BACCARA EXKLUSIV Band 61
erneuert hatte. Ben hatte nicht gewusst, dass sie große Teile der Renovierung selbst ausgeführt hatte.
Es gab keinen Zweifel daran, dass es ihr mit dem Umzug ernst war. Überall standen gepackte Umzugskartons zur Abholung bereit. Ben wurde immer wütender. Dieses verflixte Weib! Sie wollte tatsächlich wegziehen! Mit seinem Kind!
Sie hatte immer von Offenheit und Ehrlichkeit geredet, und nun war sie dabei, bei Nacht und Nebel zu verschwinden.
„Wann ist das Haus denn bezugsbereit?“, fragte er schließlich Mrs. Doyle, die Maklerin.
„Also, die Besitzerin lässt ihre Möbel in zwei Tagen nach Austin bringen, dann werden die Maler drei Tage hier arbeiten“, antwortete sie nachdenklich. „Ich sage mal, in zwei Wochen.“
„Verstehe.“ Er klang so barsch, dass Mrs. Doyle ihn verwundert ansah. Ben zwang sich zu einem Lächeln. „Danke. Ich werde es mir überlegen.“
Mrs. Doyle versuchte, ihn noch für andere Häuser zu interessieren, doch er hatte gesehen, was er sehen wollte, und erfahren, was er wissen wollte.
Ehe er ging, legte er einen kleinen Zettel in das Hoffnungstöpfchen und nahm den, der darin lag, heraus.
Elizabeth war erschöpft. Sie war seit drei Tagen unterwegs und hatte das Gefühl, sich in Austin jedes Apartment angesehen zu haben. Zudem hatte sie sich mit ihren beiden Schwestern getroffen. Es war wunderbar gewesen, sie wiederzusehen, doch auch schmerzlich, zu erkennen, wie glücklich die beiden waren und dass sie das niemals sein würde. Nicht ohne Ben.
Doch sie wollte sich ihrer Traurigkeit nicht hingeben.
Ihr Entschluss war gefasst. Sie würde aus Atlanta wegziehen und ein neues Leben beginnen. Unter keinen Umständen würde sie sich oder Ben unglücklich machen, indem sie ihn wegen eines Babys in eine Ehe drängte. Das hatte bei Ben das erste Mal nicht geklappt. Und es würde diesmal sicher nicht besser funktionieren.
Sobald sie kurz nach Mitternacht endlich zu Hause war, hörte sie schnell noch ihren Anrufbeantworter ab und ging dann zu Bett.
Vor dem Einschlafen hatte sie noch immer Bens Stimme im Ohr. Er hatte gesagt, er liebe sie. Es waren die drei schönsten Worte, die Elizabeth kannte … wenn sie bei diesem Geständnis nur nicht schwanger gewesen wäre.
Wie gut, dass sie ihm das nicht persönlich sagen musste. Am nächsten Tag würde der Umzug stattfinden, und ehe Ben merkte, dass sie weg war, würde sie in ihrem neuen Apartment in einem weit entfernten Bundesstaat leben.
So etwas tut nur ein Feigling, das hatte sie sich oft genug gesagt. Aber sie tat es für sie beide. Nein, für sie alle drei.
Am nächsten Morgen fühlte sich Elizabeth noch immer sehr müde. Nach der Dusche ließ sie sich mit einer Tasse Kaffee auf die Couch fallen und sah sich die Nachrichten an.
Du wirst dich in Texas einleben, beschwor sie sich. Vor sechs Jahren hatte sie auch niemanden in Georgia gekannt, außer ihrer Kollegin Marina, mit der sie studiert hatte.
Elizabeth wollte erst am nächsten Tag abreisen. Sie hatte noch einiges zu erledigen. Unter anderem musste sie sich vergewissern, dass sie ihre Partnerinnen ausreichend über die Patienten informiert hatte, die sie ihnen übergab.
Der kleine Keramiktopf mit der Aufschrift „Hoffnungen“ stand mitten auf dem Couchtisch. Geistesabwesend nahm Elizabeth ihn zur Hand. Sie hatte so viel zu tun, und sie saß herum, ohne Energie. Ohne Hoffnung.
Gerade, als sie das Töpfchen zurückstellen wollte, klingelte es. Sie öffnete und sah sich Ben gegenüber. Plötzlich hatte sie genug Energie, um sehr weit wegzulaufen.
„Komm schon, Elizabeth. Lass mich hinein.“
Durch die Fliegengittertür starrten sie einander eine ganze Weile schweigend an.
„Willst du mir nicht mal eine Tasse Kaffee anbieten?“, fragte Ben schließlich leise.
„Natürlich“, murmelte Elizabeth. Ihre Gedanken überschlugen sich. Die Umzugskartons standen in der Garage und den Schlafzimmern, nicht im Wohnzimmer. Für die beiden in der Küche würde ihr schon eine Erklärung einfallen.
Sie sah auf ihre Uhr. Die Spedition würde nicht vor halb zehn kommen. Ihr blieben also eineinhalb Stunden.
Ben folgte ihr in die Küche. Mit zitternden Händen nahm sie einen Becher, doch er nahm ihn ihr ab und schenkte sich selbst Kaffee ein. An den Küchentresen gelehnt, trank er einen Schluck. Seine Miene war ausdruckslos-höflich, doch sein Blick war liebevoll, und er betrachtete sie eingehend.
Elizabeth seufzte, bemüht, sich zu fassen. Sie lächelte. „Was führt dich denn
Weitere Kostenlose Bücher