BACCARA EXKLUSIV Band 61
fragte sie dann völlig überraschend: „Hat Brian jemals eine Liste mit bestimmten Namen erwähnt?“
Sie schüttelte irritiert den Kopf. „Nein.“
Auch gut, dachte Carl. Entweder sie hat die Liste nicht, oder sie weiß nicht, dass sie sie hatte. So wie es aussah, lag wirklich noch viel Arbeit vor ihnen.
Carl klopfte mit dem Kugelschreiber ungeduldig auf den Schreibblock. Schon seit ein paar Stunden saß Haven ihm gegenüber im Ledersessel, und sie versuchten gemeinsam, der Lösung des Rätsels näherzukommen.
Schließlich fluchte er leise und warf den Stift resigniert auf den Tisch. Er lehnte sich zurück und blickte an die Decke. „Nichts. Wir wissen nicht einmal, wer der Mann ist, der dir den angeblichen Jagdunfall gemeldet hat. Wahrscheinlich war es einer der feindlichen Agenten. Unser Geheimdienst hat ja erst vor Kurzem erfahren, dass es dich überhaupt gibt.“
„Die Beerdigung war also eine reine Farce“, sagte Haven wie zu sich selbst.
„Ja, so viel steht fest. Immerhin weiß ich, wo und wann Brian wirklich beerdigt wurde.“ Carl sah wieder auf den Schreibblock. „Lass uns noch einmal alles von Anfang an durchgehen. Brian hat dir tatsächlich nichts gegeben, keinen Brief, keinen Umschlag, kein Päckchen, das du für ihn aufbewahren solltest?“
„Nein, ganz bestimmt nicht.“ Haven stand auf und ging unruhig im Zimmer auf und ab. „Er hat ein paar Haushaltsgegenstände mit in die Ehe gebracht und hatte sonst nur ein paar Kleidungsstücke, die ich schon längst weggegeben habe. Das ist alles. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.“
„Schon gut.“ Carl hob beschwichtigend die Hände. „Reg dich nicht auf. Wenn es darauf ankommt, kannst du doch eine ganze Menge aushalten, mein Schatz.“
Haven lachte. „Ich bin nicht dein Schatz“, rutschte es ihr gegen ihren Willen heraus.
„Wirklich nicht?“, sagte Carl. Seine Stimme war rau und ernst.
Sie sahen sich in die Augen. Ihr Herz pochte wie wild, ihr Atem flog, und ihr Verlangen nacheinander drohte sie fast zu überwältigen. Sie dachten an ihre gemeinsame Ekstase, und sie wussten beide, dass sie sich wieder lieben würden.
Nur gewaltsam gelang es Haven, den Blick loszureißen. Sie seufzte. „Carl, bitte nicht. Ich bin ohnehin noch völlig durcheinander, und es fällt mir schon schwer genug, über all das zu sprechen. Dabei ist die Sache wirklich ernst.“
„Na schön.“ Carl lächelte ein wenig schief und klopfte mit dem Stift auf den Block. „Dann also zurück zu der Liste.“
„Ich habe keine Liste“, erklärte Haven noch einmal, „und ich kann mir auch nicht vorstellen, wo sie sein könnte. Wahrscheinlich war es das, was Brian mir geben wollte, denn er sprach ja davon, dass ich ihm bei seinem Projekt helfen sollte. Aber er hat es nie getan.“
„Und du hast tatsächlich nicht mehr ein Stück aus der Zeit, als du mit Brian verheiratet warst?“
„Bestimmt nicht. Du kannst ja mein Haus durchsuchen, mein Auto, mein …“ Sie brach plötzlich ab und sah Carl mit großen, weit aufgerissenen Augen an. „Himmel, mein Auto!“
Carl beugte sich vor. „Was ist mit ihm?“
„Es ist schon so lange her, dass ich es beinahe vergessen habe. Ich weiß nicht einmal mehr, ob es überhaupt noch da ist.“
„Dein Auto? Haven, wovon sprichst du?“
„Nein, nicht mein Auto.“ Haven holte tief Luft, um sich zu beruhigen. „In dem Karton mit Bettwäsche, die Brian mit in die Ehe brachte, war auch eine kleine Reisedecke. Sie war zwar schon ziemlich verblichen und etwas fadenscheinig, aber irgendwie mochte ich sie, weil sie handgemacht und in einem interessanten Muster gesteppt war.“
„Ja, und?“
„Nun, ich nahm die Decke mit nach Houston. Es tut mir leid, Carl, dass ich das vergessen hatte. Aber vor ein paar Monaten kam mir das Ding dann doch zu schäbig vor, und ich legte es in den Kofferraum meines Autos zu dem Verbandskasten.“ Haven schwieg, dachte einen Augenblick nach und fuhr dann fort: „Ich weiß gar nicht, warum ich es überhaupt erwähne. Es ist keine echte Steppdecke, in der man gut etwas verstecken könnte. Eigentlich ist es nur eine dickere Decke, die mit einer Stepperei verziert ist.“
„Immerhin“, sagte Carl. „Das ist mehr, als wir vor fünf Minuten hatten, und wir sollten sie unbedingt …“
Ein Klopfen an der Tür unterbrach ihn. „Herein.“
Lupe trat ein und hatte Paige auf dem Arm.
„Mama“, rief die Kleine strahlend und klatschte in die Hände. „Dada, Mama.“
Haven ging rasch zu Lupe.
Weitere Kostenlose Bücher