BACCARA EXKLUSIV Band 61
erledigen gehabt haben.“
„Ja, stimmt“, murmelte Carl. „Hatte er auch. Hab’ ich nur gerade vergessen.“
„Du musstest wahrscheinlich immer an das hübsche kleine Ding da bei dir im Auto denken.“ Hank grinste. „Wer ist sie denn?“
„Denk, was du willst. Von mir erfährst du nichts. Du klatschst nämlich schlimmer als ein ganzes Kaffeekränzchen alter Damen.“
„Verdammt!“, brummte Hank, aber er lachte dabei.
José. Carl überlegte, als er ein paar Minuten später wieder auf der Landstraße war. José hatte die Ranch also mit diesem Auto verlassen, ohne dass er, sein Boss, etwas gemerkt hatte. José war irgendwohin gefahren und hatte eine Menge Benzin verbraucht.
Wo war er gewesen? Warum hatte er ihm nicht Bescheid gesagt? Und was war heute Morgen mit ihm los gewesen, dass er ihm beim Sprechen nicht hatte ins Gesicht sehen können? Er hatte geglaubt, zu empfindlich reagiert zu haben … Aber jetzt?
Verdammt, was tat José, was er nicht wissen durfte?
Carl kniff die Augen zusammen und umfasste das Steuerrad fester. Etwas an der Sache gefiel ihm nicht, gefiel ihm ganz und gar nicht. Besonders der Zeitpunkt für Josés merkwürdiges Verhalten bereitete ihm Kopfzerbrechen. Oder war es reiner Zufall, dass sein Vorarbeiter genau an dem Tag weggefahren war, an dem er in Washington gewesen war und sich bereit erklärt hatte, noch einmal für den Geheimdienst zu arbeiten?
„Verdammt!“, fluchte er vor sich hin.
„Was ist los?“, fragte Haven erstaunt.
„Nichts. Ich bin nur gerade zu einem Schluss gekommen. Haven, ich werde dein Haus heute Nacht überwachen. Du wirst davon nichts mitbekommen, kannst aber in dem Gedanken, dass ich in der Nähe bin, ruhig schlafen. Und morgen werde ich dafür sorgen, dass du rund um die Uhr Polizeischutz hast, bis diese Sache aufgeklärt ist.“
Haven seufzte. „Besonders begeistert bin ich davon nicht. Ich komme mir ja vor wie ein Fisch in einem Aquarium.“
Carl lächelte sie zärtlich an. „Ja, aber du bist ein sehr kostbarer Fisch, mein Schatz.“
Haven lachte leise, doch bei seinen Worten breitete sich eine wohlige Wärme in ihr aus.
10. KAPITEL
Die Nacht hatte die letzten Farbstreifen vom Himmel gelöscht, und die Dunkelheit war gleich einem schweren Vorhang gefallen. Wie funkelnde Diamanten blitzten die Sterne darauf.
Haven versuchte, an nichts anderes zu denken als an die Schönheit dieser Nacht, an ihre Nähe zu Carl und daran, dass ihre kleine Tochter warm und sicher hinter ihr schlief.
Aber je näher sie der Stadt kamen, desto schwerer fiel es ihr, die beunruhigenden Gedanken zu unterdrücken.
Es erschien ihr unvorstellbar, dass erst zwölf Stunden vergangen waren, seit Carl sie und Paige abgeholt und zu seiner Ranch gefahren hatte. So viel war in der Zwischenzeit geschehen.
Die Verfolgung vermutlich feindlicher Agenten an diesem Morgen, die quälenden Erinnerungen an ihr Leben mit Brian waren wieder deutlich in ihr Bewusstsein getreten und zwangen sie, sich erneut damit auseinanderzusetzen. Brians böses Vermächtnis hatte sie und Paige in Gefahr gebracht. Es war beinahe so, als wollte Brian noch vom Grab aus seine Macht behaupten und sie in dunkle Machenschaften verwickeln.
Haven seufzte innerlich und richtete ihren Blick dann entschieden aus dem Seitenfenster hinaus in die schwarze Nacht. Es musste ihr gelingen, Abstand zwischen Carl und ihr zu schaffen, damit sie sich klar und objektiv vor Augen führen konnte, was geschehen war und was vielleicht noch auf sie zukommen mochte.
Carl Shannon hatte Brian Larson erschossen.
Sie ließ diese Tatsache noch einmal ganz auf sich wirken, prüfte sie mit Herz und Verstand, um sich eine ehrliche, unvoreingenommene Meinung über Carl Shannon zu bilden. Sie durfte nicht beschönigen oder gar verschleiern, was Carl getan hatte.
Was Carl getan hat, klang es in ihr nach.
Ja, er hatte Brian getötet, aber wenn er das nicht getan hätte, dann wäre jetzt er und nicht Brian in fremder Erde begraben.
Nein, Carl hatte nicht seinen besten Freund getötet, denn dieser Freund hatte schon lange nicht mehr existiert. Der Mann, den er erschossen hatte, war ein Landesverräter gewesen, ein Feind, der seinen alten Freund ohne zu zögern umgebracht hätte, wenn der ihm nicht zuvorgekommen wäre.
Sie hatte schon lange einen klaren Abstand von der Zeit mit Brian gewonnen. Sicher, er war ihr Mann gewesen, und er war Paiges Vater, aber heute bei ihren täglichen Pflichten bedeutete das nicht mehr viel. Und es war
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