BACCARA EXKLUSIV Band 61
„Sie müssen ja vollkommen erschöpft sein, Lupe. Paige hat Sie bestimmt ziemlich auf Trab gehalten. Nach dem Mittagsschlaf ist sie immer besonders munter.“
„Oh, nein, ich bin überhaupt nicht müde. Dieses Kind macht einen doch glücklich. Ich wollte Ihnen beiden nur sagen, dass das Abendessen serviert werden kann.“
Haven sah schnell auf die Uhr. „Du lieber Himmel, es war mir gar nicht bewusst, dass es schon so spät ist. Und wir haben ja noch die lange Fahrt nach Houston vor uns“, wandte sie sich an Carl.
„Aber vorher sollten Sie etwas Warmes essen“, erklärte Lupe bestimmt. „Kommen Sie. Ihre kleine Tochter hat auch Hunger. Sí, Paige?“
„Sí, sí, sí“, krähte Paige fröhlich.
„Was für ein Genie!“ Haven musste lachen. „Meine Tochter ist erst achtzehn Monate alt und spricht schon zwei Sprachen.“
„Und sie ist sehr hübsch, genau wie ihre Mama“, sagte Lupe.
Da hat sie vollkommen recht, dachte Carl und stand auf. Haven ist sehr hübsch. Und es war wunderbar, sie zu küssen und zu streicheln, sie fest an sich zu drücken … Stopp, Shannon, daran darfst du nicht denken.
Wenn er nicht wollte, dass ein sehnsüchtiger Seufzer ihn vor den beiden Frauen verriet, sollte er sich schleunigst zusammenreißen. Was ihm ungemein schwer fiel, solange Haven in seiner Nähe war.
Zwei Stunden später fuhr Carl erneut die Landstraße entlang, auf der Haven und er bereits auf dem Hinweg am Vormittag verfolgt worden war. Er saß deshalb sehr aufrecht und angespannt hinterm Steuer und sah immer wieder prüfend in die Rückspiegel.
Die Sonne stand dicht über dem Horizont, und der Himmel leuchtete in den kühnsten Farben, von Gelb über Orange und Rot bis hin zum dunkelsten Violett.
Seit er aus dem Geheimdienst ausgetreten war, war es für Carl selbstverständlich geworden, bewusst auf die Schönheiten der Natur zu achten und sie zu genießen. Doch heute nahm er den fantastischen Himmel kaum wahr, seine ganze Aufmerksamkeit galt möglichen Gefahren für Haven und Paige.
Er befand sich wieder auf der Schattenseite der Realität, die ihm seit Langem und auf so schmerzliche Weise vertraut war.
Unauffällig blickte er zu Haven. Sie hatte die Hände so fest im Schoß gefaltet, dass die Knöchel weiß hervortraten. Seit sie die Ranch verlassen hatten, hatte sie noch kein Wort gesagt. Nur Paiges fröhliches Geplapper, die sich mit ihrer Puppe unterhielt, durchbrach die Stille im Wagen.
Am liebsten hätte er Haven nicht nach Houston zurückgebracht, sondern sie auf der Ranch behalten, wo er sie im Auge haben konnte und wo sie sicher war. Er stieß einen tiefen Seufzer aus und spürte dann, dass Haven ihn erstaunt von der Seite ansah.
Er war sogar so weit gegangen, ihr nach dem Abendessen vorzuschlagen, doch erst am nächsten Tag zurückzufahren, aber sie hatte das abgelehnt. Sie habe zwar versprochen, seinen Anordnungen Folge zu leisten, hatte sie erklärt, aber sofort hinzugefügt, dass sie nicht genug Windeln für Paige dabeihabe, und außerdem wolle er doch auch die Decke aus ihrem Auto holen.
Als ehemaliger Geheimagent musste er ihr im Stillen recht geben. Denn sein Gespür sagte ihm, dass ihre Verfolger sich nur dann zeigen würden, wenn sie wie immer ihren normalen Tagespflichten nachging.
Aber als Mann, der sie leidenschaftlich geliebt hatte, hätte er am liebsten die Tür verriegelt, damit Haven das Ranchhaus nicht verlassen konnte.
Er wollte sie bei sich haben, damit er sie beschützen konnte.
Damit er sie wieder lieben konnte.
Er wollte sie bei sich haben, weil sie zu ihm gehörte.
Ärgerlich schüttelte er den Kopf, als er merkte, dass er wieder einmal seine Vergangenheit außer acht ließ und an eine gemeinsame Zukunft mit Haven dachte.
Zu seiner großen Überraschung schien sie akzeptiert zu haben, dass er es war, der ihren Mann umgebracht hatte. Aber wie würde sie empfinden, wenn sie allein und bei sich zu Hause war und ein wenig Zeit gehabt hatte, über das Geschehene nachzudenken?
Vergiss es, Shannon, schalt er sich selbst. Du hast nur für Havens und Paiges Schutz zu sorgen.
„Haven“, er warf ihr einen kurzen Blick zu, „ich werde da vorne abbiegen, um zu tanken. Das tue ich dort immer. Die alte Tankstelle ist ein Treffpunkt von allen Ranchern der Umgebung. Der Mann, der sie führt, ist ein Unikum und scheint schon seit ewigen Zeiten hier zu leben.“
Haven lächelte. „Wie schön, dass es noch etwas aus einer anderen Ära hier gibt.“
„Das kann man wohl
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