BACCARA EXKLUSIV Band 40
der sich in den fast drei Jahrzehnten ihres Lebens angesammelt hatte, zu verpacken oder zu verkaufen. Das meiste befand sich in unzähligen Kartons nun drüben, in ihrem neuen Heim. Von ihren Möbeln hatte sie nur sehr wenige behalten. Den antiken Schreibtisch, der der Familie ihres Vaters gehört hatte, die Zedernholzkommode und die alten Standuhr ihrer Großmutter und die Esszimmermöbel. Tom hatte gemeint, sie seien in besserer Verfassung als seine, die immerhin die jahrelangen Attacken von zwei kleinen Kindern hatten überstehen müssen. Aber sie hatte den Eindruck, er wollte nicht, dass sie das Gefühl hatte, sich von zu vielen Dingen trennen zu müssen.
Plötzliche Zweifel überfielen sie. War sie verrückt zu denken, dass diese Ehe funktionieren konnte? Würden sie das, was fehlte, mit ein paar heißen Küssen wettmachen können? Sie holte das elfenbeinfarbene Kostüm aus dem Schrank, das sie für die Zeremonie anziehen wollte, und ihr Magen zog sich eher vor Sorge als vor freudiger Erwartung zusammen.
Wenn Tom sich nun irrte und sie doch nicht in seine Familie hineinpasste?
Zehn Minuten vor elf klopfte Tom an Tannis’ Tür. Tannis war fertig und wartete schon auf ihn. Aber nun, da er vor ihrer Tür stand, setzte ihr Herz einen Schlag lang aus, und es fiel ihr schwer zu atmen.
Langsam drückte sie die Klinke hinunter und öffnete. Tom sah in seinem dunklen Anzug so umwerfend sexy aus, dass sie kein Wort herausbrachte. Dieser Mann wird heute mit dir vor den Altar treten, war ihr einziger Gedanke, und ihr Herz raste so wild, dass sie Angst hatte, Tom könnte es hören.
Das Jackett lag perfekt um seine breiten Schultern. Eine Rose steckte an seinem Aufschlag. Sie stammte aus dem Blumenbukett, das er in der Hand hielt und ihr jetzt überreichte. Auch er sagte kein Wort und betrachtete sie von oben bis unten, von ihrem Mozartzopf und den winzigen Rosen im Haar bis zu den teuren elfenbeinfarbenen Pumps, die sie nur zu besonderen Gelegenheiten anzog.
Die tiefe Sehnsucht, die sie in seinen Augen las, ließ ihr Herz höher schlagen, und hastig griff sie nach den Blumen.
„Danke. Sie sind wunderschön.“ Zwischen den rosa Rosen steckte zartes Schleierkraut, und um alles waren lange rosa und weiße Seidenbänder gewickelt. Sie hielt den Strauß an die Nase und atmete den sanften Duft ein.
Tom räusperte sich. „Bist du bereit?“
Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, hätte sie gedacht, dass er ebenso nervös war wie sie. Aber das war albern. Weswegen sollte er nervös sein? Sie war diejenige, die ihren Stolz hinunterschluckte und Tom erlaubte, sich auch ihre Sorgen aufzuhalsen. Sie würde in eine Familie kommen, die vielleicht nicht ertragen könnte, dass sie den Platz von Mary einnahm. Und sie heiratete einen Mann, der womöglich nie fähig sein würde, sie so zu lieben, wie sie ihn …
Wie sie ihn was? Ihre Finger schlossen sich fester um den Blumenstrauß und hielten ihn verkrampft fest, als sie die Antwort nicht mehr zurückdrängen konnte.
Wie sie ihn liebte.
Sie wagte es nicht, Tom anzusehen. Wie lange stand es schon so um sie? Wie lange liebte sie ihn schon? Und wie lange hatte sie es vor sich selbst verborgen, weil sie Mary zu sehr mochte, und später, weil sie ihr Andenken nicht beschmutzen wollte?
„Tannis? Bist du soweit?“
Der seltsame Ausdruck in Tannis’ Gesicht, den er einfach nicht deuten konnte, machte Tom wahnsinnig vor Unruhe. Würde sie ihn in allerletzter Minute sitzenlassen?
Vielleicht wäre es ja nur zu jedermanns Bestem. Als er heute Morgen aufgewacht war, hatte der Gedanke an das, was er tun würde, ihm die Kehle zugeschnürt, und er hatte das Gefühl gehabt zu ersticken. Tannis würde Mary niemals ersetzen können. Er hatte seine Frau so sehr geliebt. Seine zweite Heirat war ihm plötzlich wie ein Verrat dieser Liebe vorgekommen.
Besonders da es Tannis war. Es war nicht irgendeine Frau, die er heiraten wollte, es war diese ganz spezielle. Er sehnte sich nach Tannis, wie er sich noch nach keiner Frau gesehnt hatte, aber das bedeutete schließlich nicht, dass er sie heiraten musste. Im Grunde war es unglaublich egoistisch von ihm, sich dermaßen zu freuen, dass er sie von jetzt an jede Nacht in seinem Bett haben würde. Und er hatte bestimmt nicht vor, sie nur darin schlafen zu lassen. Wie konnte er das seinen Kindern bloß antun? Sie würden sich nie an eine Stiefmutter gewöhnen und er nie an eine neue Frau. Nur Mary konnte es in seinem Leben geben.
Als er schon
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