Baccara Exklusiv Band 23
führte sie über die Straße zu seinem Motorrad. Vielleicht war die Idee ja gar nicht so schlecht, wenigstens wäre Mike da, um auf ihn aufzupassen. "Steig auf", befahl er, als sie zögerte. Dann setzte er sich hinter sie und erklärte ihr, was sie tun musste.
"Ich glaube, ich habe es verstanden", meinte sie, während sie den Helmgurt festzog.
"Dann nichts wie weg von hier."
Sie gab zu viel Gas, und die Maschine bäumte sich auf wie ein Wildpferd, das eingeritten wurde. Sie lachte, als er sich fester an sie klammerte, um nicht herunterzufallen.
Während sie durch die Nacht rasten, wehte ihr duftiger Chiffonrock über seine Schenkel. So eine Fahrt hatte Rafe noch nie erlebt.
1. Kapitel
"Verdammt!", schalt sich Cathy, als sie im Spiegel ihr blasses Gesicht und die großen dunklen Augen betrachtete. "Du bist wirklich feige! Welche Mutter hat schon Angst vor ihrer sechsjährigen Tochter?"
Der unterwürfige Verkäufer, der auf dem Markt des winzigen, verarmten mexikanischen Ortes leuchtende Totenköpfe anbot, hätte ihr sicher bestätigt, dass es keinen Grund gab, das Kind zu fürchten. Jedenfalls nicht, solange es seinen Willen bekam. Sadie, Cathys Tochter, hatte sich nämlich von einem reizenden Engelchen in einen regelrechten Satansbraten verwandelt, als ihre Mutter, eine der reichsten Frauen der Welt, an diesem Nachmittag auf dem Markt des Dorfes, in dem sie zurückgezogen lebten, das fatale Wort "nein" ausgesprochen hatte.
"Nein, Gordita, mein Schätzchen, du bekommst keinen von diesen violetten Totenköpfen, auch wenn sie noch so schön im Dunkeln leuchten."
Daraufhin schmollte das kleine Mädchen, schob die Unterlippe vor und bekam rote Wangen. Als ihre Mutter sie dann an die Hand nahm und energisch von dem Stand fortziehen wollte, schrie Sadie wie am Spieß und schlug um sich. Im Eifer des Gefechts fielen gut ein Dutzend der Totenköpfe zu Boden und gingen zu Bruch. Cathy ließ ihre Tochter los, um Geld hervorzuholen, schließlich musste sie für den Schaden aufkommen. Sofort nutzte das Kind die Gelegenheit, um sich den größten der Köpfe zu nehmen, und hüpfte damit fröhlich davon, wie ein kleiner Gangster nach erfolgreichem Beutezug.
Aber Cathy dachte nicht an den katastrophalen Marktbummel, während sie sich im Spiegel betrachtete. Sie grübelte auch nicht über ihr Äußeres nach, mit dem sie seit einiger Zeit unzufrieden war.
Das blonde Haar, das sie zu einem Knoten hochgesteckt hatte, wirkte glanzlos. Ihre verwaschene Jeans war löchrig und zeigte oberhalb des Knies zu viel nackte Haut – so machte sie nicht gerade einen guten Eindruck.
Bis auf den kostbaren Brillantring an ihrer linken Hand wies nichts darauf hin, dass Cathy weltweit eine der vermögendsten Erbinnen war. Bevor sie Maurice Dumont gestattet hatte, ihr dieses protzige Schmuckstück an den Finger zu stecken, war sie ein peinlicher Fall für ihre Mutter und ihren schwerreichen Stiefvater gewesen, die beide zum internationalen Jetset gehörten und die Crème de la Crème des Geldadels darstellten. Hätte Cathy nicht eine solch auffallende Ähnlichkeit mit ihrer Mutter gehabt, man hätte denken können, sie sei als Säugling vertauscht worden.
Vor knapp sechseinhalb Jahren war das Verhältnis zwischen den schillernden Eltern und ihrer missratenen Tochter auf dem Tiefpunkt angelangt, als sich herausstellte, dass Cathy schwanger war. Der Vater des Kindes war natürlich nicht standesgemäß. Ein Leibwächter passte selbstverständlich nicht zu den Calderons, auch wenn er noch so gut aussah. Zu allem Überfluss hatte er auch noch eine Tätowierung und benahm sich so arrogant, als wäre er der Milliardär.
Selbstverständlich hatte man es nicht für nötig erachtet, ihn davon in Kenntnis zu setzen, dass er der unerwünschte Erzeuger dieses Calderon-Sprosses war. Cathy hatte natürlich darauf bestanden, sein Kind zu bekommen. Cathys Mutter, die um den Ruf der Familie besorgt war, hatte es für das Beste befunden, Cathys ehemaliges Kindermädchen Pita zu engagieren und in Pitas Heimatdorf, in den Bergen Mexikos, ein wunderschönes Haus bauen zu lassen. Hier konnte Cathy, vor der sensationslustigen Presse geschützt, ihr Kind aufziehen und der Familie keine Schande machen. In der Zwischenzeit gelang es Cathys Stiefvater, der jedem haarsträubende Märchen über seine vermeintliche Abstammung von El Cid und dem spanischen Königshaus auftischte, sich an dem schändlichen Verführer seiner Tochter zu rächen.
Zum Glück war dieses
Weitere Kostenlose Bücher