BACCARA EXKLUSIV Band 45
„Wie sehe ich aus?“
Marnie schürzte die Lippen und betrachtete ihre Nichte mit liebevollem Blick. „Alma hat ihren Sinn für Geschmack nicht verloren. Die Perlen haben beinahe die Farbe deiner Haut. Ausgezeichnet.“
Sunny hatte das Gefühl, als würden tausend Schmetterlinge in ihrem Bauch flattern. Seit dem Abschlussball auf der Highschool war sie nicht mehr so kribbelig gewesen.
„Mach dir keine Sorgen“, sagte Marnie beruhigend. „Du wirst heute Abend viele neue Kunden finden.“
Sie lächelte wissend, als Sunny ihrem Blick auswich.
„Aber eigentlich ist es Chase, der dich beschäftigt, nicht wahr?“
Da es in diesem Moment an der Tür klingelte und Sunny öffnen musste, kam sie um eine Antwort herum.
Chase war es, als sei die Zeit stehen geblieben. Zumindest aber hatte sein Herz eine Sekunde lang ausgesetzt. Als Erstes fiel ihm Sunnys Haar auf, das straff zurückgekämmt war. Die Frisur betonte die zarten Linien ihres Gesichts und die fein geschwungenen sinnlichen Lippen. Sie sah wunderschön aus, klassisch schön, auch wenn er sich wünschte, eine kleine rote Locke würde vorwitzig herunterhängen, damit er sie ihr hinters Ohr streichen könnte.
Sunny blickte ihn mit großen Augen an. Sie hätte es nie für möglich gehalten, aber im eleganten Smoking wirkte Chase sogar noch attraktiver. Mit zitternden Händen nahm sie die gelben Rosen entgegen, die er ihr reichte.
„Gelbe Rosen“, flüsterte sie. „Meine Lieblingsblumen. Sie sehen wundervoll aus.“
Du bist wundervoll, dachte Chase und atmete tief Sunnys betörenden Duft ein. Als sie sich nun umdrehte und die Rosen vorsichtig auf den Flurtisch legte, rutschte der Saum ihres Kleides noch ein Stückchen höher. Wie gebannt blickte er auf ihre langen schlanken Beine und die schmale Taille. Zwei hauchdünne Träger kreuzten sich auf ihrem glatten weißen Rücken. Der Anblick war so atemberaubend, und er empfand ihre Nähe so intensiv, dass er fast davongelaufen wäre. Gleichzeitig hatte er den unbändigen Wunsch, Sunny in die Arme zu schließen und für immer festzuhalten.
„Entschuldigung“, warf Alma ein und schob sich an ihm vorbei. „Ich habe den Schal gefunden.“ Sie drapierte die zarte Spitze um Sunnys Schultern. „Und nun beeilt euch, ihr beiden. Ihr wollt die Limousine doch wohl nicht warten lassen!“
„Limousine?“, wiederholten Sunny und Marnie wie aus einem Mund und spähten nach draußen.
Chase hätte jubeln können, als er Sunnys strahlendes Gesicht sah.
„Ich bin noch nie in einer Limousine gefahren“, rief sie aufgeregt, hakte sich bei ihm unter.
Als sie in den Wagen stieg und die Seide ihres Kleides verführerisch raschelte, rannen ihm heiße Schauer über die Haut.
„Warum hast du eine Limousine genommen? Wir hätten doch auch in deinem Wagen fahren können.“
„Ich dachte, vielleicht möchtest du deine Technik der visuellen Vorstellungskraft noch ein wenig trainieren“, erwiderte er, doch in Wirklichkeit fragte auch er sich, weshalb er es getan hatte.
Als er dann sah, dass Sunny die Augen schloss und genießerisch über die weichen Lederpolster strich, ahnte er die Antwort. Seine Fantasie war auf jeden Fall aufs Erregendste geweckt. Fasziniert folgte er der Bewegung ihrer Hände, und als sie den Champagner entdeckte und ihnen einschenkte, trank er sein Glas in einem Zug leer.
Ihm stand ein viel zu langer Abend mit viel zu vielen Leuten bevor.
Sunny war froh, Chase begleitet zu haben. Der Ballsaal des Hotels war voller Menschen. Sie versuchte, alles in sich aufzunehmen, die exotischen Düfte, die sanfte Musik, das Lachen und die klingenden Gläser. Die Reichen und die weniger Reichen, die Kreativen und die Einflussreichen der Stadt, ebenso wie die, die einfach gern gute Musik hörten, sie alle waren gekommen, um das Symphonieorchester zu unterstützen.
Sunny lächelte Chase zu.
„Was ist so amüsant?“, fragte er.
„Alle sind so schick angezogen. Das erinnert mich an unseren Abschlussball auf dem College.“
Chase nahm zwei Weingläser vom Tablett eines vorbeieilenden Kellners. „Und wer war damals dein Begleiter?“
„Peter Divine. Er war der typische lerneifrige Student. Er trug eine Brille und war in Gegenwart von Mädchen ein wenig schüchtern. Soweit ich mich erinnere, musste ich ihn bitten, mit mir auf den Ball zu gehen.“
„Hast du das getan, weil er dir leidtat?“
„Nein. Ich habe ihn gefragt, weil es mehr Spaß macht, solche Veranstaltungen – oder solche wie diese hier –
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