Baccara Exklusiv Band 23
versprechende Verabredung gewesen, aber er hätte sich auch schon mit einer Wiederholung im Fernsehen oder einem guten Drink begnügt.
Jedenfalls wäre alles besser gewesen, als sich hier herumzudrücken. Die herrschaftlichen Anwesen, die Villen und Parks, imponierten ihm nicht im Geringsten, die ganze Gegend war ihm einfach zu langweilig.
Das redete er sich jedenfalls ein.
Irgendwelche armen Schlucker mochten glauben, solcher Luxus sei die Erfüllung aller Träume. Sie ließen sich von riesigen Swimmingpools, antiken Statuen, nachempfundenen Skulpturen und aufwendigen Springbrunnen beeindrucken. Aber wer brauchte all diese Dinge schon wirklich?
Rafe hatte einmal gelesen, reiche Leute würden sich von anderen unterscheiden. Das war nichts Neues für ihn. Schließlich hatte sein eigener Vater …
Aber darüber wollte er im Moment nicht nachdenken.
Ja, die Reichen waren anders: gewissenloser, gieriger und oberflächlicher; je mehr sie besaßen, desto mehr wollten sie haben. Man sollte sie für besser und klüger halten als gewöhnliche Menschen. In Wirklichkeit hatten sie jedoch nur mehr zu verbergen als die anderen.
Wozu waren sie überhaupt zu gebrauchen? Besonders so verkommene Subjekte wie dieses Ekel Calderon?
Du Dummkopf, wies er sich zurecht, du selbst brauchst sie, schließlich lebst du davon, sie zu bewachen. Und im Grunde glaubst auch du, dass sie besser und klüger sind.
Unwillkürlich drängte sich ihm die Erinnerung an den kleinen Jungen mit der schweren Kindheit auf, der sich danach sehnte, von einem reichen Mann anerkannt zu werden.
Rafe duckte sich, um unauffällig eine Zigarette anzustecken. Die Flamme des Streichholzes erhellte kurz sein kantiges Gesicht, dessen verwegener Charme die meisten Frauen unwiderstehlich anzog. Er nahm einen tiefen Zug und beobachtete, wie der blaue Zigarettenrauch in die warme Nachtluft aufstieg.
Mindestens ein Dutzend Polizisten war abgestellt worden, um sämtliche Ein und Ausgänge des Anwesens zu bewachen.
Warum zum Teufel musste dann auch Rafe noch hier herumschleichen wie der Hauptakteur in einem Mantelund Degenfilm? Am liebsten hätte er Manuel erwürgt, denn der hatte ihn bei Armi Calderon in den höchsten Tönen gelobt und ihm so diesen Babysitterjob eingehandelt. Nun patrouillierte Rafe auf dem Gelände und musste Armis zwanzigjährige Stieftochter bewachen, die gerade vom College gekommen war.
Als der Auftrag gekommen war, hielt ihm Manuel, sein Boss, gerade eine Standpauke, weil er mir nichts, dir nichts den Job bei Jojo Johnson quittiert hatte. Bei einer Flasche Whisky saßen sie an Manuels Schreibtisch und redeten sich die Köpfe heiß.
Manuel hatte ihm lautstark zu verstehen gegeben, dass selbst Leute wie Jojo den besten Personenschutz verdienten, wenn sie dafür zahlten. Schließlich lebte seine Agentur davon, und Männer wie Rafe, die sich sonst nirgendwo einfügen konnten, hatten es unter anderem Jojo zu verdanken, dass sie nicht auf der Straße standen.
Rafe blieb starrsinnig und meinte, Manuel solle sich einen anderen Dummen suchen, der sich Tag und Nacht mit Jojo herumtrieb.
Er zog sein schwarzes T-Shirt hoch, um Manuel die beachtliche Bisswunde zu zeigen, die ihm eines von Jojos Liebchen zugefügt hatte, als er ihr klar machen wollte, dass Jojo bereits Gesellschaft hatte, und versuchte, sie aus der Suite des Sängers hinauszukomplimentieren.
Doch Manuel interessierte sich weniger für die Wunde als für den tätowierten Drachen auf Rafes muskulösem linkem Oberarm.
"Wo hast du dir das denn machen lassen?"
"In Singapur, als ich bei der Navy war. Damals hatte ich eine Schwäche für chinesische Kunst", erwiderte Rafe gedehnt.
"Dann solltest du bei Jojo bleiben, der ist ein echter Künstler. Er ist der beste …"
"Rockstar" hatte Manuel sagen wollen, doch mit einem Schwall wüster Verwünschungen schnitt Rafe ihm das Wort ab. Er hatte sich gerade in Rage geredet, als Armi Calderons Anruf ihn unterbrach.
"Armi …" Manuel warf Rafe einen finsteren Blick zu und bedeutete ihm zu schweigen. "Das ist vielleicht deine große Chance, den Fehler mit Jojo wieder gutzumachen, Steele."
"Oh nein, das kannst du mir nicht antun! Ich will eine Woche Urlaub."
Manuel schaltete den Lautsprecher ein, damit Rafe das Telefongespräch verfolgen konnte.
"Ich brauche einen ganz besonderen Bodyguard für heute Abend", dröhnte Calderons Stimme durch die Anlage. "Chris gibt eine große Party für Cathy, und ich habe schon wieder eine Morddrohung bekommen,
Weitere Kostenlose Bücher