Baccara Exklusiv Band 23
behauptet hatte.
Alles, was Dr. Cameron ihr geraten hatte, stimmte vermutlich. Aber Nina hatte sich trotzdem für den feigen Ausweg entschieden und den Brief hinterlassen. Sie wusste, dass sie nicht stark genug war, die Demütigung und Verletzung auszuhalten, die sie empfinden würde, wenn sie sah, wie enttäuscht Steve von ihr war.
Eine unheimliche Stille herrschte im Haus, als Steve ins Wohnzimmer trat. Ihm war sehr unbehaglich zumute. Ein Anflug von Panik erfasste ihn, als er die Treppe hinaufstieg. Es war nicht nötig, dass er Ninas Namen rief. Er wusste, dass sie nicht da war.
Dann wirbelte er zu Richard herum. Der Schmerz war deutlich in seinem Gesicht und in seinen Augen zu erkennen. "Hat sie etwas gesagt?" Eine falsche Hoffnung überkam ihn. "Vielleicht musste sie nur einkaufen gehen?"
Richard sah auf den Fußboden hinunter. Er konnte Steves Blick nicht ertragen. "Sie hat erwähnt, ihre Arbeit hier wäre nun vorüber. Ich bin nicht ganz sicher …"
Steves Gesichtsausdruck sagte alles. Er wandte sich von Richard ab. "Oh, ich schätze, ich habe nicht verstanden, wie es geschehen sollte …", meinte er leise.
"Bist du in Ordnung?"
"Ja, es geht mir gut." Steve steuerte aufs Schlafzimmer zu. "Danke, dass du mich nach Hause gebracht hast. Ich sehe dich dann später."
Der Brief lehnte an seinem Kissen. Mit zitternder Hand griff er danach.
Mein geliebter Steve,
dies ist das Schwierigste, das ich jemals tun musste, aber es ist die einzige Möglichkeit. Du bist ein sehr begabter Mann und hast der Menschheit viel zu bieten. Nun, da Du Dein Augenlicht wiederhast, wirst Du in Deine Welt zurückkehren, zu Deiner Arbeit, Deinen Hobbys, Deinen Freunden. Wenn ich bleiben würde, würdest Du erkennen, wie unattraktiv ich bin, wie fehl am Platz ich in Deiner Umgebung wäre. Ich weiß nichts über Yachtclubs und gesellschaftliche Ereignisse. Ich habe nicht mal ein College besucht.
Lieber gehe ich jetzt, als später eine Last für Dich zu werden und Dich gegenüber Deinen Freunden und Geschäftspartnern in Verlegenheit zu bringen. In sehr kurzer Zeit werde ich bloß noch eine schwache Erinnerung für Dich sein, verbunden mit einer unerfreulichen, aber glücklicherweise kurzen Zeit Deines Lebens. Ich will Dir danken, dass Du mir die glücklichsten Tage meines Lebens verschafft hast. Für eine Weile hatte ich das Gefühl, wirklich geliebt und akzeptiert zu werden, so wie ich bin. Diese kostbare Erinnerung werde ich immer in Ehren halten. Ich liebe Dich.
Nina.
Steve las den Brief ein zweites und dann ein drittes Mal, bevor er ihn weglegte. Er fühlte sich ausgelaugt, schwach und sehr verwirrt. Der Augenblick, von dem er geglaubt hatte, er würde der fröhlichste seines Lebens werden, war der verzweifeltste geworden. Noch niemals war er so am Boden zerstört gewesen, nicht einmal, als er Julia mit seinem besten Freund zusammen im Bett vorgefunden hatte, nicht einmal, als er im Krankenhaus aufgewacht war und man ihm gesagt hatte, er würde vielleicht nie wieder sehen können. Nichts war mit diesem verheerenden Moment zu vergleichen.
All seine Pläne für die Zukunft hatten Nina mit eingeschlossen. Ihm war nie in den Sinn gekommen, dass sie nicht Teil seines Lebens sein könnte. Er ließ sich aufs Bett fallen, schloss die Augen und hieß die Dunkelheit willkommen.
"Verkauf alles, Richard. Mach alles zu Bargeld, bis zum letzten Möbelstück. Lass mir bloß das Segelboot. Ich werde verreisen, keine Ahnung wohin oder wann ich zurückkomme."
"Ist das deine Antwort hierauf?" Richard wedelte mit Ninas Brief vor Steve herum. "Willst du weglaufen?"
"Ich weiß nicht, was ich sonst tun soll. Ich habe Nachrichten für sie im Krankenhaus hinterlassen und in ihrer Wohnung auf dem Anrufbeantworter. Sie ruft nicht zurück. Immer wenn ich zu ihrem Apartment gehe, sieht mich ihre Vermieterin mit großen traurigen Augen an und erklärt, Nina wäre nicht zu Hause."
"Wenn du sie nicht genug liebst, um ihr nachzugehen, dann war es richtig, dass sie dich verlassen hat." Richard öffnete einen Aktendeckel und nahm mehrere Papiere heraus. "Willst du warten, bis du einen fairen Preis bekommst, besonders für das Haus, oder soll ich alles so schnell wie möglich abstoßen?"
"Ihr nachgehen? Wie denn? Wohin?"
"Nun, wenn du wirklich interessiert bist …"
Steve sprang auf und beugte sich über den Schreibtisch. "Ob ich interessiert bin? Richard, falls du etwas weißt …"
"Da ist immer noch die wöchentliche Besprechung,
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