BACCARA EXKLUSIV Band 45
seinen Preis.
Jenna wusste, dass sie jung war, doch jetzt stand sie dicht davor, ihr großes Ziel zu erreichen und für ihre harte Arbeit belohnt zu werden. Unglücklicherweise ging es ihren Kollegen ebenso – wenn auch nur in Bezug auf ihr Basketballspiel.
Sie unterdrückte einen Seufzer und lief über das Spielfeld des YMCA. Seit ihrer Ernennung zur stellvertretenden Oberstaatsanwältin hatte Jenna Jean gelernt, den Spruch „Spiel mit den großen Jungs“ wörtlich zu nehmen. Die Männer machten ihr weniger Ärger, wenn sie gelegentlich Tennis oder Basketball mit ihnen spielte. Sie betrachtete es als Teil ihres Jobs und war froh über ihre Jahre im Mädchen-Basketballteam der Highschool.
„Behalt deine Hände bei dir, Winnie“, warnte sie Edward Winthrop, einen Anwalt für Amtsvergehen mit der scheußlichen Angewohnheit, seine Gegner zu kneifen.
Winnie bedachte sie mit einem anzüglichen Blick. „Du bringst eben das Beste in mir zum Vorschein.“
Sie duckte sich unter ihm weg, warf den Ball ihrem Mannschaftskameraden, einem neuen Gerichtssekretär, zu und lief näher zum Korb.
Der Gerichtssekretär kam in Bedrängnis und warf Jenna den Ball zurück. Jenna erspähte eine Lücke in der Deckung der gegnerischen Mannschaft. Sie sprang hoch, fing den Ball und warf. Als der Ball ihre Hände verließ, stieß Winnie gegen sie, sodass Jenna hart landete. Ein heftiger Schmerz raubte ihr den Atem, und sie hörte ihren Knöchel knacken.
„Zwei Punkte. Sie hat’s dir gezeigt“, triumphierte der neue Gerichtssekretär und stieß einen Freudenschrei aus.
Jemand beschimpfte ihn und schnappte sich den Ball.
Jenna versuchte sich zu bewegen und hätte fast aufgeschrien. „Gütiger Himmel!“ Sie schloss die Augen und merkte, wie die Männer sie umringten.
„He, Jen, was ist denn los?“
Sie hörte einen Ausruf des Staunens. Es musste schlimm aussehen. Jenna wurde plötzlich übel.
„Um Himmels willen, sie blutet.“
O nein, dachte sie und biss sich auf die Lippe. Sie hasste den Anblick von Blut, besonders den des eigenen.
„Ist das ein Knochen, der da aus der Haut herausragt?“
An diesem Punkt wählte Jenna den einfachsten Weg und tat etwas, was sie noch nie zuvor getan hatte: Sie wurde ohnmächtig.
Als sie wieder zu sich kam, befand sie sich in der Notaufnahme, dann in der Röntgenabteilung, dann wieder in der Notaufnahme. Während der gesamten elenden Prozedur verlor sie immer wieder das Bewusstsein.
„Schön, Sie heute Abend zu sehen, Doktor“, sagte die Krankenschwester. „Die Patientin hat wirklich Glück, dass Sie heute Abend hier sind. Sie hat einen komplizierten Bruch.“
„Danke, Riley. Überprüfen Sie, welcher OP frei ist, damit wir alles vorbereiten können“, erwiderte eine männliche Stimme. „Sie wird entsetzliche Schmerzen haben, wenn sie aufwacht.“
„Die hat sie jetzt schon“, verkündete Jenna mit einer selbst für ihre Ohren ungewohnt rauen Stimme. Die Augen hielt sie weiter störrisch geschlossen. Sie hörte das Rascheln von Papier und ein unterdrücktes Lachen.
„Ms. Anderson, ich bin Dr. Michaels und werde mich um Sie kümmern. Wenn zeitlich alles klappt, werden wir Sie noch heute Nacht operieren. Ich werde den Knochen wieder richten, die Wunde nähen und den Knöchel eingipsen.“
Erleichterung durchströmte sie. Es war eine ihrer geheimen Marotten, einen Mann zunächst nach seiner Stimme zu beurteilen. Und diese Stimme mochte sie. Sie war weder ölig noch harsch wie die Stimmen mancher ihrer Kollegen. Sie war sanft, tief und beruhigend. Eine vertrauenerweckende Stimme. Wahrscheinlich liegen ihm die Frauen zu Füßen, dachte sie. Selbst in ihrem benommenen Zustand hatte sie den Eindruck, eine Spur Überschwänglichkeit in der Stimme der Krankenschwester wahrzunehmen. Jenna bemühte sich, die schweren Lider zu heben, und spürte, wie er rasch ihre Reflexe überprüfte. Seine Hände waren warm auf ihrer kühlen Haut.
„Riley berichtete mir, du hättest dich beim Basketball verletzt. Hast du ein wenig Streetball gespielt?“
„Nein“, brachte sie mühsam hervor. „Wir haben in zwei vollständigen Teams übers ganze Feld gespielt.“ Verwirrt richtete sie den Blick auf ihn, sah ihn jedoch nur verschwommen. Ihr fiel wieder ein, dass ihr jemand etwas gegen die Schmerzen gegeben hatte. Sie versuchte, den Arzt zu fixieren. Er kam ihr vage vertraut vor.
„Zeigst du noch immer gern, was du kannst?“ Er betastete die Gegend um ihre Verletzung herum, worauf Jenna sich
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