BACCARA EXKLUSIV Band 61
Küche zurück.
„Dann wollen wir mal“, murmelte sie und setzte sich an den Tisch.
Carl nahm den Stetson ab und legte ihn auf einen leeren Stuhl, bevor er sich Haven gegenübersetzte. Aufmerksam sah er sie an.
Sie war ganz offensichtlich nervös. Sie wich seinem Blick aus, hatte Schwierigkeiten, ruhig dazusitzen, und blickte jetzt unruhig durchs Zimmer.
Warum? Fühlte sie sich ertappt und in die Ecke gedrängt, weil jetzt nach zwei Jahren ein Fremder aufgetaucht war, der mit ihr über Brian sprechen wollte?
War sie schuldig? War Haven Larson eine Geheimagentin der Gegenseite? War sie eine Landesverräterin, die eine vollkommen neue Identität angenommen hatte? So zärtlich wie sie mit ihrer Tochter war, konnte er sich das kaum vorstellen.
Aber lange Jahre der Erfahrung hatten ihn gelehrt, dass der äußere Schein täuschen konnte. „Die Verpackung“, wie er es früher immer genannt hatte, konnte man ohne große Mühe ändern. Er durfte das nicht vergessen, und so rief er sich ins Gedächtnis, was er sich schon in seinem Pick-up auf dem Parkplatz vor der Boutique eingehämmert hatte, nachdem er wieder zu Verstand gekommen war: Haven Larson war für ihn in erster Linie ein Auftrag und keine Frau.
Als ihre Tochter rhythmisch auf das Tablett vor sich einzuschlagen begann und ihr Essen forderte, lachte sie auf. Und allein dieses helle Lachen genügte, damit es in seinen Lenden erneut heiß zu prickeln begann.
Verdammt, sie war eine Frau, und sogar eine ungemein attraktive und begehrenswerte Frau. Es war dumm, sich einzubilden, dass er das einfach ignorieren könnte. Es war zwar zum Verrücktwerden, dass sie so höllisch anziehend war, aber Tatsachen blieben Tatsachen. Bisher hatte er ja auch noch nie Schwierigkeiten damit gehabt, die Person von der Sache zu trennen. Niemals. Dass es ihm jetzt Probleme bereitete, lag wahrscheinlich nur daran, dass seine Fähigkeiten als Geheimagent in den letzten zwei Jahren etwas eingerostet waren. Er brauchte sie nur wachzurufen, allerdings sollte das schnell und erfolgreich geschehen, denn sonst könnte die ganze Angelegenheit sehr kompliziert werden.
Disziplin, Shannon, ermahnte er sich. Reiß dich zusammen.
„Dann wollen wir mal anfangen, bevor alles kalt wird“, sagte er laut.
Haven legte ein paar Pommes vor ihre Tochter. Paige griff mit beiden Händen danach und stopfte sich die Pommes in den Mund.
Carl lachte. „Sie hat wohl wirklich Spaß am Essen. Ein Mädchen ganz nach meinem Geschmack.“
Haven starrte ihn an. Dieses Lachen … es war so sexy, dass es sie bis ins Innerste aufwühlte. Sein tiefes, männliches Lachen hatte eine unmittelbar sinnliche Wirkung auf sie. Es erregte sie heftig, und das verwirrte sie. Schon als Carl Shannon in ihr Häuschen getreten war, war sie sich seiner Nähe mit einer fast quälenden Intensität bewusst gewesen. Er war der erste Mann, der sie hier, in ihrem Zuhause, besuchte, der erste, der ihr an diesem Tisch gegenübersaß. Ihr rauschte das Blut in den Ohren, und eine verzehrende Sehnsucht strömte durch ihren Körper.
Oh ja, sie wollte diesen Mann. Sie begehrte ihn heftig.
Und, ja, dieser Mann war sehr gefährlich für sie.
Haven stand hastig auf, murmelte etwas von einem Messer und einer Tasse für Paige und eilte in die Küche.
Carl sah ihr nach. Sie scheint wirklich ausgesprochen nervös zu sein, dachte er erneut. Er lehnte sich zurück und blickte sich im Zimmer um.
Die Einrichtung war nicht besonders beeindruckend, manches ein wenig abgenutzt und nicht immer zueinander passend. Spielsachen lagen auf dem Boden verstreut, und ein Ställchen stand in einer Ecke. Aber das Zimmer wirkte auffallend sauber und gemütlich.
Hier könnte ein Mann sich von der harten Arbeit des Tages entspannen, könnte die Füße hochlegen und abschalten. Der Duft des Essens würde aus der Küche zu ihm hinüberwehen und fröhliches Kindergeplapper von Paige ihn zum Lachen bringen. Und später, wenn die Kleine fest in ihrem Bettchen schlief, würde er Haven an sich ziehen und sie leidenschaftlich …
Er räusperte sich und runzelte ärgerlich die Stirn. Dabei war es nun wirklich seine eigene Schuld, dass er jetzt erneut die Hitze des Verlangens in sich spürte. Was erwartete er, wenn er sich solchen Fantasien hingab? Er richtete sich gerade auf, griff nach seinem Hamburger und nahm einen großen Bissen.
Haven kam zurück, setzte sich wieder und war in den nächsten Minuten damit beschäftigt, einen Teller für ihre Tochter herzurichten.
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