BACCARA EXKLUSIV Band 49
für die Kombination von Stärke und Sanftheit bei einem Mann war. Schließlich war ihr Verlobter rastloser Musiker gewesen, der sich heute hier und morgen dort aufhielt. In ihrer Beziehung war sie die Bodenständige gewesen.
Es war eigenartig, außer ihrem Bruder einen Mann im Haus zu haben. Hier, in ihrem kleinen selbst ernannten Niemandsland, erinnerte seine männliche Ausstrahlung sie daran, dass sie nicht bloß eine Mutter war, sondern auch eine Frau.
Rasch verdrängte sie diesen Gedanken. „Anscheinend machen Sie das nicht zum ersten Mal.“
„Nein, aber es ist schon eine Weile her. Er schläft fast.“
Maddie wusch den Schnuller ab und verdrehte die Augen. „Das ist nur ein Trick. Sobald Sie ihn hinzulegen versuchen, wacht er wieder auf.“
„Hilft der Schnuller denn wirklich?“, erkundigte er sich leise. Der Klang seiner Stimme war seltsam intim und ging Maddie durch und durch.
„Er wirkt Wunder. Ich wünschte, alles am Elterndasein wäre so einfach. Wenn man ein Problem hat, geht man in ein Geschäft und kauft etwas mit Zauberwirkung, was unter zwei Dollar kostet, und jede Krise ist überwunden.“
„Haben Sie Angst?“, fragte er überrascht.
„Ja“, erwiderte sie nickend. „Merkt man es?“
„Nein, kein bisschen.“
Sie nahm David von Joshua, und beim Anblick ihres süßen, vertrauensvollen Babys zog sich ihr Herz zusammen. „Aber es ist so. Ich habe schreckliche Angst. Das arme Kind. Hat eine Mutter, die in Sport ein hoffnungsloser Fall ist.“
„Können Sie schreien?“
Verwirrt sah sie Joshua an. „Schreien? Ja, sicher kann ich schreien.“
„Dann können Sie ihn immerhin anfeuern.“
Sie lächelte, diesmal dankbar. „Ja, das kann ich.“ Sie gab David den Schnuller und ging zur Treppe, die zu seinem Kinderzimmer hinaufführte. „Ich habe auch noch ein paar andere Eigenheiten.“
„Zum Beispiel?“, fragte Joshua hinter ihr.
Sie bettete David behutsam in seine Wiege, kreuzte die Finger und zählte bis zehn. „Ich glaube, es hat funktioniert“, flüsterte sie.
Gemeinsam gingen sie die Treppe wieder hinunter. „Meine langjährige Freundin Jenna Jean, die Anwältin ist, hat es so genannt. Ich ziehe Autoritäten zu unglücklichen Momenten an.“
„Autoritäten?“
„Verkehrspolizisten, Politessen und“, fügte Maddie hinzu und verzog das Gesicht, „neuerdings auch die Steuerbehörde“.
Joshua zuckte ebenfalls zusammen. „Eine Steuerprüfung?“
Maddie nickte.
„Autsch.“
„Ich habe in diesen Dingen schon mehrere Phasen durchgemacht. Früher dachte ich, es sei einfach nur Pech. Dann entschied ich, es müsse am Timing liegen, dass der Verkehrspolizist mir ein Ticket gibt, statt dem Kerl, der mich gerade überholt hat.“ Sie schenkte Kaffee ein und gab Joshua den Becher. „Ich übernehme die Verantwortung für meine kleinen Katastrophen, aber trotzdem habe ich den Verdacht, dass dahinter irgendeine Art von Vorbestimmung steckt.“
Sie dachte daran, sich ebenfalls einen Becher Kaffee einzuschenken, um etwas mit ihren Händen anzufangen. Doch dann fiel ihr das Koffein ein, und sie überlegte es sich anders. „Ich habe die Neigung, Katastrophen anzuziehen.“
„Aha.“ Er nippte an seinem Kaffee und lehnte sich an den Küchentresen. „Pech. Sie haben Angst, dass Sie es auf Ihr Kind übertragen.“
Sie wandte den Blick ab. Sie wollte nicht daran denken, dass sie David Unglück brachte. Aber manchmal, in schwachen Momenten, fragte sie sich, ob es nicht tatsächlich so war.
„Oder wollen Sie mich nur warnen?“
Erstaunt sah sie auf. „Wie bitte?“ Maddie war nicht sicher, ob ihr Joshuas wissende graue Augen gefielen. Dass er ein wenig spießig war, hieß vermutlich auch, dass man ihn nicht so leicht zum Narren halten konnte.
„Wollen Sie mich warnen, dass Sie mir Unglück bringen?“, fragte er mit sanfter Stimme.
Das war nicht ihre Absicht gewesen. Zumindest hatte sie das bis jetzt geglaubt. „Weshalb sollte ich das tun?“ Der Duft, den sie einatmete, war eine Mischung aus Leder, Kaffee und Männlichkeit.
„Weil Sie für Ihren Mitleidskuss mehr bekommen haben, als Sie erwartet haben.“
Maddie runzelte die Stirn. „So viel mehr nun auch wieder nicht. Es war keine große Sache.“
„Aha.“ Amüsiertheit mischte sich in seinen Ton.
Sinnliche Herausforderung schwang außerdem darin mit, die Maddie zu einem anderen Zeitpunkt sicher angenommen hätte. Sie hielt seinem Blick stand und dachte über Joshua nach. Er machte ihr zwar keine Angst,
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