Baccara Exklusiv Band 23
hinzu, dass sie zu Hause auch nichts Derartiges hatte.
"Es ist doch bloß bei Richard und Margie. Zieh einfach das Gleiche an wie immer. Ich werde auch das tragen, was ich zur Zeit anhabe …", er grinste, "… was immer es sein mag."
Nina klang verzweifelt. "Steve, ich kann nicht …"
Er wandte sich ab. "Es gibt nichts weiter darüber zu diskutieren. Wir werden beide gehen." Als ihm etwas einfiel, drehte er sich schnell noch einmal um. "Kannst du mit einem Schaltwagen fahren? Mein Auto hat lange Zeit in der Garage gestanden, also sollten wir es statt deinem nehmen."
Wieder einmal hatte er die Kontrolle über die Situation an sich gerissen und ließ Nina keinen Ausweg. Also seufzte sie resigniert. "Ja, ich kann mit einem Schaltwagen fahren. Ich habe eine Weile auf einer Farm gelebt und gelernt, mit allem umzugehen, das Räder hat."
Es war das erste Mal, dass sie etwas wirklich Persönliches erzählte. Steve ging sofort darauf ein. "Du hast auf einer Farm gelebt? Wann? Wo?"
Sie hatte eigentlich nichts preisgeben wollen. Es war ihr bloß als logische Antwort auf seine Frage herausgerutscht. "Das war vor langer Zeit … Es ist nicht wichtig." Sie versuchte, das Thema zu wechseln. "In welchem Stadtteil wohnen Richard und Margie?"
"Nein, das wirst du nicht tun. Du bist sehr gut darin, etwas anderes anzuschneiden, wenn du über eine bestimmte Sache nicht reden willst."
Angriff ist die beste Verteidigung. Nina hatte diese Taktik schon oft verwendet. Nun war es wieder Zeit dazu. "Ich dachte, du hättest versprochen, mich nicht noch mal …"
"Ich sagte, ich würde nichts mehr tun, was dir Angst macht. Aber warum solltest du dich vor einer einfachen Frage über dein Leben auf dieser Farm fürchten?"
Er hatte Recht. Es war nichts falsch daran, dass er auf etwas einging, das sie gerade erzählt hatte. Sie hatte überreagiert. "Wieso glaubst du, die Frage würde mir Angst machen?"
"Nun beantwortest du schon wieder eine Frage mit einer Gegenfrage. Ich habe keine Ahnung. Würdest du es mir verraten?"
"Nein." Das kam kaum hörbar heraus.
Einige Minuten lang sprach keiner von ihnen. Steve hatte den verletzten Ton in Ninas Stimme gehört. Obwohl sie nur ein Wort gesagt hatte, war das doch ganz deutlich gewesen. Er wollte seine Arme um sie legen, sie schützen. Aber er hatte versprochen, dass er nichts mehr tun würde, das sie in Verlegenheit brachte, und daran würde er sich halten.
Das unbehagliche Schweigen wurde durch Ediths Rückkehr gebrochen. Nina ergriff die Gelegenheit, um aus Steves Gegenwart zu entfliehen. "Ich sollte ihr besser mit den Tüten helfen." Sie lief zur Vordertür.
Danach zeigte sie Edith, wie alles für Steve geordnet worden war, von den Lebensmitteln im Kühlschrank und in der Speisekammer bis zum Inhalt der Schränke und Schubladen im Schlafzimmer. Sie erklärte, wie die Kleidung gekennzeichnet worden war, damit Steve erkennen konnte, welche Farbe etwas hatte. Ganz deutlich betonte sie, wie wichtig es war, dass alles immer am selben Platz blieb.
Edith bereitete das Essen für sie alle zu und begann dann mit dem Hausputz. Nina entschuldigte sich, ging in ihr Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Die wenigen Kleidungsstücke, die sie mitgebracht hatte, schienen sie aus dem Schrank heraus anzustarren. Vielleicht zum ersten Mal betrachtete sie die Sachen kritisch. Alles sah gleich aus. Es waren langweilige, neutrale Farben, unförmige Hemden und Hosen.
Wie konnte sie in solcher Kleidung mit Steve irgendwohin gehen? Obwohl er nicht sehen konnte, was sie trug, waren doch seine Freunde durchaus dazu fähig. Sie schuldete es ihm, so gut auszusehen, wie es ihr möglich war. Vielleicht würde es Edith nichts ausmachen, sich eine Weile um Steve zu kümmern, so dass sie fortgehen und sich irgendwo etwas Neues für den kommenden Abend kaufen konnte.
"Wo bist du gewesen?" Steve stand an der Tür ihres Zimmers und wartete ungeduldig auf eine Antwort.
"Ich hatte einiges zu tun." Nina legte ihre Päckchen aufs Bett, stellte die Handtasche ab und schlüpfte aus den Schuhen.
"Du warst sehr lange weg, fast vier Stunden. Hätte Edith das nicht für dich erledigen können?" Er klang irgendwie ängstlich und auch ein wenig irritiert. "Was war das denn überhaupt?"
Nina drehte sich zu ihm um und erkannte die Unsicherheit in seinem Gesichtsausdruck. Sie fragte sich, was ihm durch den Kopf gehen mochte. "Es war etwas Persönliches. Ist das ein Problem für dich?"
"Nein." Seine Stimme wurde weicher. "Nein,
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