BACCARA EXKLUSIV Band 40
straffte die Schultern und klopfte an die Tür.
„Es ist nicht abgeschlossen“, war eine quengelige Stimme zu vernehmen.
Tannis öffnete, und er folgte ihr zu einem schmalen Tisch, an dem eine kleine, weißhaarige Frau saß. Das Zimmer war eigentlich eine winzige Wohnung mit einer sehr gediegenen Einrichtung. Erneut wurde ihm klar, wie viel Tannis geopfert haben musste, um ihrer Mutter den gewohnten Komfort zu bieten.
„Hallo, Mutter.“ Tannis kniete sich neben sie und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Dann drehte sie sich zu ihm und zog ihn näher. „Das ist mein Verlobter Tom Hayes. Tom, meine Mutter, Madeline Ransom.“
Tom trat näher an den Tisch heran. Kurzsichtige blaue Augen, die immer noch ein wenig denen von Tannis ähnelten, sahen ihn an, und Madeline Ransom musterten ihn von Kopf bis Fuß. „Es freut mich, Sie kennenzulernen, Mrs. Ransom. Tannis hat oft von Ihnen gesprochen.“
Sie kniff ein wenig die Augen zusammen. „Nichts Gutes, da bin ich sicher.“
„Wie fühlst du dich diese Woche, Mutter?“, fiel Tannis ein, bevor er antworten konnte. „Gibt es etwas, was ich dir bei meinem nächsten Besuch mitbringen soll?“
Madeline Ransom zeigte mit zitternder Hand auf einen Stapel Bücher auf einem Tischchen neben der Tür. „Ich habe alle gelesen. Du könntest mir ein paar neue bringen. Schätze, heute hast du nicht daran gedacht, was? Jetzt, wo ich hier eingesperrt bin, machst du einfach mit deinem Leben weiter und tust so, als ob ich schon tot und begraben wäre.“
Tannis wurde blass und zuckte zusammen.
„Tannis ist sehr krank gewesen, Mrs. Ransom.“ Tannis warf ihm einen flehenden Blick zu, aber er hatte nicht vor, diese Beleidigung einfach stehenzulassen, auch wenn sie von ihrer Mutter kam. „Sie wäre fast ins Krankenhaus gekommen, und sie hat erst vor kurzem angefangen, wieder zu unterrichten.“ Er legte die Tasche, die er trug, auf den Tisch, wo die alte Dame sie sehen konnte. „Hier sind einige Bücher, die Tannis Ihnen mitgebracht hat, und wir werden uns freuen, Ihnen bei unserem nächsten Besuch neue zu bringen.“
Madelines Miene hellte sich schlagartig auf, und sie lächelte ihn begeistert an. Alle Bitterkeit und Aufsässigkeit waren plötzlich vergessen. „Oh, vielen Dank, Mr. Hayes!“ Er hätte schwören können, dass sie versuchte, mit ihm zu flirten. „Vielleicht wird diese Heirat Tannis guttun. Sie sind so nett wie Jeremy. Aber ihn konnte sie ja leider nicht halten. Sie ist eine so schlampige Hausfrau. Man sollte denken, ich hätte dem Mädchen nie beigebracht, wie man seinem Mann ein nettes Heim bereitet.“
Diese Bemerkung hätte ihn normalerweise auf die Palme gebracht, ganz davon abgesehen, dass er Tannis noch nie schlampig erlebt hatte, aber der plötzliche Stimmungsumschwung der alten Dame erinnerte ihn an das, was der Arzt ihnen gesagt hatte. Da Madeline Ransom für ihr Verhalten vermutlich nicht verantwortlich war, blieb er höflich. Nur ein paarmal unterbrach er sie geschickt, wenn ihre Bemerkungen sich wieder gegen ihre Tochter richteten.
Schließlich spürte er, dass Tannis am Ende ihrer Kräfte war, und nahm sanft, aber entschieden ihren Arm. „Wir müssen jetzt gehen, Mrs. Ransom. Ich weiß nicht, ob Tannis es Ihnen gesagt hat, aber ich habe zwei Kinder. Sie werden bald hungrig nach Mittagessen schreien.“
Zu seiner Überraschung bot Tannis’ Mutter ihm die Hand. „Ich freue mich schon darauf, die beiden bald kennenzulernen. Immerhin sind sie die einzigen Enkelkinder, die ich je haben werde.“
Sei dir nicht zu sicher, dachte er und stellte sich spontan Tannis mit ihrem gemeinsamen Baby an der Brust vor.
„Danke, dass Sie mir Tannis gebracht haben“, fuhr Madeline Ransom fort und warf Tannis einen eindeutig bösen Blick zu. „Vielleicht können Sie sie ja dazu überreden, mich regelmäßiger zu besuchen.“
Er hätte ihr liebend gern eine scharfe Antwort auf ihre unfaire Anschuldigung gegeben, aber er zwang sich, an die Worte des Arztes zu denken. „Ich bin sicher, dass es keiner Überredung bedürfen wird, Mrs. Ransom. Sie sind Tannis sehr wichtig.“
Bevor Madeline Ransom noch mehr Gift versprühen konnte, schob er seine Verlobte aus dem Zimmer. Im Flur lehnte Tannis sich an die Wand. Sie schien seine Anwesenheit vergessen zu haben, und er sah, wie entsetzlich schwer es ihr fiel, sich zusammenzureißen und nicht zu weinen.
Nach ein paar Minuten holte sie tief Luft und sah ihn an. Ihre Augen glänzten immer noch von ungeweinten
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