BACCARA EXKLUSIV Band 61
jungen Jahren selbst Hals über Kopf Verantwortung übernommen.
Er hatte Elizabeth noch nicht erzählt, wie es zu seiner Ehe gekommen war. Es sei nicht wichtig, hatte er sich eingeredet, doch er wusste nicht genau, ob das stimmte. Oder ob er dieses Thema überhaupt anschneiden wollte …
Seine Tochter war ihm ein einziges Rätsel. Plötzlich war sie nicht mehr zu lenken, und er wusste weder, wie er sie erziehen noch, wie er mit ihrer Sexualität umgehen sollte.
Als er herausgefunden hatte, dass Barbie schwanger war, hatte er sich die größten Vorwürfe gemacht. In welcher Hinsicht hatte er sie enttäuscht? Was hatte er falsch gemacht? Wieso hatte er diese Entwicklung nicht kommen sehen? Tausend Fragen, keine Antworten.
Dann hatte seine Sekretärin ihm Elizabeth empfohlen, und es hatte augenblicklich bei ihm gefunkt. Elizabeths Verhalten bewies ihm, dass ihr die körperliche Seite ihrer Beziehung gefiel – so weit davon überhaupt die Rede sein konnte. Aber wenn es ihm nicht gelang, ihre ausweichende Haltung zu ändern, dann würde er sie nie ins Bett bekommen.
Seine Reaktion auf sie erstaunte ihn. Aber Elizabeth sprach ihn nicht nur sexuell an, sondern auch intellektuell. Er hoffte nur, ihr klarmachen zu können, dass es ihr mit ihm ebenso erging. Auch wenn es nicht leicht sein würde, so war er doch zuversichtlich, es zu schaffen. Schwierigkeiten zu überwinden, gehörte zu seinem Job, und bisher war er sehr erfolgreich darin gewesen.
Als Architekt hatte er sich auf die Planung von Gefängnissen spezialisiert und hart dafür gearbeitet, sein eigenes Büro aufzubauen. Und noch härter, um Aufträge zu erhalten, in denen er seine Vorstellungen von modernem Strafvollzug verwirklichen konnte. Inzwischen beschäftigte er fünf weitere Architekten und zahlreiche Bauzeichner und Computer-Designer. Sie entwarfen Gefängnisse für ganz Amerika, aber auch für Europa und Kanada.
Bis ein Jahr vor Jeannes Tod hatte er seine ganze Energie in seine Firma gesteckt, und sie hatte sich um ihr Kind und ihr Zuhause gekümmert. Jeder war in seinem Bereich aufgegangen, hatte den anderen praktisch ausgeschlossen, weil keine Zeit für beides vorhanden war.
O ja, Jeanne hatte ihn geliebt. Und obwohl er selbst nicht genau wusste, was Liebe war, so hatte er seine Empfindungen für Jeanne Liebe genannt. Zweifellos bedeutete sie ihm viel, aber es gab kein Herzrasen, kein schnelleres Atmen, nicht einmal Vorfreude darauf, mit ihr zusammen zu sein. Tatsächlich war es in ihrer Ehe ziemlich abgeklärt zugegangen. Das hatte an seiner fehlenden Leidenschaft gelegen, aber er hatte nicht gewusst, wie er es hätte ändern sollen.
Jeanne und er hatten sich immer mehr auseinandergelebt, waren aus der Notwendigkeit heraus eigenständig geworden. Sie hatte ihn über häusliche Dinge informiert, er sie über bevorstehende Geschäftsreisen. Gesellschaftliche Verpflichtungen hatten sie gemeinsam wahrgenommen.
Und natürlich hatten sie über ihre Tochter gesprochen. Diese Gespräche fanden in den wenigen Stunden statt, die sie an ein oder zwei Abenden pro Woche Zeit füreinander hatten. Ansonsten lebte jeder in seiner eigenen Welt. Wie er es hasste, sich das einzugestehen! Aber tief im Inneren hatte er das schon damals gewusst, sich jedoch nicht bemüht, die Dinge zu ändern. Stattdessen hatte er sich daran gewöhnt, allein zu sein.
Jeannes Krebserkrankung hatte den Ablauf ihres Alltags verändert. Sie hatten sich voll darauf konzentriert, ihr Leben zu retten, und sich gleichzeitig auf das Schlimmste vorbereitet. So waren sie schließlich doch noch zusammen gewesen, wenn auch nicht als innig verbundenes Ehepaar. Im Kampf gegen ihren Krebs waren sie eins, obwohl sie die ganze Zeit ahnten, dass sie auf verlorenem Posten kämpften.
Und am Ende war der Kampf verloren. Er, Ben, war mit einem Kind zurückgeblieben, das er und Jeanne nicht an ihren persönlichen Gesprächen, an ihren schmerzlichen Entscheidungen, die bis zu ihrem Tod gingen, hatten teilhaben lassen. Sie hatten Barbie vor Kummer schützen wollen, doch in Wirklichkeit hatten sie sie ausgegrenzt.
Ben seufzte müde. Seit Jahren versuchte er, Barbie an seinem Leben teilnehmen zu lassen oder Zugang zu ihrem zu finden. Bisher war es ihm nicht gelungen. Sein Fehler war, anzunehmen, er und Barbie könnten auf die gleiche distanzierte Weise zusammenleben wie er seinerzeit mit Jeanne. Also für kurze Zeit zusammenkommen, um dann wieder getrennte Wege zu gehen. Dabei hatte er in seinem eigenen
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