BACCARA EXKLUSIV Band 49
überzeugen, dass Polizeiarbeit nicht das Richtige für sie war. Sie zweifelte bereits, ließ ihre Verletzbarkeit erkennen. Nun sollte er zuschlagen, ihre Bedenken vervielfachen, jeden möglichen Grund für sie vorbringen, ihre Ausbildung abzubrechen.
Aber er brachte es einfach nicht fertig.
„Es wäre eine Lüge zu behaupten, ich würde mir nicht wünschen, dass du aufgibst“, sagte er schließlich. „Ich bin immer noch nicht sicher, dass du es schaffen kannst. Aber …“
„Aber? Da ist ein Aber?“
„Ich dachte vorher, du würdest nicht mal den ersten Tag überstehen. Du hast mir das Gegenteil bewiesen. Dann dachte ich, es würde eine Woche dauern, bis du aufgibst. Wieder hast du bewiesen, dass ich mich geirrt hatte. Du hast so hart gearbeitet wie jeder andere Schüler, den ich je gesehen habe. Ich fange an zu glauben, dass du genügend Durchhaltevermögen hast.“
„Vielen Dank.“ Delia freute sich offensichtlich. „Von dir bedeutet mir das eine Menge. Aber selbst wenn ich das Durchhaltevermögen habe, fehlt mir doch einiges an Fähigkeiten“, fügte sie düster hinzu.
„Die kann man sich aneignen. Als du angefangen hast, hättest du nicht mal gegen eine Fliege antreten können. Drei Monate später bist du eine der Besten in der Klasse.“
„Du brauchst das nicht zu sagen, bloß um mich aufzuheitern.“
„Nein, ich meine es so. Viele sind größer als du, aber du bist schnell und klug und beherrschst die Bewegungen. Das hast du mir heute bewiesen.“
„Nun, ich schätze, in diesem Bereich habe ich Fortschritte gemacht“, räumte Delia ein. „So hart wie Sylvia mit mir arbeitet, musste ich mich weiterentwickeln. Aber was ist mit den anderen Fähigkeiten?“
„Du hast noch vier Monate Ausbildung vor dir. Das ist viel Zeit. Ein paar Extrastunden jede Woche …“
Tony war nach Delias Onkel der zweitletzte Mensch, von dem sie Ermutigung erwartet hätte. Sie war ehrlich verblüfft. „Ich weiß deinen Rat zu schätzen“, erwiderte sie vorsichtig. „Aber ich verstehe nicht, warum du ihn mir anbietest. Du willst doch gar nicht, dass ich Polizistin werde.“
„Das stimmt.“
„Warum dann?“
„Weil … zur Hölle, ich weiß nicht. Ich habe Schwierigkeiten damit, dich als Polizistin zu sehen. Egal welche Fortschritte du machst, ich kann mir dich nicht auf der Straße vorstellen.“
„Aber weshalb nicht? Natürlich ist der Gedanke an die damit verbundene Gefahr nicht angenehm, aber wenn ich gut ausgebildet bin und vorbereitet, was ist dann so schlimm daran? Man wird mir keine Polizeimarke geben, solange ich nicht weiß, was ich tue, richtig?“
„Das hoffe ich.“
„Ich will es schaffen, Tony. Ich will Menschen helfen.“
„Dazu gibt es andere Wege.“
„Das weiß ich. Lange Zeit wollte ich auf dem Gebiet der Medizin arbeiten. Deshalb habe ich Chemie studiert. Aber das Labor schien mir zu weit vom wirklichen Leben entfernt. Schließlich ist mir klar geworden, dass ich mich in der Verbrechensbekämpfung nützlich fühlen würde. Ich habe immer Onkel Tabs Arbeit bewundert, und jetzt will ich sie selbst tun. Du kannst das verstehen, oder?“
Tony seufzte. „Ich begreife, dass schon das Gespräch darüber deine Energie erneuert.“
Danach schwiegen sie, und er hielt weiter ihre Hand und strich mit dem Daumen über ihre Fingerknöchel. So einfach die Liebkosung war, sie entspannte Delia, bis alle Gedanken an ihren Ehrgeiz, ihr hartes Training und die Missbilligung ihres Onkels im Hintergrund verschwanden. Langsam erwachte jeder Nerv in ihrem Körper zum Leben. Sie wurde sich ihrer Umgebung bewusster, der sanften Bewegungen des Wassers, des Dampfes in ihrem Gesicht und der Tropfen in ihrem Haar.
Tony drückte ihre Hand fester. „So schwer es mir fällt, das zu sagen, gib nicht auf, Delia. Wenn du es wirklich willst, dann bemüh dich darum. Vielleicht schaffst du es nicht, und das schließe ich bestimmt nicht aus, aber wenigstens hast du dann die Genugtuung zu wissen, dass du alles getan hast, was du konntest.“
„O Tony, ich weiß nicht, ob ich dich küssen oder schlagen soll. Erst ermutigst du mich, und gleich darauf meinst du, ich würde wahrscheinlich versagen.“
„Küssen oder schlagen, ja?“ Tonys Stimme klang sanft und tief, und er streichelte mit dem Daumen jetzt die Unterseite ihres Handgelenks. „Könnte ich dich vielleicht in der einen oder anderen Richtung beeinflussen?“
Plötzlich begehrte sie ihn so sehr, dass sie am ganzen Körper zu beben begann, und ihr
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