BACCARA EXKLUSIV Band 49
genauso weit von ihm entfernt wie vorher, obwohl sie so intim zusammen in einer Wanne saßen. „Wie geht es deinem Magen?“, fragte er.
„Besser. Das Essen hat geholfen, glaube ich.“
„Delia.“
„Hm?“
„Vielleicht geht es mich nichts an, aber was ist los?“
Sie öffnete vorsichtig ein Auge. „Was meinst du?“
„Du scheinst ungewöhnlich … ruhig. Natürlich bist du müde und hast Muskelkater, aber so wie ich dich kenne, ist mehr als das nötig, um dich kleinzukriegen.“
Sie zog die Beine an und schlang die Arme darum, dann legte sie das Kinn auf die Knie und musterte Tony nachdenklich. „Kennst du mich denn?“, forderte sie ihn heraus.
„Nicht so gut, wie ich gern möchte“, gab er zu. „Aber ich habe ein paar Dinge über dich gelernt. Du bist im Grunde genommen fröhlich und optimistisch, neugierig, offenherzig. Du hast eine Menge Energie, du arbeitest schwer für das, was du willst, und du bist härter, als es den Anschein hat. Stimmt das so weit?“
„Glaubst du wirklich, ich wäre hart?“
„In vielerlei Hinsicht, ja.“
Sie lächelte, und Tony freute sich darüber. Aber dieses Aufblitzen ihres früheren Ichs hielt nur kurz an. Ganz schnell wirkte sie wieder besorgt. „Nicht viele Leute würden dir zustimmen, Tony. Wenn ich dir jetzt etwas sage, versprichst du, es nicht weiterzuerzählen?“
„Ja, natürlich.“ Es überraschte ihn, dass sie ihm ein Geheimnis anvertrauen wollte.
„Ganz besonders nicht meinem Onkel.“
„Ich verspreche es.“ Er rückte näher an sie heran, als hätte sie die Absicht zu flüstern. Es schien ihm ganz natürlich, ihre Hand in seine zu nehmen. Dabei bemerkte er die blauen Flecke an ihrem Handgelenk. Verdammte Handschellen. Sogar dreizehn Jahre nach seiner eigenen Ausbildung erinnerte er sich noch genau, wie es sich anfühlte, wenn jemand einem zwanzigmal hintereinander diese Stahldinger anlegte.
Delia atmete tief ein. „Ich denke daran, aufzugeben.“
Tony brauchte eine ganze Weile, bis er begriff, was sie sagte, und dann wunderte er sich über die Wirkung dieser Worte auf ihn. Er hätte außerordentlich erleichtert sein sollen. Endlich, nach all den Wochen, kam Delia zur Vernunft. Aber er war hauptsächlich überrascht. „Warum?“, fragte er.
„Weil ich zu weich, zu langsam, zu schwach bin. Das ist alles, was ich von meinen Lehrern höre, und sogar von einigen der anderen Schüler. Ich bin miserabel im Autofahren. Und was das Schießen angeht, kann ich nicht mal die Wand einer Scheune treffen. Und heute … also, das war wirklich der Gipfel.“
„Du meinst, dass ich dich auf die Matte geworfen habe?“
„Nein, nicht das. Ich rede von später. Der Gerichtsmediziner kam zu einer Vorlesung über Obduktionen. Er hatte diese hübschen Farbdias, und ich … mir ist schlecht geworden.“
Tony schnitt eine Grimasse. Er konnte sich die Bilder vorstellen.
„Tatsächlich war es faszinierend, ich meine, der Teil, bevor mir schlecht wurde“, erklärte Delia. „Der Gerichtsmediziner hat erläutert, wie man feststellen kann, wo genau eine Waffe abgefeuert wurde, indem man den Weg vermisst, den die Kugel durch den Körper hindurch zurückgelegt hat, und wie man durch Gewebeproben herausfindet, wie viel einer bestimmten Droge eingenommen wurde und wann. Da ich Naturwissenschaft studiert habe, hat mich das wirklich interessiert, aber dann … Ich weiß nicht, was passiert ist. Plötzlich bin ich zur Tür hinausgerannt. Ich habe es kaum bis zur Damentoilette geschafft.“
Arme Delia, dachte Tony. „Hast du es mit meinem kleinen Trick versucht?“, fragte er. „Hast du dich daran erinnert, dass diese Dias genauso aussehen würden, egal ob du da bist, um sie zu sehen oder nicht?“
„Dazu hatte ich keine Zeit. Am Anfang hat es mir gar nichts ausgemacht, und dann auf einmal … Es war demütigend.“
„Das sollte dir nicht peinlich sein“, meinte Tony. „Als ich in der Ausbildung war, mussten wir alle bei einer Autopsie zusehen. Der größte, stämmigste Schüler in meiner Klasse ist in Ohnmacht gefallen. Das ist nichts Neues.“
„Ach ja? So wie alle sich über mich lustig gemacht haben, sollte man denken, ich wäre die erste und einzige Person, der diese Szenen je etwas ausgemacht hat.“
„Nun, du bist es nicht. Bei Weitem nicht.“
Delia musterte ihn einen Moment lang. „Tony, warum sagst du nicht, du hättest es ja gleich gewusst?“
Ja, warum nicht? Nach all dieser Zeit war es die perfekte Gelegenheit, Delia davon zu
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