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Baccara Exklusiv Band 23

Baccara Exklusiv Band 23

Titel: Baccara Exklusiv Band 23 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Leabo Shawna Delacorte Ann Major
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Mädchen den Hut fester auf den Kopf und drehte sich, schnell wie ein Derwisch, um sich selbst, dabei flogen Stecknadeln und Ringelblumen in alle Richtungen.
    "Hör auf! Hör auf! Du bringst das ganze Zimmer durcheinander", tadelte Cathy, allerdings mit nachsichtigem Lächeln, und nur mit Mühe schaffte sie es, ihre Stimme strenger klingen zu lassen. "Dir wird ja ganz schwindelig! Außerdem verstreust du all deine Ringelblumen!"
    Sofort blieb Sadie stehen, aber nur weil es ihr um die Ringelblumen Leid tat. "Ich wollte doch nur sehen, wie weit mein Rock ist", erklärte sie. "Pita hat ihn mir extra für Halloween und El Dia de los Muertos genäht."
    Das ungute Gefühl in Cathys Magengrube verstärkte sich, und ihr Lächeln gefror, als sie an dieses Fest dachte.
    El Dia de los Muertos war eine traditionelle mexikanische Feier, die am ersten November begann und das ruhige Dörfchen in ein Tollhaus verwandelte. Während dieser als magisch und heilig angesehenen Zeit wurden die Seelen der Verstorbenen von den Gläubigen eingeladen, ihre Familien zu besuchen und mit ihnen zu essen und zu trinken.
    "Pita hat mein Kostüm aus einem alten schwarzen Hexenkleid von Lupe genäht, deswegen besitzt es besondere Zauberkraft, wie die Ringelblumen hier, denn Lupe war ja eine echte Hexe."
    Cathy warf einen Blick in den Korb mit den gelben Blüten. Lupe Sanchez, Pitas berühmte Mutter, war nun seit zehn Jahren tot. Nur zu gut konnte sich Cathy an die alte selbstbewusste Frau erinnern, die alles tat, um ihrem Ruf als größte Hexe und Zauberin von ganz Jalisco gerecht zu werden. Stets hatte Lupe ihrer Tochter Vorwürfe gemacht, weil diese nicht in ihre Fußstapfen getreten war.
    Heute glaubte Cathy nicht mehr, dass Lupe tatsächlich eine Hexe gewesen war, und es gefiel ihr absolut nicht, dass ihr Kind solchen Unsinn ernst nahm. Doch sosehr sie Pita auch bat, keine Hexengeschichten zu erzählen, es war zwecklos, denn Pita und die anderen Dorfbewohner waren zu tief in diesen Traditionen verhaftet.
    "Komm, wir gehen hinaus", wiederholte Cathy nun energischer.
    "Nein! Ich muss Pita helfen, einen Altar zu bauen, damit Lupe zurückkommen und Tamales und grüne Salsa essen kann!"
    Das ging Cathy entschieden zu weit.
    "Es gibt keine Hexen, und ganz gleich, was Pita behauptet, Geister können nicht zurückkommen! Und schon gar nicht Tamales und Salsa essen!"
    "Das hat Pita auch gar nicht gesagt!"
    "Schön, dann wäre das ja erledigt, und nun …"
    Cathy hielt inne, denn Sadies strahlend blaue Augen funkelten übermütig und erinnerten sie an Rafe. Seine Augen hatten das gleiche Blau wie die seiner Tochter. Sadies Blick war wie seiner an jenem verhängnisvollen Nachmittag, an dem er Armis Leben gerettet und sie herausgefunden hatte, dass er ihr Leibwächter war. Die Ähnlichkeit zwischen Sadie und ihrem Vater rief in Cathy die widersprüchlichsten Gefühle wach, und sie begann am ganzen Körper zu zittern.
    "Pita sagt gar nicht, dass Geister essen! Sie sagt bloß, dass sie nur die wichtigsten Nährstoffe aus dem Essen heraussaugen." Sadie spitzte die Lippen und gab schlürfende Geräusche von sich, wie sie es auch aus Spaß tat, wenn sie Spaghetti aß. "Genau so!"
    Die Vorstellung, dass Lupes Geist zurückkam und Spaghetti verzehrte, war einfach zu absurd.
    Plötzlich war Cathy froh darüber, dass sie bald verheiratet sein würde. Sadie hatte ein Alter erreicht, in dem sie mehr brauchte, als die abergläubische Pita oder der immer zu Streichen aufgelegte Waisenjunge Juanito ihr vermitteln konnte. Sadie brauchte einen Vater, der ihr die Richtung wies, ihr Halt gab. Dies und vieles andere würde ein Mann wie Maurice ihr bieten.
    Als Maurice' Adoptivtochter müsste sie natürlich gewisse Erwartungen erfüllen. Sie würde die besten französischen Schulen besuchen, und Cathy stellte sich eine Idylle von wohl erzogenen Schülern und freundlichen Lehrern vor, die in einem hellen, sonnendurchfluteten Klassenraum Unterricht abhielten.
    Zum Glück wurden ihre mütterlichen Wunschvorstellungen in diesem Moment nicht durch die Erinnerung an ihre eigenen leidvollen Internatserfahrungen getrübt. Die schrecklichen Erlebnisse in dem Schweizer Internat, die harten Strafen, die auf den kleinsten Verstoß gegen Madame Bremonds harte Regeln folgten, hatte sie zum Glück weit genug verdrängt.
    Cathy war selbst ein lebhafter kleiner Kobold gewesen, deshalb war ihr diese strenge Erziehung überhaupt nicht bekommen. Unzählige Stunden hatte sie damit verbracht, ihrer

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