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BACCARA EXKLUSIV Band 40

BACCARA EXKLUSIV Band 40

Titel: BACCARA EXKLUSIV Band 40 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Gerard
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herausholen sollen. Denn jedes Mal, wenn unsere Eltern ihn hin und her schoben, verlor er dabei etwas mehr Selbstachtung. Hätte ich früher eingegriffen, wäre er vielleicht nicht auf die schiefe Bahn geraten.“
    Tief aufseufzend ließ sie den Kopf gegen die Sofalehne fallen und starrte an die Decke. Abel konnte regelrecht spüren, dass Schuld und Bedauern sie schwer belasteten. Als sie nun seinen Blick suchte, wich er ihr nicht aus.
    „Eines Nachts kam er nach Hause und trug die Farben einer Straßengang. Da wusste ich, die Gosse mit ihren Gangs und ihrer Gewalt hatte ihn vereinnahmt. Und als er dann kurz darauf übel zugerichtet heimkam und sich brüstete, er sei jetzt erwachsen, weil eine rivalisierende Gang ihm den Tod geschworen habe, da begriff ich, dass ich ihn wegbringen musste. In L. A. war er gebrandmarkt. Und es war nur eine Frage der Zeit, bis sie ihn umbrachten.“
    Ohne den Blickkontakt zu Abel zu unterbrechen, fuhr Barbara fort: „Damals stieß ich auf deine Anzeige. Es war in meiner Mittagspause, und eine Kollegin scherzte darüber, zu welchen extremen Schritten Leute bereit seien, nur um zu einer Gruppe zu gehören.“
    Weil ihre Offenheit ihm unangenehm zu werden begann, stand Abel auf und legte Holz im Kamin nach.
    „Ich lachte auch. Zunächst. Aber ich hatte das Problem mit Mark noch nicht gelöst. Jeden Tag hatte ich Angst, dass es sein letzter sein könnte. Er musste raus aus L. A., doch wir konnten nicht einfach wegziehen. Dazu fehlte mir das Geld. Zu unseren Eltern zurück konnte er auch nicht. Nach allem, was sie ihm angetan hatten, wäre er sofort weggelaufen. Und ich hatte mir selbst und Mark gelobt, dass ich immer für ihn da sein würde.“
    Aus den Augenwinkeln sah er, dass sie sich tiefer in die Sofakissen kuschelte, wandte sich aber nicht zu ihr um.
    „Ich musste immer wieder an deine Anzeige denken. Etwas in mir sträubte sich gegen die Idee, darauf zu antworten. Doch als sich keine andere Lösung finden wollte, sah ich zunehmend einen gangbaren Weg darin. Du botest Sicherheit, Schutz, Abgeschiedenheit. Und dann ereignete sich etwas, was mir die Entscheidung abnahm.“
    Weil Barbara das so trostlos gesagt hatte, drehte Abel sich nun zu ihr.
    „Ein Junge wurde erschossen. Vierzehn Jahre war er alt. Vor unserem Apartmenthaus. Ein Junge, der Mark sehr ähnlich sah – die Kugel hatte mit Sicherheit Mark gegolten. Am nächsten Tag antwortete ich auf deine Annonce.“
    Kopfschüttelnd schloss Barbara die Augen und schluckte. Dann suchte sie wieder Abels Blick. „Hatte ich Angst? Ja. Die haarsträubende Vorstellung, einen Wildfremden zu heiraten, versetzte mich geradezu in Panik. Wenn ich es jedoch nicht tat, würde ich meinen Bruder verlieren. Und das machte mir genauso wahnsinnige Angst.“
    Er konnte den Blick nicht von ihr lösen.
    „Frag mich, ob ich jetzt auch noch Angst habe, Abel.“
    Ihre Stimme bannte ihn ebenso sehr wie ihre Augen.
    „Frag mich“, fuhr sie leise fort, „ob sich meine Verzweiflungstat ausgezahlt hat, nachdem ich dich mit meinem Bruder erlebt habe, nachdem ich erlebt habe, wie du den unschuldigen Jungen in ihm wieder zum Leben erweckt hast, und nachdem ich nun weiß, dass er hier in Sicherheit ist.“
    Schweigend stützte Abel sich auf den Kaminsims.
    „Ich habe keine Angst mehr. Ich bin nicht mehr verzweifelt, sondern zuversichtlich, dass es hier ein Zuhause für Mark gibt, und für mich auch. Du hast mir einen Ausweg geboten, Abel. Und wenn du mir nun die Chance gibst, werde ich alles daran setzen, damit unsere Abmachung funktioniert.“
    Das klang so überzeugt, dass es ihm das Herz zusammenzog. Er sollte unbedingt etwas sagen. Sie warnen, dass sie vom Regen in die Traufe geriet, wenn sie ihre Hoffung auf jemanden wie ihn setzte. Aber er sagte nichts. Er konnte es nicht. Vielmehr wollte er erst einmal über das, was sie ihm da alles erzählt hatte, nachdenken. Er wollte das Vertrauen annehmen, das sie ihm entgegengebrachte.
    Und vor allem wollte er seinen Namen, so, wie sie ihn mehrmals ausgesprochen hatte, innerlich nachklingen lassen. Der Klang hüllte ihn ein wie Samt und Seide. Führte ihn in Versuchung, sie doch bleiben zu lassen.
    Plötzlich kam ihm das weiträumige Blockhaus viel zu klein vor. All die Gefühle, die auf ihn einstürzten, schienen ihm die Luft zum Atmen zu nehmen.
    Wortlos holte er seine Jacke und ging hinaus. Er fütterte die Pferde und blieb noch lange im Stall. Er dachte über ihre Ehrlichkeit nach, fühlte sich durch ihren

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