BACCARA EXKLUSIV Band 45
unproblematisch zu sein.“
„Das Leben verläuft nie sehr lange unproblematisch“, belehrte Marnie sie.
Sunny blieb am Fenster stehen und sah zu ihrem Haus. „Es würde nicht funktionieren zwischen uns. Da sind die Kinder. Ich liebe sie ebenfalls, aber ich will noch keine Familie.“
„Natürlich willst du das“, widersprach Marnie. „Du glaubst immer noch, dein Vater habe seine Chancen vertan, indem er sich zu viel dir und deiner Mutter widmete. Aber du solltest begreifen, dass ihr, seine Familie, ein Teil seiner Träume wart und nicht etwas, das ihn von der Verwirklichung seiner Träume abgehalten hat.“
„Das stimmt“, pflichtete Alma ihr bei. „Ohne dich und deine Mutter wäre dein Vater genauso wie Leo geendet. Liebe und eine Familie bringen in einem Menschen das Beste zutage. Der Himmel weiß, wo der alte Leo ohne uns wäre.“
Als sie das Geräusch eines Wagens hörte, stürmte Sunny zur Tür. „Sie sind da! Ich habe ein Wörtchen mit ihnen zu reden!“
Doch es war nur Hector, der im Zeitlupentempo aus dem Wagen stieg.
„Wo ist Chase?“
Hector gähnte. „Ich habe ihn zu seinem Apartment zurückgefahren. Er war völlig geschafft.“
„So wie du aussiehst, scheinst du aber auch eine ziemlich schlimme Nacht gehabt zu haben.“
Hector brachte ein schwaches Grinsen zustande. „Nicht ganz so schlimm. Ich habe beim Kartenspielen fünfzehn Dollar von ihm gewonnen.“
„Und heute Nacht?“
„Heute Nacht hat er die Chance, das Geld zurückzugewinnen. Es sei denn, der Einbrecher taucht auf.“
Hector wollte ins Büro gehen, doch Sunny hielt ihn zurück. „Fahr nach Hause. Montagmorgens ist nicht viel zu tun. Ich komme schon allein zurecht.“
Sunny tippte mit dem Finger gegen den zweiten Vogelkäfig, den sie samt Gracie unter Mühen zurück in ihr Haus gebracht hatte, um etwas Gesellschaft zu haben, und kehrte dann an ihren Schreibtisch zurück. Den ganzen Tag über hatte sie weder etwas von Hector noch von Chase gehört. Nicht, dass sie es erwartet hätte. Schließlich brauchten die beiden ihren Schlaf. Außerdem konnte sie Chase jederzeit anrufen. Doch jedes Mal, wenn sie den Apparat anschaute, fiel ihr Chase’ entschlossene Miene gestern Abend auf seinem Balkon wieder ein.
Sie versuchte die Erinnerung abzuschütteln und nahm sich wieder das Formular vor, an dem sie gerade gearbeitet hatte. Es war voller Strichmännchen. Sie zerknüllte es. Wich sie dem Gespräch mit Chase absichtlich aus? Sie stand auf und begann auf und ab zu gehen. Neben Hectors Computer blieb sie stehen und sah aus dem Fenster. Doch diesmal trat der beruhigende Effekt des Ausblicks auf den Wald nicht ein.
Wovor fürchtete sie sich? Sollte Chase ihr noch einmal einen Heiratsantrag machen, konnte sie den genauso ablehnen. Heftig warf sie das zusammengeknüllte Papier an die Wand. War es falsch, ihr Unternehmen an erste Stelle zu setzen? Doch würde sie Chase und die Kinder wirklich vergessen können? Wollte sie das überhaupt?
Das Läuten des Telefons unterbrach ihre Gedanken. Sie lief zum Schreibtisch und nahm den Hörer ab. „‚Service with a Smile‘.“
„Miss Caldwell, ich hatte gehofft, Sie zu erreichen.“
„Mr. Shulman!“
„Nennen Sie mich doch bitte Marty.“
„Ich bin froh, dass Sie anrufen. Ich habe vergessen, Ihre Telefonnummer aufzuschreiben, und dabei wollte ich mich doch für Mr. Monroes grobes Benehmen entschuldigen. Wissen Sie …“
„Das brauchen Sie nicht. Ich bin sicher, er war nur wegen des kürzlichen Einbruchs besorgt. Oh, allein der Gedanke daran jagt mir einen Schauer über den Rücken. Seine Sorge ist durchaus verständlich.“
„Sehr freundlich von Ihnen.“ Sie setzte sich hinter den Schreibtisch, nahm einen Stift und zog einen Bestellzettel zu sich heran. „Ich hatte gehofft, Sie noch einmal zu treffen. Wenn Sie mir Ihre Adresse geben würden …“
„Sie können geradezu Gedanken lesen, Miss Caldwell. Genau deswegen rufe ich nämlich an. Meine Mutter hatte einen schlechten Tag. Und sie fragte sich – ich mich natürlich ebenfalls –, ob Sie wohl heute Abend bei uns vorbeikommen könnten. Ich habe keine Ahnung, was meine Mutter alles braucht, aber vielleicht sind Sie so freundlich, einen Blick in ihre Speisekammer zu werfen, um zu sehen, was sie benötigt.“
„Aber sicher. Wann wäre es Ihnen denn recht?“
„So zwischen sieben und acht“, antwortete Marty.
„In Ordnung.“
„Wir leben sehr weit draußen auf dem Land. Das Beste wird sein, wir treffen
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