BACCARA EXKLUSIV Band 49
gern.“
„Sind denn all diese Dinge in Ihrer Küche?“
Tony zuckte mit den Schultern. „Vielleicht.“
„Nun, ich werde sehen, was ich tun kann.“ Delia wandte sich ab.
Tony war nahe daran, sie zurückzuhalten. Er wollte wirklich nicht, dass sie ihm ein so üppiges Frühstück zubereitete. Andererseits fragte er sich, wie weit sie gehen würde. Wie groß war ihr Schuldgefühl wegen der Rolle, die sie in dem Drama der letzten Nacht gespielt hatte?
Er bekam seine Antwort kurze Zeit später, als sie mit einem schwer beladenen Tablett zurückkehrte, auf dem alles stand, was er sich gewünscht hatte, und noch mehr. Sie hatte Marmelade zu den Brötchen mitgebracht, Milch zusätzlich zum Orangensaft, die Morgenzeitung und sogar eine rote Rose, die sie zweifellos im Nachbargarten gepflückt hatte.
„Du lieber Himmel, Delia, Sie hätten sich nicht so viel Mühe zu geben brauchen.“
„Es macht mir nichts aus. Ich habe früher gern meinem Onkel sonntags so ein Frühstück gemacht. Das war, bevor sein Arzt ihm sagte, er müsse auf seinen Cholesterinspiegel achten.“
„Ihr Onkel?“
„Er hat mich aufgezogen. Meine Eltern haben sich scheiden lassen, als ich noch klein war, und dann ist meine Mutter gestorben. Mein Vater war nicht in der Lage, sich um mich zu kümmern, also hat mein Onkel mich aufgenommen.“
„Leben Sie immer noch bei ihm?“
Delia verzog das Gesicht. „Nein, natürlich nicht. Ich bin fünfundzwanzig und lebe schon eine ganze Weile allein.“
„Hm, ich dachte, Sie wären jünger. Dies ist übrigens gut.“ Er deutete auf das Tablett.
„Danke.“
„Also, was tun Sie, wenn Sie keine Polizisten belästigen?“
Sie ignorierte die spitze Bemerkung. „Eigentlich gar nichts. Ich habe vor Kurzem mein Studium beendet und mache erst mal Ferien.“ Sie sah auf die Uhr. „Oje, ich muss wirklich gehen. Werden Sie zurechtkommen?“
„Sicher.“ Ihre Fürsorge hätte ihm eigentlich lästig sein sollen, aber stattdessen genoss er sie. Zu schade, dass es nur Delias Schuldgefühl war, das sie dazu trieb …
„Ich sehe noch mal nach Ihnen, wenn ich in der Stadt fertig bin.“
„Das ist nicht notwendig“, erklärte er nicht allzu überzeugt.
„Doch, das ist es.“ Delia wandte sich zum Gehen. „Lassen Sie das Tablett hier stehen, wenn Sie aufgegessen haben. Ich kümmere mich später darum.“
„Delia …“
„Schauen Sie, Tony, Sie mögen größer sein als ich, aber zurzeit sind Sie nicht in der Verfassung, sich mit mir zu streiten. Ich werde für Sie sorgen, bis Sie wieder auf den Beinen sind.“
Das war zu viel. Diese zierliche Frau versuchte ihn zu tyrannisieren. Na gut, wenn sie so fest entschlossen war, dann würde er dafür sorgen, dass sie sich nicht langweilte.
„Das ist schrecklich nett von Ihnen.“ Er lächelte hintergründig. „Wenn ich darüber nachdenke, fallen mir eine Menge Dinge ein, die ich in meinem jetzigen Zustand nicht tun kann. Die Pflanzen draußen müssen gegossen werden, und es sind einige Rechnungen zu bezahlen. Mit dem Gips kann ich unmöglich Schecks ausstellen. Oh, und da ist ein großer Stapel Wäsche, die gewaschen werden muss. Das könnte ein Problem werden …“
„Genau“, stimmte Delia zu. „Sehen Sie? Sie brauchen Hilfe. Ich bin bald zurück und erledige dann alles.“
Nachdem sie gegangen war, wurde Tony nachdenklich. Er hatte geglaubt, die Erwähnung der schmutzigen Wäsche würde Delia abschrecken. Wenn sie den gewaltigen Stapel sah, würde sie doch sicher … Hm, was gab es da noch? Vielleicht sollte er sie bitten, die Fußböden zu bohnern oder den Rasen zu mähen.
Ja, das würde er tun. Er nickte zufrieden. Wenn Delia nicht spätestens bei Einbruch der Dunkelheit schreiend aus dem Haus rennen würde, dann war er bereit, seinen Gips zu essen.
4. KAPITEL
Delia fielen fast die Augen zu, als sie später an diesem Nachmittag vom Polizeirevier wegfuhr. Es war leicht gewesen, das Foto des Angreifers aus mehreren herauszusuchen, und der vorher so knurrige Kriminalbeamte war sehr zufrieden. Aber die Genugtuung, ihre Bürgerpflicht erfüllt zu haben, glich ihren Mangel an Schlaf nicht aus. Nicht mal das warme, sonnige Herbstwetter konnte sie wesentlich aufheitern.
Sie spielte mit der Idee, zu Hause für ein paar Stunden ins Bett zu kriechen, ließ den Gedanken aber rasch wieder fallen. Noch konnte sie sich keine Ruhe erlauben. Früher oder später würde sie sich mit der albtraumhaften Mordszene auseinandersetzen müssen, aber im Moment
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