Angst gemacht."
"Ich verstehe nicht, was du meinst. Wie ist das möglich?" Er strich leicht mit dem Mund über ihren Hals.
"Es ist das, was du gerade jetzt wieder tust, Steve", antwortete sie. "Die Art, wie du mich berührst. Ich begreife es nicht, weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Mir ist nicht klar, was du willst."
Er fühlte, wie sie zitterte, welche Anstrengung es sie kostete, die Worte herauszuzwingen, und spürte, wie unbehaglich sie sich bei diesem Thema fühlte. "Ich weiß selbst nicht genau, was ich will." Er berührte ihre Stirn. "Du hast das Gesicht verzogen."
Als sie seine Finger wegschieben wollte, hielt er sie fest und presste ihren Handrücken an seine Lippen. Er fühlte ihren schnellen Pulsschlag und hörte, wie ihre Atmung sich beschleunigte. "Ich weiß nur, was ich nicht will, nämlich keine Schwindler mehr um mich, Schmarotzer, die nur auf das aus sind, was sie kriegen können. Ich will keine oberflächlichen Menschen, die nichts verstehen können, das sich nicht um sie selbst dreht, keine Frauen wie Traci Sinclair mehr. Davon gab es schon zu viele. Ich will nicht auch noch den Rest meines Lebens verbringen, ohne etwas vorzeigen zu können."
Nina war klar, dass diese Worte unmittelbar aus Steves Seele kamen. "Du hast eine Menge vorzuweisen in deinem Leben", erklärte sie. "Du bist ein sehr erfolgreicher und angesehener Architekt. Ich habe die Preise und lobenden Erwähnungen in deinem Arbeitszimmer gesehen, die Zeitschriftenartikel über dich gelesen und jeden Bereich deines Hauses erforscht. Es ist wunderschön. Jeder wäre stolz, in so einem Gebäude zu wohnen. Alle anderen Architekten sollten sich ein Beispiel an deiner Arbeit nehmen."
"Es ist sehr nett von dir, das zu sagen, aber …", er dachte einen Moment nach, "… das ist ja auch dein Job, oder? Ein Teil deines Berufes ist es, zu unterrichten, und der andere Teil ist es, zu ermutigen und das Selbstvertrauen zu fördern. Du musst mir das Gefühl vermitteln, dass es einen Grund für mich gibt weiterzumachen, dass ich immer noch ein nützliches Mitglied der Gesellschaft bin, keine Belastung, dass ich immer noch
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