BACCARA EXKLUSIV Band 40
ihrem Wecker passiert?
Völlig außer sich, knipste sie das Licht an, schlüpfte hektisch in ihre Uniform und spritzte sich Wasser ins Gesicht. Der Kopf tat ihr höllisch weh, und ihr wurde immer wieder schwindlig, aber sie zwang sich, nach unten zu gehen. Um nicht hinzufallen, stützte sie sich an der Wand ab. Ihr einziger Gedanke war, dass sie zur Arbeit musste. Ihre innere Stimme sagte ihr zwar, dass sie eigentlich ins Bett gehörte, doch sie war zu durcheinander, um jetzt vernünftig zu handeln.
Als sie dann endlich im Auto saß, atmete sie erleichtert auf. Jetzt im Sitzen ließ wenigstens das Schwindelgefühl nach. Minuten später war sie vor dem Restaurant und lief schnell über den Parkplatz zum Eingang für die Angestellten. Dort musste sie anhalten und sich gegen die Wand lehnen, weil ihre Beine aus Gummi zu sein schienen. Dann stolperte sie hinein. Sie würde es bestimmt schaffen, nun, wo sie sicher angekommen war.
Sie hängte ihren Mantel an die Garderobe und schloss ihre Tasche ins Fach. Eine ihrer Kolleginnen kam gerade mit einer Bestellung in die Küche gelaufen und starrte sie entgeistert an.
„Wo, zum Kuckuck, bist du gewesen?“
„Ich habe verschlafen“, krächzte sie, weil ihr Hals so geschwollen war, dass sie kaum einen Ton herausbrachte.
„Sei auf der Hut, Lew ist ganz schön sauer auf dich“, rief ihre Kollegin ihr warnend zu, bevor sie mit einem vollen Tablett durch die Schwingtür wieder hinauseilte.
Sie verzog das Gesicht. Wenn sie nur diesen einen Abend hinter sich bringen konnte. Dann würde sie Lew, den Manager, bitten, morgen eine Vertretung für sie zu besorgen, sich in der Schule krank melden und den ganzen Tag im Bett bleiben. Langsam, und vorsichtshalber immer in der Nähe der Wand, bewegte sie sich Richtung Schwingtür, um im Lokal mit ihrer Arbeit zu beginnen.
Sie hatte es fast geschafft, da wurde sie wieder zurückgeschoben, und Lew baute sich vor ihr auf und versperrte ihr mit seinem massigen Körper den Weg. „Wo kommst du denn noch her?“, verlangte er zu wissen.
„Ich … Lew, es tut mir leid.“ Ihre krächzende, raue Stimme hörte sich schrecklich an. „Ich war krank und habe verschlafen. Ich …“
„Du hast was?“ Lews rundes Gesicht war purpurrot vor Wut. „Die Kellnerinnen sind fix und fertig, weil sie die Gäste heute selbst an die Tische bringen mussten, das Küchenpersonal hängt vierzig Minuten mit den Bestellungen zurück, weil ich ihnen nicht helfen kann, da ich ja deine Arbeit zu erledigen habe. Und du hast geschlafen?“
„Es tut mir leid“, beteuerte sie es noch einmal. „Es wird nicht wieder vorkommen …“
„Da hast du verdammt recht!“ Lew spuckte ihr die Worte regelrecht entgegen. „Ich brauche nämlich Leute, auf die ich mich verlassen kann. Du bist draußen, Lady! Ab morgen lässt du dich hier nicht mehr blicken.“
„Lew!“, hauchte sie entsetzt. „Ich brauche diesen Job! Es tut mir wirklich leid. Bitte. Es wird nicht wieder passieren.“
Aber Lew hatte sich schon abgewendet. „Ich habe zu tun. Bring morgen deine Uniform zurück, und hol dein Geld ab.“ Damit schwang er die Tür auf und verschwand.
Wie gelähmt stand sie da und konnte es einfach nicht fassen. Sie war gefeuert worden! Was sollte sie jetzt nur tun? Sie ging durch die Küche und versuchte, die schwere Außentür zu öffnen, weil sie unbedingt hier heraus wollte, aber ihr wurde wieder schwindlig, und sie musste ihren Kopf an die Wand lehnen.
„He, Tannis, warte! Vergiss deinen Mantel nicht.“ Es war der Küchenchef, der ihr voller Mitgefühl ihren Mantel und ihre Tasche reichte. „Lew ist ein herzloser Mistkerl. Er gibt keinem eine zweite Chance. Ein Fehler, und man ist bei ihm abgeschrieben.“ Mit seinen starken Armen half er ihr in den Mantel und hängte ihr die Tasche über die Schulter. „Mädel, du siehst fürchterlich aus. Pack dich ins Bett, und werd erst mal wieder gesund. Du brauchst diesen Job doch eigentlich gar nicht.“
„Doch, ich brauche ihn“, flüsterte sie heiser vor sich hin, während sie über den Parkplatz zurück zu ihrem Auto ging. „Ich brauche diesen Job so sehr.“
Als sie dann losfuhr, liefen ihr Tränen über die Wangen. Die nächste Hypothekenrate für das Haus stand an, und sie hatte sie mit dem Verdienst der kommenden Woche bezahlen wollen. Die Telefonrechnung war schon überfällig. An die Steuern mochte sie gar nicht erst denken. Zum Glück hatte sie gerade den dicken Scheck für das Pflegeheim abgeschickt. Aber
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